Westafrika Jänner-März 2005

Teil 9: Mauretanien

Freitag, 25. Februar 5

Zwischen dem Senegal und Mauretanien gibt es nur zwei Grenzübergänge: Die Fähre bei Rosso, bekannt für korrupte Beamte und üble Schlepper, denen man ausgeliefert ist, und die Brücke bei Diama, die auf mauretanischer Seite nur auf einer miserablen über einen etwa 40 Kilometer langen Damm verlaufenden Piste erreichbar ist und wo ebenfalls ungerechtfertigterweise von allen Behörden Gebühren eingehoben werden. Wir wählen das kleinere Übel, den Damm. Die senegalesische Gendarmerie ist freundlich und hebt keine Gebühren ein, bei der Polizei hingegen will man, da ja islamischer Ruhetag ist, 2.500 (3,75 Euro) CFA "Sonntagsgebühr". Ich gebe mich empört und spende schließlich 1.000 CFA (1,50 Euro). Beim Zoll kostet's 2.500, dafür gibts auch einen echt aussehenden Beleg. Nun kommt noch die Brückenbenützungsgebühr von wahlweise 4.000 CFA oder 10 Euro und schon sind wir in Mauretanien, allerdings nur geografisch. Denn hier gibts etliche Behördenwege: Die Polizisten trinken gerade Tee, ich werde eingeladen. Dann stempelt einer die Pässe und trägt uns ins dicke Buch ein. Kostet 2.000 mauretanische Ougia (6 Euro). Die darf man aber nicht einführen und eine Wechselstube gibts nicht. Es wären auch 10 Euro recht. Zufällig finde ich in meiner Hosentasche Ougias (danke Karin!). Ich verlange aber eine Quittung, die gibts aber nicht, weil der Computer angeblich kaputt ist. Ich bin allerdings sicher, dass dieses Büro noch nie einen Computer gesehen hat und geb das Geld nicht aus der Hand. Daraufhin geht der Beamte wieder Tee trinken. Ich hol mir nun ein Buch aus dem Auto und beginne im Büro zu lesen. Plötzlich kommt ein anderer Beamter und schreibt mir eine Quittung, sogar mit Datum und Stempel. Ein Kassabuch oder ein Durchschreibebuch gibt es allerdings nicht, sodass Vater Staat Mauretanien nie erfahren wird, wieviel hier eingenommen wurde. Nun kassiert noch die Gemeinde 2.000 CFA oder 5 Euro. Meine letzten CFA machen 1.700 und nochwas aus, das und ein Cadeaux reicht auch. Nun kommt noch der Zoll, wo ich eine Erklärung ausfüllen muss, dass ich mein Auto innerhalb von 30 Tagen wieder ausführe, kostet 2.000 Ougia oder 10 Euro. Hier gibts zwar auch einen Beleg, aber es liegt kein Durchschlagpapier im Buch und so wandern meine 2.000 ebenfalls in dunkle Kanäle. Nun noch auf bzw. neben dem Damm nach Rosso gefahren, wo man eine Haftpflichtversicherung abschließen muss. Die kostet für 10 Tage 9.200 Ougia (28 Euro), wobei auf der Polizze nur 4.700 draufstehen. Der Rest ist wohl wieder Freitagsgebühr. So schlimm, wie in den Reiseführern beschrieben, von Bekannten erzählt und von uns befürchtet, war's also gar nicht. Auch zeitmäßig war's durchaus erträglich: 4½ Stunden (incl. einer Stunde Fahrzeit am Damm). Die Landschaft Richtung Nouakchott, der Hauptstadt Mauretaniens ist eine Augenweide: Überall rotbrauner Sand, auch Dünen, mit starkem Strauch- und Akazienbewuchs. Das sieht sehr nett aus, wo wir doch den Sand schon sehr vermisst haben. Immer wieder stehen Beduinenzelte, dazwischen auch Blechhütten und auch einzelne Häuser. Man sieht, dass hier die Beduinen sesshaft werden. Auch das Kamel als Transportmittel hat ausgedient, neben den Behausungen stehen alte Mercedes und Pickups. Wir erreichen Nouakchott am späten Nachmittag, machen einen Spaziergang durch den Markt und übernachten weit außerhalb in den Dünen. Am Abend weht kalter Wind und die Zeiten des gemütlichen Draußensitzens scheinen vorbei zu sein.

Samstag, 26. Februar 4

Unser Weg führt uns nochmals nach Nouakchott, da gestern die Banken und Geschäfte geschlossen hatten. In einem sehr gut sortierten, aber ziemlich teurem Supermarkt gegenüber dem Novotel können wir sogar unsere alten Ougias in neue tauschen. Mauretanien hat seit kurzem neue Geldscheine und wir hatten noch etliche alte. Das Internet-Cafe öffnet leider erst am Nachmittag. Wir fahren nun hinunter zum Strand und fahren nun die die wunderschöne Strecke bis Nouamghar, knapp 200 Kilometer, auf dem Strand. Anfangs haben wir großen Respekt vor dem nassen Sand, weil wir Angst haben, das Auto könnte unterspült werden, wenn man steckenbleibt, und fahren daher im trockenen Sand. Doch mit der Zeit wagen wir uns näher ans Wasser und stellen fest, dass man am besten im feuchten Sand fährt. An manchen Stellen behindern Felsen die Fahrt und man muss ins Wasser. Wir haben Glück, dass gerade Ebbe ist, denn nur zu diesem Zeitpunkt ist eine Passage möglich. Gelegentlich treffen wir auf Fischer, die an ihren Booten arbeiten. Besonders eindrucksvoll finden wir jene Stellen, wo Sanddünen bis direkt ans Meer reichen. Gegen Abend erreichen wir den Nationalpark Banc d'Arguin, den wir morgen auf unserer Fahrt nach Norden durchqueren wollen. Wir bezahlen je umgerechnet ca. 10 Euro Eintritt und übernachten kurz nach der Einfahrt. 

Sonntag, 27. Februar 4

Dass man im Park nur in einem von drei ziemlich teuren Camps übernachten darf, hat uns keiner gesagt und lesen wir erst heute im Reiseführer. Überhaupt ist der Park nicht besonders eindrucksvoll. Manche Strandabschnitte sind voll Müll, der angeschwemmt wurde, außer Möven, Störchen,  Reihern und einigen Pelikanen sehen wir keine Vögel und überhaupt sieht's auf der Strecke aus wie normale Sahara ringsum. Kein Vergleich zum gestrigen (kostenlosen) Strandabschnitt. 

Montag, 28. Februar 4

In Nouadibou besuchen wir ein Cyber-Cafe, wo wir trotz sehr langsamer Verbindung unseren Reisebericht hochladen können; ein Zugriff auf Mails gelingt jedoch nicht, da die Leitung immer wieder abreisst. Auf Cap blanche, dem Ende der spitzen Landzunge, auf der Nouadibou liegt und auf der der Länge nach die Grenze zu Marokko verläuft, sehen wir uns den Leuchtturm und eine christliche Kapelle an. Wir klettern hinunter zum Strand, wo es tausende Möven gibt. Gleich in der Nähe ist im September 2003 ein Frachter auf Grund gelaufen. Es ist schwer verständlich, dass das riesige Schiff nicht geborgen wurde. Leider lassen sich die Robben nicht blicken, die es hier normalerweise gibt. Vielleicht liegt es an der gerade hersschenden Flut. Mittlerweile konnten wir in Erfahrung bringen, dass Diesel in der Westsahara bedeutend billiger ist als in Mauretanien und dass es reichlich Tankstellen gibt. Wir wollen daher nicht mehr in Mauretanien tanken und sind froh, dass uns ein Deutscher unsere überzähligen Ougias abkauft. Am Nachmittag warten wir an der Bahnlinie Nouadibou-Choum auf den längsten und schwersten Zug der Welt. Wir haben Glück: Er ist pünktlich. Der Zug bringt zweimal täglich Eisenerz aus dem etwa 800 Kilometer entfernten Choum an die Küste. Die Züge sind 2 Kilometer lang und wirbeln Unmengen von Staub auf. Man kann auch sein Auto auf den Zug verladen, muss allerdings 13 Stunden im Fahrzeug auf einem Plattformwaggon verbringen. Auch Passagiere können für sehr wenig Geld mitfahren. Sie müssen allerdings in den Güterwaggons bzw. auf dem Erz sitzen. 

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