Westafrika Jänner-März 2005

Teil 5: Niger

Montag, 31. Jänner 5

An der Grenze, wo nur eine kurze Kontrolle der Papiere erfolgt, überrascht uns eine Asphaltstraße, allerdings nur auf einer Länge von ein bis zwei Kilometern. Auch hier wird uns Wasser und Treibstoff angeboten. Auf nun wieder mühsamer mal sandiger, mal steiniger Piste erreichen wir gegen Abend die etwa 120 Kilometer landeinwärts gelegene nigrische Grenzstelle Madama. Die Beamten sind recht freundlich und verkaufen uns Diesel und Benzin, allerdings, da wir noch mit libyschen Dinaren bezahlen, recht teuer. Sie geben uns auch Briefe von Soldaten mit, die wir bis zu den nächsten Kontrollstellen mitnehmen sollen.

Dienstag, 1. Februar 5

Heute ist ein sehr eintöniger Fahrtag. Die Piste ist meist sandig, aber gut befahrbar; die Landschaft wechselt wenig, ist anfangs eben, erst im späteren Verlauf tauchen niedrige Berge auf. Abwechslung gibt es, als wir zufällig neben der Piste Dinosaurier-Eier finden und Gebilde, von denen wir glauben, dass es sich um Saurierknochen handelt. In Seguedine werden wir von bewaffneten Soldaten angehalten, weil wir einen Fotostop eingelegt haben, anstatt uns sofort beim Militärposten zu melden. Am Posten, den aufzusuchen wir genötigt werden, ist man zwar nicht sehr freundlich, hat aber Nachsehen mit unserem Verhalten und lässt uns mit einem Stempel im Pass ziehen. Kaum haben wir am Rand der Oase unser Lager aufgeschlagen, werden wir von Kindern umringt, die alles genau verfolgen, was wir tun. Die Burschen suchen sich aus unseren Küchenabfällen noch allerlei brauchbares heraus, etwa das Grünzeug von Zwiebeln oder eine unansehnliche Tomate. Auch unsere gebrauchten Teebeutel werden ausgelutscht und aus einem leeren Milchpackerl werden noch die allerletzten Tropfen herausgesaugt. Heute hat unsere Freundin Christa Geburtstag; schade, dass wir sie nicht persönlich am Telefon erreichen. Wir wünschen ihr alles Gute!

Mittwoch, 2. Februar 5

Zu Mittag erreichen wir Dirkou, wo wir die noch ausständigen Einreiseformalitäten bei Gendarmerie und Zoll erledigen. Die Beamten sind ausnahmslos freundlich und plaudern mit uns. Gegen eine Gebühr von 5.000 CFA (7,5 Euro) erhalten wir ein Laissez passer; auf dem Beleg stehen allerdings nur 3.000. Im Restaurant lassen wir uns Sardinen mit Erbsen und ein Omelett schmecken, dazu ein fast kaltes Cola. Für das Essen und die Getränke bezahlen wir drei zusammen ca. 4.000 CFA (6 Euro). Treibstoff wird uns von 6.000 (9 Euro) bis 12.000 CFA (18 Euro) je 20 Liter angeboten. Es lohnt sich also ein Preisvergleich. Im Diesel schwimmt allerlei Müll, weswegen ich den Treibstoff nicht ungefiltert in den Tank lasse. Der anschließende Bummel durch die Gassen von Dirkou gibt Karin recht, die, während wir in Libyen waren, immer meinte "Wenn wir dann in Afrika sind...": Afrika beginnt erst hier! Dachten wir bisher, Nordafrika wäre eine andere Welt, so müssen wir uns eingestehen: Hier sind wir schon wieder in einer anderen Welt, in der dritten also! Dirkou mit schätzungsweise wenigen tausenden Einwohnern hat keine öffentliche Wasserleitung. Das Wasser wird aus Brunnenlöchern auf der Straße geschöpft und auf dem Kopf nach Hause getragen. Das Restaurant hat kein WC, es gibt kein Telefon. Es gibt kaum Autos, manche haben Fahrräder, die meisten Menschen gehen zu Fuß. Im Ortszentrum gibt es unzählige kleine Läden. Das Leben spielt sich Großteils auf der Straße ab. Die Kinder betteln nach Cadeaus und posieren für Fotos. Die Frauen hingegen drehen sich sofort von der Kamera weg und ziehen den Schleier hoch. Als wir vom Stadtbummel zurückkommen, malt gerade ein junger Bursch die Telefonnummer der Fa. Hochgatterer von unserem Auto ab. Ich hoffe, die liefern auch nach Afrika! Innerhalb der letzten beiden Tagen hat sich für uns auch ein Klimawechsel vollzogen: War es bisher unter Tags mit maximal 28 Grad und ein wenig Wind immer angenehm und nachts mit bis zu 3 Grad über Null recht kalt, so war es heute erstmals heiß (34 Grad) und die vergangene Nacht mit 19 Grad recht warm.

Donnerstag, 3. Februar 5

Wir sind immer bestrebt, keine Abfälle in der Wüste zu hinterlassen, sogar beim "Toiletten"-Besuch: Das Klopapier wird nicht mit den Exkrementen im Sand vergraben, weil es bei der Trockenheit nicht verrottet und irgendwann vom Wind wieder freigelegt wird und dann durch die Gegend flattert. Daher verbrennen wir das Toilettenpapier. Leider passiert mir heute ein Missgeschick, indem der Wind ein brennendes Stück Klopapier an eine Palme weht und den strohtrockenen Baum in Sekundenschnelle entzündet. Die Sache hat uns einen ziemlichen Schreck eingejagt und auch die Strafe lässt nicht lange auf sich warten: Ein zufällig (?) vorbeikommender Kameltreiber presst uns 15.000 CFA (23 Euro) ab, indem er mit einer Anzeige beim zuständigen Förster droht. Da wir nicht wissen, ob er nicht, trotzdem er Geld erhalten hat, Scherereien macht, brechen wir sofort nach Bilma auf. Von Bilma sind wir ein wenig enttäuscht, denn es gibt keinen Laden (oder konnten wir nur keinen finden?), kein Restaurant, keine Tankstelle, auch die berühmten Thermalquellen laden nicht zum Bad ein, weil das Wasser im "Schwimmbecken" ekelig dreckig ist. Wir können aber unseren Wasservorrat auffüllen und finden einen Bäcker. Im Schatten von Bäumen halten wir eine verlängerte Mittagsrast. Bald kommen ein paar Buben, die wir mit leeren Cola- und Konservendosen beschenken, die sie als Musikinstrumente benützen, und es dauert nicht lange, bis wir gemeinsam musizieren (Kostprobe). Ein selbsternannter Guide zeigt uns dann noch eine Saline etwas außerhalb der Stadt, wo wir auch übernachten wollen. Als ich ihn in die Stadt zurückbringe, will er ein Geschenk für seine Führung. Er gibt sich allerdings mit den von mir angebotenen Dingen nicht zufrieden und fordert Geld. Das kommt nun aber gar nicht in Frage und so fahre ich unter seinem heftigen Gezeter weg. Wir beschließen nun, doch nicht bei den Salinen zu übernachten, sondern draußen in der Wüste, denn man kann ja nie wissen, welch Unfug dem enttäuschten "Führer" einfällt.  Und so befinden wir uns innerhalb von 12 Stunden schon zum zweiten Mal auf der Flucht. 

Freitag, 4. Februar 5

Wir stehen täglich konsequent um 6 Uhr auf, um die elf Stunden Tageslicht von ca. 7 bis ca. 18 Uhr optimal zu nützen, denn die Dämmerungsphasen sind sehr kurz. Heute brechen wir zur Durchquerung einer der abgelegensten und trockensten, aber auch schönsten Sahararegionen, der Ténéré, auf. Wir rechnen mit etwa zwei bis drei Tagen für die knapp 500 Kilometer bis Agadez. Bewegen wir uns anfangs noch auf einer Piste oder zumindest auf einem Spurenbündel, verzweigen sich die Spuren zunehmends, werden undeutlicher und verschwinden schließlich. Wir sind auf uns allein gestellt. Zwischen zwei unendlich scheinenden Dünenzügen fahren wir zügig dahin, allerdings sind mehr als 80 km/h kaum möglich, weil die Sicht schlecht ist und man Bodenunebenheiten kaum wahrnehmen kann. Mehrmals bremsen wir vor vermeintlichen Wellen ab, aber es geht vollkommen eben weiter. Umgekehrt werden wir durch Querrinnen, die nicht erkennbar waren, immer wieder kräftig durchgeschüttelt. Die Landschaft wechselt kaum, es gibt nur Sand. Rechts eher eben, links mehr in Form von Dünen. Fahrzeugspuren tauchen nicht mehr auf, dafür gibt es reichlich Kamelkot und alle paar Kilometer ein totes Kamel. Nach etwa 120 Kilometern Richtung Westen erkennen wir, dass wir nicht, wie das sein sollte, auf die Oase Fachi zusteuern, sondern den Ort um ca. 30 Kilometer nördlich verfehlen. Wir studieren alle verfügbaren Landkarten, werden jedoch nicht schlau daraus, nicht einmal die französischen Detailkarten im Maßstab 1:200.000 helfen. Sie zeigen nur Dünen in West-Ost-Richtung. Erst das Studium einer Routenbeschreibung bringt die Lösung: Wir befinden uns nicht auf der üblichen Route, sondern auf der Karawanenstrecke, die etwas nördlicher verläuft und "landschaftlich sehr interessant" ist. Doch die Karawanen umgehen Fachi im Norden, wie wir feststellen, und weil wir nicht wissen, ob die Route weiterhin so gut befahrbar ist, beschließen wir, die Strecke zu verlassen und Fachi direkt anzusteuern. Dazu müssen wir etliche Dünenzüge mühsam überqueren. Am späten Nachmittag haben wir es dann geschafft: Wir melden uns am Polizeiposten in Fachi. Die Beamten schreiben uns in ihr Buch und verlangen dafür ungerechtfertigter Weise 2.000 CFA (3 Euro). Wir zahlen aus Prinzip nicht, außerdem werden Karins mitgebrachte CFA knapp: Wir sind zwar schon seit Tagen im Land, aber eine Bank oder eine Wechselstube gibt es vor Agadez nicht. Mit einer kleinen Menge Schnaps geben sich die Polizisten auch zufrieden. Wir sehen uns nun das Ortszentrum an und sind sofort von bettelnden Kindern umringt. Aus dieser Belagerung rettet uns der Arzt des Dorfes, indem er uns zur Besichtigung seines Krankenhauses einlädt. Das Gebäude ist relativ groß, verfügt über Warteraum, Sprechzimmer, Injektionsraum, Notfallraum, Geburtsraum und ein Krankenzimmer mit vier Betten. Die Diagnostik allerdings scheint mit einem Blutdruckmesser und einer Taschenlampe erschöpft zu sein. Auch die therapeutischen Möglichkeiten sind sehr bescheiden und der Blick in einen Plastiksack, der die Krankenhausapotheke darstellt, macht irgendwie betroffen, denn unsere Reiseapotheke ist besser ausgestattet. Als ich dem Doktor eine Schachtel eines sehr starken Schmerzmittels überreiche, ist er hocherfreut und würdigt unsere Spende damit, dass er uns  dem Dorfchef und dem Iman vorstellt. Während die Begegnung mit dem geistlichen Oberhaupt des Dorfes aus einem freundlichen Händeschütteln und ein paar Höflichkeitsfloskeln besteht, wächst die Audienz beim Dorfchef zu einem Spektakel aus: Wir dürfen zu Füßen des alten Mannes am Boden Platz nehmen und der Arzt erzählt ihm auf französisch, dass er von uns ein sehr starkes Schmerzmittel für seine Patienten erhalten hat. Uns berichtet er nun, dass er dem Dorfoberhaupt erzählt hat, dass er für seine Patienten ein sehr starkes Schmerzmittel erhalten hat. Karin übersetzt nun uns auf Deutsch, dass der Mediziner dem Dorfchef berichtet hat, dass er für seine Patienten ein starkes Schmerzmittel erhalten hat. Nun sagt der Dorfchef dem Doktor, dass er sich für die Spende bedankt und uns bittet, nach unserer Rückkehr warme Kinderkleidung zu schicken. Der Arzt wiederum berichtet, dass sich der Dorfchef für die Spende bedankt hat und uns bittet, nach unserer Rückkehr warme Kinderkleidung zu schicken, was Karin nun noch ins deutsche übersetzt. Die Ehre wird nun noch übertroffen, indem der Lehrer von Fachi für ein Foto mit uns seine Schulkinder außer Plan zusammenruft.

Samstag, 5. Februar 5

Kaum zu glauben, aber heute ist es neblig! Während wir frühstücken, fallen Kinder wieder über unseren Müll her, streiten sich um leere Flaschen und Becher, betteln um Kugelschreiber und Bonbons, beides ist uns schon längst ausgegangen. Nach der Reparatur unserer Wasseranlage (Sand hat die Messingkupplungen undicht gemacht)  besichtigen wir die Altstadt von Fachi mit ihrer Speicherburg und brechen dann wieder in die Wüste auf. Heute folgen wir bequemerweise den Spuren einer Gruppe Franzosen mit einheimischem Führer, die kurz vor uns Fachi in Richtung Agadez verlassen hat. Ganzen Tag ist es dunstig und wir sanden häufig ein, weil wir aufgrund der schlechten Sicht den Boden falsch einschätzen. Die Spuren der Franzosen zeigen, dass es ihnen nicht anders ergeht. Zu Mittag fährt Karin in eine tiefe Querrinne, wobei sich der Gepäckträger verbiegt und der Windabweiser kaputt geht. Am Nachmittag bleibt sie im Sand stecken und als wir umdrehen, um zu sehen, wo sie bleibt, bleiben auch wir stecken. Es dauert über eine Stunde, bis Susi und ich den Wagen wieder auf tragendem Boden haben und bei Karin eintreffen. Als auch sie befreit ist, geht es weiter zum Arbre du Ténéré. Hier ist bis 1973 der einzige Baum im Umkreis von hunderten Kilometern gestanden. Die Akazie war ein weithin bekannter Orientierungspunkt, bis sie von einem Lastwagenfahrer "versehentlich" umgefahren wurde. Auch wenn der Baum nun im Museum von Niamey steht, ist er auch heute noch in allen Landkarten (sogar bis zum Maßstab 1:4 Millionen) eingezeichnet; es ist dort ja auch genügend Platz, weil weit und breit sonst nichts ist. Heute steht an dem Platz ein Metallbaum und ein metallenes Kunstwerk eines Japaners. Außerdem befindet sich dort ein 30 Meter tiefer Brunnen.  

Sonntag, 6. Februar 5

Auf dem letzten Abschnitt unserer Ténérédurchquerung wird es nun flacher, zunächst tritt spärlicher Bewuchs auf und schließlich wird es steinig und sogar felsig. Wir treffen einen der berühmten Sahara-Transporter, die erst abfahren, wenn sie wirklich voll beladen sind. Zweimal bitten Tuaregs um Wasser, kein Problem, da der Wassertank unter der Bodenplatte schätzungsweise noch 50 Liter enthält und wir morgen Agadez erreichen. Am Abend ist sogar noch für eine Dusche Wasser übrig, das sich allerdings auf der heutigen Fahrt auf knappe 40 Grad erwärmt hat!

Montag, 7. Februar 5

In Agadez treffen wir auf das erste Internet-Cafe seit Sebha in Libyen und können dort endlich unseren Reisebericht uploaden. Leider kommt eine Verbindung erst nach unzähligen Anwahlversuchen zustande, ist furchtbar langsam und reißt auch mehrmals ab, sodass wir nur Text hochladen können. Die Bilder folgen bei nächster Gelegenheit, hoffentlich in Niamey. In Agadez essen wir zu Mittag recht gut in einem Restaurant. Ein Coca-Cola kostet 300 CFA (45 Cent), ein Essen zwischen 600 (90 Cent) und 1000 (1,5 Euro). Nachdem wir uns die große Moschee und den Sultanspalast angesehen haben, versorgen wir uns mit Obst, Gemüse und Getränken (es gibt französischen Wein!). Als wir unbemerkt gegen eine Einbahn fahren, werden wir von einem Polizisten auf einem Moped verfolgt. Er hält uns an, kontrolliert alle denkbaren Papiere und will ein Bußgeld von 8.000 CFA (12 Euro). Das ist nun aber doch etwas zuviel! Zunächst weigere ich mich, überhaupt etwas zu bezahlen, da der Polizist ziemlich betrunken ist. Da der Gesetzeshüter aber ziemlich hartnäckig ist, biete ich 2.000 CFA und schließlich einigen wir uns auf 3.000, nach deren Empfang er salutiert und schwankend auf sein Moped zugeht. Nun geht es auf großteils guter Asphaltstraße weiter in Richtung Niamey. Für die 940 Kilometer ist 2.500 CFA (3,75 Euro) Maut zu bezahlen. Heute hat das Thermometer erstmals 40 Grad überschritten. Es gibt mächtig viele Fliegen und Nachtfalter.

Dienstag, 8. Februar 5

Heute ist ein langweiliger Fahrtag durch relativ eintönige Savannenlandschaften. Sind es anfangs nur einfache Hütten, die die Menschen beherbergen, treten im Verlauf der Fahrt nach Südwesten Lehmhäuser an ihre Stelle, zunehmend von Speichern, ebenfalls aus Lehm, umgeben. Unzählige Schaf-, Ziegen-, Rinder- und Eselherden ziehen durch die Gegend und vielfach laufen die Tiere ohne Scheu über die Straße. In den Dörfern werden Holz, Zwiebeln und Tomaten zum Verkauf angeboten. In einem unbedeutenden Dorf essen wir zu Mittag. Es gibt nur ein Gericht: Reis mit Fleisch und Sauce. So ein Zufall, genau das wollten wir ohnehin bestellen. Es schmeckt nicht schlecht, doch als sich Susi von ihrem Essen beobachtet fühlt stellen wir fest: Das ist ein Augen- und Ohrenschmaus im wahrsten Sinne des Wortes! Kein Wunder, dass wir das HNO-Risotto nicht ganz aufessen! Nun versucht der Wirt noch, uns übers Ohr zu hauen: Er will 500 CFA (75 Cent) fürs Essen (das scheint ja noch OK) und 500 für jedes Getränk (das ist wohl doch ein wenig ortsunüblich). Unser Einspruch erhält unerwartet Verstärkung, indem ein anderer Gast des Lokales den richtigen Preis nennt: 300 je Essen und je Getränk. Wir übernachten in einem Respektabstand von ca. 15 Kilometern von der nigerianischen Grenze. Beim Kochen bemerken wir schwarze Partikel in unserem Leitungswasser. Der Magnettest zeigt, dass es sich um Einsenspäne handelt. Geht unsere Wasserpumpe ein oder stammen die Späne aus dem letzten Brunnen?

Mittwoch, 9. Februar 5

Auch heute wechselt die Landschaft nur wenig, vereinzelt gibt es Seen, der Boden wird fruchtbarer, hin und wieder taucht ein wenig frisches Grün auf. Die Luft wird feuchter, die Insekten werden mehr. Wir befinden uns übrigens schon im Malariagebiet und haben bereits zeitgerecht die Prophylaxe begonnen. 

Donnerstag, 10. Februar 5

Afrika ist anders. Das merken wir zwar jeden Tag aufs neue, wird uns aber gerade heute ganz deutlich vor Augen geführt: In Niamey, der Hauptstadt des Niger, wollen wir uns das Nationalmuseum ansehen. Als wir auf das Gelände zufahren, öffnen eifrige Wächter bereits das Tor. Wir dürfen auf dem Museumsgelände parken, was uns sehr recht ist, denn ringsum tobt ein Gewimmel von Menschen, Tieren und Fahrzeugen. Wir bezahlen an der Kasse das Eintrittsgeld, das sehr viel höher ist als im Reiseführer angegeben, aber gemessen an europäischen Maßstäben noch immer günstig: 1.000 CFA (1,5 Euro) plus 1.000 für eine Fotoerlaubnis. Doch leider müssen wir feststellen, dass das Museum wegen eines Feiertages geschlossen ist! Weil anscheinend nicht alle von dem Feiertag Kenntnis haben, sind viele Angestellte zur Arbeit gekommen, so auch die Wächter und das Kassapersonal. Obwohl wir nur den kleinen Zoo, einen Pavillon mit traditioneller Kleidung und einem Saurierskelett und den Baum der Tenere besichtigen können, erhalten wir natürlich das Eintrittsgeld nicht zurück. Der nun folgende Bummel durch das Stadtzentrum ist mächtig anstrengend: Jeder, wirklich jeder will etwas verkaufen und kann es gar nicht verstehen, dass wir ausgerechnet an seiner Ware nicht interessiert sind. Unmengen von Obst und Gemüse werden nicht nur an Ständen angeboten, sondern auch auf Decken, in Scheibtruhen, auf Tabletts oder einfach nur auf dem Boden oder in den Händen präsentiert. Hier gibt es Zuckerrohr, da liegen geduldig Hühner mit zusammengebundenen Beinen; Medikamenten-, Wasser- und Zigarettenverkäufer laufen schreiend umher. Verbogene Nägel werden genauso verkauft, wie leere Zementsäcke, in die man das nebenan gekaufte Fleisch einpackt. Zwischen all dem sitzen Schuhputzer und bügelt einer für wenig Geld mit einem eisernen, mit heißer Glut gefülltem Bügeleisen Wäsche. Und überall Bettler. Zugegebenermaßen können wir mit der Armut im Land nicht besonders gut umgehen. Jeder fragt nach einem Geschenk; das ist so wie ein Volkssport. Aber wir treffen auch auf viele vom Hunger gezeichnete Menschen, etwa vor Restaurants, in denen wir essen. Sie warten auf die Reste und es fällt schwer, ein gutes Essen zu genießen, wenn man draußen die Hungernden weiß. Was doch die räumliche Nähe ausmacht! Die Not ist so groß, dass man nur tropfenweise mit Almosen helfen kann. Viele Bettler sind behindert. Die Kinderlähmung ist allgegenwärtig. Kaum vorstellbar, dass bei uns die Impfung für alle verfügbar ist und dennoch manche "moderne" Eltern ihre Kinder nicht impfen lassen wollen.

Freitag, 11. Februar 5

Wir besuchen den drei Länder (Niger, Burkina Faso und Benin) übergreifenden Nationalpark "W", der seinen Namen vom W-förmigen  Verlauf des Niger-Flusses hat. Es besteht Führerpflicht und da außerdem Motorräder Fahrverbot haben, wollen wir einen Führer mit eigenem Wagen engagieren. Doch leider verfügt die Parkverwaltung zur Zeit über keinen funktionierendes Auto, sodass wir Karin und den Führer in unseren Wagen quetschen müssen. Obwohl wir ganzen Tag im Schritttempo durch den Park fahren, ist die Ausbeute von Tieren, die wir vor die Linse bekommen, sehr gering: Eine Kuhantilope, Gazellen, Paviane, Eichhörnchen, Perlhühner, Warzenschweine, eine Pferdantilope, allerlei Vögel und den Hintern von einem Büffel, doch weder einen Elefanten, noch irgendeine Raubkatze oder ein Flusspferd. Beeindruckend finden wir die riesigen Affenbrotbäume, die zum Teil reife Früchte tragen und die bis zu zwei Meter hohen Termitenhügel.

Zurück  Reisen   Weiter

Zurück  Reisen   Weiter