Rund um Algerien: Große Sahararundreise Jänner-März 2006

Teil 6: Mauretanien

Sonntag, 26. Februar 6, Tag 35

Die Fahrt zum mauretanischen Grenzort Bou Ctaila geht nicht so gradlinig, wie auf der Karte eingezeichnet; wir müssen uns in jedem Dorf wieder eine Ausfahrt zu einem Nachbardorf suchen, das halbwegs in unserer Richtung gelegen ist. So entsteht ein Zick-Zack-Kurs, der zunächst durch die Savanne führt. Später tauchen dann orange Sanddünen auf, die im Gegensatz zu denen in Libyen oder in der Ténéré mit Grasbüscheln, Büschen und Bäumen bewachsen sind. Am Nachmittag sind wir in Bou Ctaila und verplempern dort fast zwei Stunden bei Gendarmerie und Zoll, um dann zu hören, dass die Einreiseformalitäten in Timbedgha zu erledigen sind. Dort kommen wir am Abend an und müssen für die Abfertigung (wieder eineinhalb Stunden) nichts bezahlen, was insofern bemerkenswert ist, als die Grenzstationen in diesem Bereich früher für ihre Abzocke berüchtigt waren. Wir tauschen nur wenig Geld, denn der Kurs ist alles andere als günstig. Km 211/8.496.

Montag, 27. Februar 6, Tag 36

In Timbedgha haben wir die "Straße der Hoffnung" erreicht, die um 1985 von Nouakchott nach Nema im äußersten Südosten des Landes gebaut wurde um die abgelegene Region mit der Hauptstadt des Landes zu verbinden. Endlich wieder auf Asphalt geht es nach Ayoun el Atrous. Wir werden von zahlreichen Geldwechslern angesprochen. Auf der Straße werden Euro zum Kurs von 1:300 gewechselt, die Bank hingegen zahlt für einen Euro 315 Ouguiya, es werden keine Spesen verrechnet. Diesel kostet 218,6 MRO (0,69 EUR). Hier gibt es auch nach langem wieder ein Internetcafe (großer Platz, N16 39.728 W9 36.909). Nun treibt uns der Hunger in eines der wenigen Restaurants der Stadt. Am Boden sitzend, von zahllosen Fliegen belagert, nehmen wir das Mittagessen ein. Die Wirtin hat sogar drei Gerichte zur Auswahl: Reis, Makkaroni und Fleischeintopf. Susi und Martin wählen Reis, ich nehme Eintopf. Wolfgang ist nicht mitgegangen, er will keinen Durchfall bekommen und isst Konservenfutter. Während die Wirtin kocht, geht ihr Sohn ins nahe gelegene Geschäft und kauft die von uns bestellten Getränke. Das Essen schmeckt nicht schlecht. Es ist aber schmerzhaft heiß, vor allem an den Fingerspitzen. Habe ich schon erwähnt, dass es in dem Lokal kein Besteck gibt?

Unser nächstes Ziel ist der Ort Tamchekket, von dem aus wir die Ruinenstätte Aoudaghost besuchen möchten. Wir nehmen die von Ayoun el Atrous aus dorthinführende Piste, deren Verlauf im ersten Abschnitt nicht immer klar ist. Daher folgende Angaben: Abzweig von der Route d'Espoir: N16 39.676 W9 37.118, an der Weggabelung N16 41.341 W9 38.700 rechts, d.h. genau nach Norden. Der Weg ist sehr sandig, aber gut befahrbar. In der Nähe eines Dorfes müssen wir uns einen Weg durch einen Wald aus Calotropis-Bäumen bahnen, die hier wuchern. Diese Pflanzen sind in weiten Teilen der Sahara verbreitet und werden nicht von Kamelen gefressen, weil sie giftig sind. Kurz nach dem Ort El Beyyed (N16 53.657 W10 00.557) nächtigen wir (netter Platz N17 00.096 W10 07.101). Km 256/8.751.

Dienstag, 28. Februar 6, Tag 37

Es wird nun jeden Morgen ein wenig kühler. Wir erreichen Tamchekket von Südosten her und fahren, da wir den Abzweig nach Aoudaghost nicht kennen, mitten durch die Stadt. Da wir Lebensmittel kaufen wollen, stellen wir unsere Autos ab, leider genau neben dem Haus des Gendarmeriechefs (ca. N17 14.764 W10 40.308). Der ist zwar recht freundlich, bittet uns in seine Dienststelle, wo er unsere Passdaten in ein Heft einträgt, eine länger dauernde Prozedur, während der seine Gattin Susi zu sich ins Haus einlädt. Während die Damen sich über Kinder, Kochen und BHs unterhalten, empfiehlt uns der Gendarm, ohne zu wissen, dass wir das ohnehin vorhaben, den Besuch der soo berühmten Ausgrabungsstätte Aoudaghost. Sie sei sehr schwer zu finden und der Weg dorthin ebenso und daher sei es nötig, einen Führer mitzunehmen. Zufällig sei ein Verwandter von ihm Führer und der würde uns ganz günstig dorthin bringen. Es ist recht mühsam, zu erklären, dass wir keinen Führer wollen und brauchen und schließlich lassen wir ihn im Unklaren darüber, ob wir nun ohne Führer zur Ausgrabungsstätte fahren oder ob wir die Besichtigung ausfallen lassen. Wir bedanken uns mit einem Fläschchen Parfum für seine Gattin und verlassen die Stadt jedenfalls Richtung Kiffa. Etwas außerhalb halten wir, um Landkarten zu studieren und die GPS-Geräte zu füttern. Der Weg nach Aoudaghost ist wirklich nicht so leicht zu finden, aber wir haben Glück und stoßen bald darauf. Wie wir heute wissen, gibt es sogar zwei Pisten dorthin. 

Wer von Kiffa kommt und sich die Führerdiskussion ersparen will, fährt zumindest auf dem Hinweg nicht nach Tamchekket hinein, sondern biegt bei N17 14.636 W10 40.383 von der Piste links nach Nordwesten ab. Der Weg führt nun in einem Bogen um die Stadt herum, ist aber nicht immer gut erkennbar, weil weidende Tiere die Spuren vernichten. Als Anhaltspunkte sollen dienen: N17 15.168 W10 39.777, N17 15.373 W10 38.964 und N17 15.976 W10 38.355. Es gibt nun keine Orientierungsschwierigkeiten mehr, die Piste folgt mehr oder weniger nordöstlicher Richtung bis zu einem 30 km Luftlinie von Tamchekket entfernten Dorf bei N17 27.912 W10 30.057, wo sie nach Südosten abbiegt. Der Weg führt nun an einigen Hütten vorbei, an denen Frauen echt(?) antike Tonschalen verkaufen, vereinigt sich bei ca. N17 24.805 W10 26.193 mit Piste 2 und erreicht bei N17 25.390 W10 24.562 die Ausgrabungsstätte. 

Wer hingegen wie wir direkt aus Ayoun el Atrous kommt, biegt vor Erreichen der Stadt, z.B. bei N17 14.253 W10 38.371 oder noch ein wenig früher genau nach Norden ab und erreicht ca. bei N17 14.975 W10 38.010 Piste 2, der er nach Osten folgt. Die Piste dreht nach ca. 10 Kilometern Luftlinie nach Nordosten, biegt bei N17 21.117 W10 27.171 nach Westen und beschreibt nun einen großen Halbkreis bis zur Einmündung in Piste 1. 

Wir übernachten am Rande der Ausgrabungsstätte. Km 134/8.886.

Mittwoch, 1. März 6, Tag 38

In Aoudaghost gibt es noch viel Arbeit für Archäologen: Vieles ist noch nicht ausgegraben und nur die aus dem 9. Jahrhundert stammende Moschee ist in ihren Grundmauern restauriert. Überall, speziell im ausgetrockneten Flusslauf neben der Moschee, liegen vermutlich Jahrhunderte alte Tonscherben. Über Tamchekket, den Gendarmerieposten sicherheitshalber meidend, fahren wir nach Kiffa. Die Piste weist teils starkes Wellblech auf, teils ist sie von riesigen Schlaglöchern übersät, so dass man immer wieder neben der Piste fährt. Sie führt nicht, wie auf allen gängigen Landkarten eingezeichnet, in südwestlicher Richtung nach Kiffa, sondern geradewegs nach Süden und stößt am Punkt N16 29.395 W10 38.033, 85 Kilometer (!) östlich von Kiffa, auf die "Straße der Hoffnung". Für die Strecke von Aoudaghost bis zu diesem Punkt benötigen wir 5½ Stunden. Nach dem vielen Wellblech ist es direkt ein komisches Gefühl, auf makellosem Asphalt zu fahren. Km 362/9.248.

Donnerstag, 2. März 6, Tag 39

Durch schier endlose Wüstenlandschaften mit bewachsenen Sanddünen geht es bergauf - bergab nach Nouakchott, der Hauptstadt Mauretaniens. Die Kinder entlang der Strecke sind furchtbar lästig, fast boshaft. Schon wieder haben wir einen Holzspan in einem Türschloss stecken. In Nouakchott braucht es mehrere Anläufe, bis wir eine Tankstelle finden, die Treibstoff hat (Diesel 217,7 MRO = 0,69 EUR). Wir kaufen seit langem wieder frisches Obst. Für die gut 400 Kilometer entlang der Atlantikküste benützen wir die neue, erst vor einem Jahr fertig gestellte Asphaltstrasse, deren Beginn in Nouakchott schwer zu finden ist, da er in unserem nicht mehr ganz aktuellen Reiseführer nicht eingezeichnet ist und noch keine Wegweiser aufgestellt sind. Man zweigt am Kreisverkehr (N18 05.979 W15 59.819) in der Nähe des Olympiastadions nach Norden ab. Auf den ersten ca. 10 Kilometern ist die Straße vierspurig und wird von unzähligen ganz neuen Wohnhäusern gesäumt; viele Verkehrskontrollen, bei denen wir meist durchgewunken werden, finden statt. Nun wird die Besiedlung dünner, die ansonsten schnurgerade Straße wird zweispurig und schlängelt sich gelegentlich durch Sanddünen. Wir fahren auf bestem Asphalt und haben dementsprechend großen Druck in den Reifen. Der ist aber bei der Nachtplatzsuche in den Dünen hinderlich: Sofort sanden wir ein. Km 704/9.952.

 

 

 

Freitag, 3. März 6, Tag 40

Heute behindert starker Gegenwind ein rasches Vorankommen und unsere Fahrzeuge haben einen stark erhöhten Treibstoffverbrauch. Auf der neuen Strecke gibt es übrigens erst im letzten Abschnitt Tankstellen. Die Abfertigung an der Grenze erfolgt auf mauretanischer Seite in kleinen Baracken bzw. Steinhütten, rasch und freundlich. 

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