Westafrika Jänner-März 2005Teil 6: Burkina Faso Samstag, 12. Februar 5 Da Einheimische häufig einen kleinen Grenzübergang am Rande des Nationalparks "W" benützen, versuchen auch wir, uns mit dem Übertritt hier einen Umweg über Niamey zu ersparen. Die nigrischen Ausreiseformalitäten finden praktisch nicht statt. Der Grenzbeamte wirft nur einen Blick in die Pässe und wünscht "Bonne route!". Weder erhalten wir einen Ausreisestempel noch wird das Laissez passer einbehalten bzw. Karins Carnet abgestempelt. Über eine sehr schmale Piste, die vorwiegend von Radfahrern benutzt wird, fahren wir über die Grenze. Die Einreiseformalitäten gehen rasch vonstatten (2,5 Stunden), auch wenn den Beamten wohl die Übung fehlt: Formulare müssen erst gesucht werden, der Stempel ist am Austrocknen und wie war das nochmal mit der Gültigkeit eines Visums? Wir sind das fünfte ausländische Fahrzeug, das heuer hier passiert; der letzte Eintrag im dicken Buch stammt vom 31. Jänner. Weiter gehts, zunächst auf ganz guter Piste, später auf sehr gutem Asphalt. Auch in Burkina muss auf Teerstraßen eine geringe Maut bezahlt werden. Auf der Fahrt nach Ouagadougou wird die Vegetation zunehmend üppiger, zahlreiche Affenbrot- und Mangobäume treten auf. Jahreszeitbedingt ist aber alles trocken, vieles verdorrt, die Felder abgeerntet. Das wenige Grün ist von einer dicken Staubschicht bedeckt, die auf den ersten Regen wartet. Das wird vermutlich erst in zwei Monaten sein. Wir bemerken, dass aus unserem Diesel-Zusatztank Kraftstoff austritt, zwar nur tropfenweise, aber es scheint mir dennoch sinnvoll, das Problem zu beheben, solange das Leck klein ist. Wir schlagen daher früher als geplant unser Nachtlager auf und stellen unseren Landcruiser so auf einem Felsen ab, dass man bequem zum Tank sieht. Es dauert insgesamt fast fünf Stunden, bis die Schutzwanne unter dem Tank ausgebaut und gereinigt (es befindet sich kiloweise mit Diesel getränkter Sand darin), das Leck gefunden und abgedichtet, die Wanne wieder montiert ist und, schon zu fortgeschrittener Nachtstunde, ich wieder einigermaßen sauber bin. Sonntag, 13. Februar 5 Schon zum wiederholten Mal sind wir im Fernsehen, wie Karin immer sagt: Weil die Menschen hier eben keinen Ferseher haben, nützen sie jede Möglichkeit, nicht alltägliches anzusehen. Sie lassen sich in unserer Umgebung nieder und sehen einfach zu, was wir machen. Mal gibt es nur einen Zuseher, ein anderes Mal zehn oder zwanzig. Sie stehen oder sitzen in einigen Metern Entfernung von uns und beobachten genau, was wir tun, wie wir kochen, was wir essen und trinken, sind erstaunt, dass wir fließendes Wasser haben und sehen auch beim Duschen kurz zu. Am Anfang empfanden wir es ein wenig unangenehm, dass es dauernd Zuseher gab, doch man gewöhnt sich rasch daran. Zu Mittag erreichen wir Ouagadougou, die Hauptstadt von Burkina Faso. Der Campingplatz macht einen derart unordentlichen Eindruck, dass wir uns nicht zum Bleiben entschließen können. Wir fahren ins Stadtzentrum und suchen die katholische Missionsherberge, wo Karin für die nächsten Tage eine Bleibe findet. Sie ist nun ja vorerst am Ziel. Sie wird hier einige Wochen bleiben und dann noch in die Elfenbeinküste fahren, wo sie einen Freund besuchen möchte. Zum Abschied lädt sie uns noch zum Abendessen in ein Restaurant ein. Die Nacht verbringen wir vor der Herberge im Auto. Es ist allerdings sehr laut, sehr heiß und es gibt viele Mücken Montag 14. Februar 5 Am Morgen verabschieden wir uns von Karin und verlassen Ouagadougou in Richtung Westen. Da es noch zeitig in der Früh ist, kommt uns der Berufsverkehr in Form von tausenden Fahrrädern und hunderten Mopeds entgegen. In Sabou besuchen wir die "heiligen" Krokodile, die in einer Zahl von angeblich 100 in einem Teich wie im Schlaraffenland leben. Um sie zu sehen, muss man 1.500 CFA (2,25 Euro) bezahlen. Zudem kann man um 1.000 CFA (1,50 Euro) ein lebendes Huhn erstehen, das, an einer Schnur angebunden, den Reptilien zum Fraß angeboten wird. Deren Interesse ist aber eher gering, da sie stark überfüttert werden, vermutlich, damit sie die Haustiere der umliegenden Einwohner nicht auffressen. Und tatsächlich suchen Schafe, Ziegen und Schweine den Teich als Tränke auf. Die Einwohner Burkina Fasos bestehen zu etwa 50 Prozent aus Moslems und 40 Prozent Christen. Daher sieht man hier, im Gegensatz zu den bisher bereisten vorwiegend islamischen Ländern, Schweine auf der Straße. Da die Tiere generell nicht in Ställen oder eingezäunten Weiden gehalten werden, sondern einfach herumlaufen und bestenfalls von einem Hirten beaufsichtigt werden, befinden sich immer wieder Schafe, Ziegen, Rinder, Esel, Hühner, vereinzelt noch Kamele, und eben hier auch Schweine auf der Fahrbahn, was eine erhöhte Aufmerksamkeit beim Fahren erfordert. Am späten Nachmittag erreichen wir das Mare aux Hippopotames und wir hoffen, einige Flusspferde zu Gesicht zu bekommen. Wir lassen uns von einem Boot auf den See bringen und haben Glück: In wenigen Metern Entfernung liegen die Flusspferde im See. Leider kommen sie nicht heraus, heben nur dann und wann den Kopf aus dem Wasser. Wegen der vielen Mücken übernachten wir in einer Entfernung von ca. 15 Kilometern vom See im Busch. Es umgibt uns eine grandiose Geräuschkulisse: Vögel, Grillen, Mücken, Fliegen, ferne Musik aus einem Dorf. Jetzt, um 20.30 hat es noch 33 Grad, es ist absolut windstill und die Mücken sind trotz Insektenschutz lästig. Dienstag, 15. Februar 5 Ganz im Gegensatz zur Ouagadougou ist Bobo Dioulasso, oder "Bobo", wie die Einheimischen sagen, eine Stadt mit Charme. Sehenswert sind die alte Moschee und der große Markt. Enttäuschend finden wir jedoch die Altstadt, für die Eintritt zu bezahlen ist und nur mit Führer besucht werden darf. Nach einem ausgiebigen Stadtbummel essen wir in einem gemütlichen Restaurant zu Mittag. Hier gibt es sogar Guiness und das zu einem superniedrigen Preis. Nach einem vorzüglichen Essen und ein paar Bieren sind wir so müde, dass wir beschließen, die Nachmittagshitze gleich hier auf der Veranda des Restaurants zu verbringen. Wir haben ja keine Eile. |
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