Westafrika Jänner-März 2005Teil 7: Mali Mittwoch, 16. Februar 5 Der Grenzübertritt nach Mali verläuft schnell und unkompliziert. Nur der malische Gendarmeriebeamte möchte Geld für seinen Morgenkaffee. Ich gebe ihm augenzwinkernd zu verstehen, dass ich auf diesem Ohr schlecht höre und siehe da: Es geht auch ohne. Mit Ausnahme eines etwa 100 Kilometer langen Stückes ist die Straße bis Djenne in bestem Zustand und da auch kaum andere Fahnrzeuge unterwegs sind - Mali ist mehr noch als Burkina ein armes Land und kaum jemand besitzt ein Auto - kommen wir zügig voran. In Djenne setzen wir mit der Fähre über (hin und retour 3.000 CFA/4,50 Euro) und besichtigen, nachdem wir alle aufdringlichen Führer abgeschüttelt haben, die im sudanischen Stil erbaute Altstadt mit der wunderschönen Moschee, die allerdings nur von Moslems betreten werden darf. Wir kaufen auch etliches von Kindern angebotenes aus Konservendosen gefertigtes Miniaturspielzeug. Heute ist es so heiß, dass sich das Wasser im Tank unter der Bodenplatte (somit ganztags im Schatten) auf weit über 40 Grad erwärmt und somit für eine Dusche zu heiß ist! Donnerstag, 17. Februar 5 Unsere Rundfahrt durch das Dogon-Land führt uns auf
schlechter Piste nach Bankass, wo wir die Falaise de Bandiagara auf
abenteuerlicher Straße hochfahren. Hier begegnen uns unzählige Frauen,
die auf ihren Köpfen Waren ins Tal tragen. Manche nehmen dabei die
viele Kilometer lange Straße, andere einen abenteuerlichen Abstieg an
der Felswand. Generell trägt in Westafrika jeder alles auf dem Kopf
(vermutlich kriegen Kinder schon einen Topf aufgesetzt, bevor sie gehen
können), aber was die Frauen hier auf ihrem Haupt tragen, schlägt
alles bisher Gesehene. Nach einer Rast in Bandiagara sehen wir uns noch
eines der Dogon-Dörfer an. Wegen der dort vorhandenen Felsbilder
wählen wir Songo. Wir bezahlen je 1.000 CFA (1,50 Euro) Eintritt plus
nach Verhandlung 1.000 für den obligaten Führer. Weiters überzeugt
man uns noch von der Notwendigkeit einer Spende für die
Erwachsenenschule und nötigt uns noch zum Kauf eines Souvenirs. Nicht,
dass uns Leid ums Geld wäre, ganz im Gegenteil: In Westafrika Geld
ausgeben, wofür auch immer, heisst Not lindern. Da das Dorf wegen der
tollen Aussicht vom nahen Felsen und der Felsmalereinen am
Initiationsplatz in diversen Reiseführern Erwähnung findet, kommen
fast täglich Touristen dorthin und die Dorfgemeinschaft erwirtschaftet
so ein kleines Nebeneinkommen. Dass die unzähligen Dörfer, durch die
wir täglich fahren, diese Möglichkeit nicht haben, stimmt uns ein
wenig nachdenklich. Freitag, 18. Februar 5 Wir fahren ganzen Tag durch abwechslungslose Savannenlandschaften. In Segou kaufen wir einen Dieselvorfilter, denn jener, den ich unmittelbar vor unserer Abreise eingebaut habe, ist nach nur 8.800 Kilometern nun am Ende. Da ist wohl viel Mist im Diesel. Samstag, 19. Februar 5 Bamako, die Hauptstadt Malis, besticht durch Lärm, Smog und chaotischen Verkehr. Da wir nur hier den Niger überqueren können, müssen wir wohl oder übel mittendurch. Unser erster Weg führt uns in ein Internet-Cafe, um alle Daheimgebliebenen an unserer Reise teilhaben zu lassen. Die nächsten hundert Wege führen zu Autoersatzteilhändlern, denn der gestern gekaufte Dieselfilter passt nicht. Es scheint keinen passenden Vorfilter zu geben; es scheitert am Durchmesser der Anschlüsse. Nach unzähligen Versuchen, genau den richtigen Filter zu bekommen, gebe ich auf und nehme einen mit 8 statt 10 Millimetern Anschlussdurchmesser. Der lässt sich zwar mit Müh' und Not an die Dieselleitung anschließen, aber nach Adam Riese geht da 36 Prozent weniger Kraftstoff durch. Es wird noch eine Weile dauern, bis wir feststellen können, ob das reicht, denn in den nächsten Tagen werden wir keine hohen Geschwindigkeiten erreichen: Zunächst geht es auf guter Asphaltstraße stetig bergauf - wir überqueren die Westafrikanische Wasserscheide - und dann zweigen wir auf eine Piste ab, die uns durch landschaftlich schöne, aber sehr abgelegene Gebiete bis an die senegalesische Grenze führen wird. An der Ortseinfahrt von Kita, einem Dorf, in dem man nicht einmal Tomaten bekommt, fallen wir modernen Wegelagerern in die Hände: Hier hebt die Stadtverwaltung eine "Entwicklungsabgabe" in Höhe von 1.000 CFA (1,50 Euro) je Fahrzeug ein. Es empört mich, dass man nach 100 Kilometern Fahrt nur die Wahl hat, zu bezahlen oder die 100 Kilometer zurückzufahren. Wir bezahlen murrend in der Hoffnung, dass das Geld irgendwie sinnvoll verwendet wird. Die nun folgende Polizeikontrolle ist übergenau und endet mit einer Forderung nach einem Geschenk, die ich erfolgreich hartnäckig ablehne. Sonntag, 20. Februar 5 Auf einer Stahlbrücke überqueren wir den Bakoy. In einem der nächsten Dörfer hält uns ein LKW-Fahrer an und informiert uns, dass in etwa 25 Kilometern die Straße wegen eines verunfallten Lastwagen unpassierbar ist. Er versteht nicht, dass wir nicht umdrehen (und 130 Kilometer zurückfahren), sondern zur Unfallstelle weiterfahren. Vielleicht gibt es eine Ausweichmöglichkeit oder man kann die Bergung des LKW abwarten. Doch es sieht nicht gut aus: An einem sehr steilen Abschnitt, wo die Straße in Serpentinen ins Bafingtal hinunterführt, versperrt der Unfallwagen die gesamte Straßenbreite; ein Vorbeikommen ist auf beiden Seiten nicht möglich. Ein Ersatz-LKW kommt aus Bamako und wird nicht vor morgen Nachmittag eintreffen. Zusammen mit dem Unfalllenker machen wir uns auf die Suche nach einer Umfahrung. Wir werden auch fündig, doch stelle man sich hier keine Straße oder Piste vor; es geht durch steiles, steiniges und mit Büschen und Bäumen bewachsenes Gelände. Wir müssen immer wieder Steine aus dem Weg räumen, störende Äste von Bäumen reißen und einzelne Bäume entfernen, eine schweißtreibende Arbeit, noch dazu in der größten Mittagshitze. Aber dann ist es geschafft und wir kommen 100 Meter unterhalb des Unfallfahrzeuges wieder auf die Straße. Nun passieren wir den Bafingstaudamm, die fünftgrößte Staumauer in Afrika, die von der VA-Tech miterrichtet wurde. Weiter geht es durch sehr abgelegene Dörfer. Hier sind die Menschen noch sehr natürlich, nicht aufdringlich und immer wieder haben wir den Eindruck, wir, das heißt Weiße, sind eine Sensation. An einem kleinen Dorfmarkt kaufen wir Brot und einige andere Dinge. Wir sind sofort umringt von Kindern, die uns unbedingt die Hand geben und sehen wollen, was wir einkaufen. Am Abend erreichen wir Mahina, wo wir sehr abenteuerlich auf der Eisenbahnbrücke den Bafing überqueren, der sich kurz darauf mit dem Bakoy zum Senegal vereint. Unser Nachtplatz ist naturgemäß in Flussnähe und kurz nach Sonnenuntergang fallen die Mücken über uns her. Montag, 21. Februar 5 Heute morgen fühle ich mich nicht wohl, ich bin sehr müde, habe Schweißausbrüche, kurz Frösteln und Schnupfen. Was das wohl wird? Ein Aspirin hilft mir ganz gut über den Tag, aber am Abend schwitze ich wieder wie verrückt und das, obwohl es heute bei weitem nicht so heiß ist wie in den vergangenen Tagen. Unser Weg führt uns entlang des Senegal nach Nordwesten. Die Piste wird immer schlechter und immer öfter müssen wir Alternativen suchen, weil sie vom letzten Regen teilweise weggespült ist oder weil niedrige Äste unser hohes Fahrzeug nicht durchlassen. Den Höhepunkt bildet eine steile Passage aus sehr großen Steinen, die höchste Ansprüche an die Bodenfreiheit stellt. Da wären wir mit unserem Ford nie drübergekommen! Insgesamt geht es heute sehr langsam voran: Am Abend, nach sieben Stunden reiner Fahrzeit werden wir 120 Kilometer auf dem Tacho haben! Doch der traumhafte Anblick der Senegal-Fälle bei Gouina belohnt uns für diese Strapaze. Am Abend kommen wir nach Kayes, wo wir dringend Geld wechseln müssen, denn sonst können wir unseren Tank nicht mehr füllen. Da die Banken schon geschlossen haben, versuchen wir es auf afrikanisch: Vor einer Bank fragen wir mehrmals, wann denn die Bank wieder öffnet, weil wir Geld wechseln wollen. Und dann warten wir. Doch nichts geschieht. Sollte denn diesmal die Methode nicht funktionieren (in Agadez reichte es, die Öffnungszeiten einer Bank zu studieren, in Ouagadougou wurden wir einfach so auf der Straße angesprochen)? Wir beschließen, etwas außerhalb der Stadt im Busch zu übernachten und morgen wieder zu kommen. Doch schon nach kurzer Fahrt werden wir von zwei Mopedfahrern angehalten, die uns dann in ein Handyzubehörgeschäft lotsen, wo der Besitzer Geld wechselt. Die Buschtrommeln funktionieren also doch! Auf der Fahrt aus der Stadt, nunmehr endlich auf guter Asphaltstraße, stelle ich fest: Der Dieselfilter lässt nicht genug Kraftstoff durch; bei 90 km/h ist Schluss. |
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