Rund um Algerien: Große Sahararundreise Jänner-März 2006

Teil 5: Mali

Nach unserer eigentlich illegalen Ausreise aus dem Niger reisen wir hochoffiziell in Mali ein: Die Gendarmerie nimmt kaum Notiz von uns, stempelt nur die Pässe ab. Beim Zoll müssen wir nicht nur ein Laissez-passer kaufen (5.000 CFA/7,70 EUR), man durchsucht auch unsere Fahrzeuge, nicht sehr gründlich, aber ungewöhnlich. Es gibt natürlich keine Probleme, da wir weder Rauschgift noch Waffen mit uns führen.

In Mali sind die Menschen viel weniger anstrengend als im Niger, schreien nicht dauernd nach Geschenken. Das zeigt sich schon in Menaka, wo wir nach vorschriftsmäßiger Meldung bei der Polizei Brot und Gemüse  kaufen und endlich unseren Wassertank auffüllen können. Das Wasser kommt aus der Ortswasserleitung; in jeder Straße gibt es einen oder zwei Wasserhähne. Das Wasser ist, obwohl chloriert geschmacklich einwandfrei und kostet 1 CFA pro Liter (0,15 Cent). Es gibt sogar einen Wasserzähler!

An unserem Nachtplatz mache ich noch einen Versuch, unser Notebook zu starten. So wie gestern und vorgestern lässt es sich auch heute nicht hochfahren. Es hat anscheinend, obwohl im gepolsterten Spezialkoffer untergebracht, die Rüttelei im Auto nicht überstanden. Schade, denn nun können wir unsere Fotos nicht mehr hochladen und unsere Freunde und Bekannten zu Hause müssen auf unsere Rückkehr warten, bis sie Bilder zu sehen bekommen, denn wir sehen keine Chance auf eine Reparatur in Afrika. Km 208/6.332.

Sonntag, 19. Februar 6, Tag 28

Als wir in der Früh wegfahren wollen, springt unser Auto nicht an, offensichtlich ist eine Batterie schwach. Mit Starthilfe aus der dritten Batterie springt der Motor dann problemlos an. Die Piste von Menaka nach Ansongo weist viel Wellblech auf, aber trotzdem ist ein rasches Vorankommen möglich. Die Fahrt verlangt aber höchste Konzentration, da an manchen Stellen die Straße stark beschädigt ist, an einer Stelle von einer Flut nach längerem Regen einfach weggeschwemmt. Eine Unaufmerksamkeit gäbe hier ein böses Erwachen! Die Landschaft ist, nicht zuletzt wegen des nach einigen Nebeltagen endlich wieder klaren Wetters, farbenfroh und abwechslungsreich, mal schwefelgrün, dann rötlich, braun und gelb. In Ansongo, einer sehr netten Stadt direkt am Niger, herrscht reges Leben: Am Flussufer wird Wäsche gewaschen, Kinder baden und unzählige Rinder-, Schaf- und Ziegenherden werden hier getränkt. Pausenlos kommen neue Herden, teilweise hundert und mehr Tiere zählend, an, unmittelbar an jenen vorbeiziehend, die die Tränke schon wieder verlassen. Die Tiere wirbeln viel Staub auf und behindern den Straßenverkehr so stark, dass ein Durchkommen nur nach längerem Warten möglich ist.

In Koversa, einem der nächsten Dörfer, ist Markttag, ein bunter Anblick. Wir schlendern durch den Markt, kaufen Datteln (1 kg 450 CFA = 0,70 EUR), Karotten (25 CFA = 4 Cent je Stück) und einige Holzlöffel (je 250 CFA = 0,38 EUR), die sich hervorragend als Souvenirs eignen. Martin versucht einen frisch gebratenen Nigerfisch.

Da wir heute nicht mehr nach Gao fahren wollen, suchen wir kurz davor einen sichtgeschützten Nachtplatz. Morgen möchte ich das Problem mit der Autobatterie beheben. Diesel in Ansongo 510 CFA (0,78 EUR). Km 282/6.615. 

Montag, 20. Februar 6, Tag 29

Unser Auto springt wieder nicht an, lässt sich nicht einmal mit Starthilfe aus der dritten Batterie starten. Da auch die Lichtmaschine des Suzuki für eine Starthilfe zu schwach ist, müssen wir den Toyo anschleppen. In Gao gibt es viele aufdringliche Menschen, alle wollen uns etwas verkaufen oder uns in irgendwelche Geschäfte lotsen und natürlich wollen alle ein Geschenk. Irgendwie ist Gao komisch: Zuerst wechseln die Banken kein Geld, man muss sich an einen der größeren Läden im Stadtzentrum wenden, dann gibt es anscheinend kein Internet-Cafe in der Stadt. Mehr als zwei Kilometer außerhalb Richtung Flughafen  befindet sich aber ein modernes Kommunikationszentrum (N16 16.025 W0 01.935) mit schnellem Internet. Dort müssen wir, da unser Notebook ja kaputt ist, etwas mühsam unseren Reisebericht auf unsere Homepage schreiben. Die Tastatur ist recht gewöhnungsbedürftig, weil die Tasten scheinbar zufällig angeordnet sind. Fotos können wir nicht hochladen, da müssen unsere Freunde und Bekannten halt auf unsere Rückkehr warten.

Der nächste Weg führt uns in eine Autowerkstätte, wo wir die defekte Batterie austauschen lassen wollen. Die Batterie wird ausgebaut, untersucht und als kaputt diagnostiziert. Der Mechaniker fährt kurz auf einem Moped weg, vermutlich in ein Ersatzteilgeschäft, und informiert uns dann über den Preis. Er bietet uns drei Batterien verschiedener Qualität um 115.000, 130.000 und 140.000 CFA (177, 200 und 215 EUR) an, selbstverständlich zuzüglich Einbau. Ich gebe mich ganz entrüstet über den Preis, drohe an, in eine andere Werkstatt zu fahren, vergesse dabei, dass das mit ausgebauter und noch dazu kaputter Batterie gar nicht möglich wäre, und erziele schließlich einen Preis von 70.000 CFA (108 EUR) für die billigste Batterie einschließlich Einbau. Der Mechaniker fährt wieder weg, erscheint kurz darauf mit der Batterie und will nun noch extra Geld für die Batteriesäure. Ich entrüste mich wieder, sage ihm, er solle die Batterie wieder zurückbringen und plötzlich ist die Säure im ausgehandelten Preis inkludiert. Die kaputte Batterie verscherble ich um 700 CFA (1,08 EUR) an einen der Männer, die schon während der Reparatur ihr Interesse angemeldet haben. In der Zwischenzeit haben Wolfgang und Martin den kaputten Reifen reparieren lassen, eine sehr kunstvolle Arbeit. 

Etwa acht Kilometer südlich von Gao queren wir den Niger mit der Fähre (2.000 CFA = 3,08 EUR). Sie wird bald ausgedient haben, denn in der Nähe befindet sich schon eine Brücke in Bau. Bei einer Polizeikontrolle kurz nach der Anlegestelle wird ein fehlender Polizeistempel am Laizess-passer beanstandet, den wohl die Polizei in Menaka auf dem Dokument anbringen hätte sollen.

Auf guter Teerstraße geht es nun, vorbei an mehreren Seen, durch fruchtbares Gebiet westwärts. Immer wieder queren große Rinderherden die Straße. Die Tiere haben keinen Respekt vor Fahrzeugen und blockieren immer wieder die Fahrbahn. Nun tauchen in der Ferne die Umrisse der ersten der spektakulären Hombori-Berge auf. Sie ragen angeblich fast 700 Meter aus dem Flachland in die Höhe. Noch etwa 45 Kilometer vor Hombori übernachten wir am Rande eines Hügels und erleben einen herrlichen Sonnenuntergang. Martin geht früh zu Bett, er leidet unter Übelkeit und Durchfall, was die Erinnerungen an den gestrigen Fisch am Markt in Koversa weckt. Wolfgang findet in der Dunkelheit sein Zelt nicht mehr, erst mit einer von uns geborgten Taschenlampe findet er "heim". Km 222/6.837. 

Dienstag, 21. Februar 6, Tag 30

Die Nacht war sehr windig und in der Früh messen wir nur 17 Grad. Die Strasse Gao-Douentza führt zuerst entlang der Hombori-Berge, schließlich zwischen diesen hindurch. Das Felsmassiv baut sich, je näher wir kommen, immer mächtiger vor uns auf, ein imposanter Anblick. Martin und Wolfgang möchten von Hombori aus den kleinsten der Felsgipfel erklimmen und veranschlagen dafür drei Stunden. In der Zwischenzeit schlendern wir durch den sehr lebhaften Markt, kaufen auch ein paar Dinge. Es gibt einfach alles: bunte Stoffe, Haushaltswaren, darunter die typischen zweifärbigen Plastikgefäße, Schmuck, Werkzeug, auch Lebensmittel und Medikamente. Einkaufen macht müde: Wir essen auf der Dachterrasse eines Restaurants zu Mittag und kaufen einige Reiseandenken. Den Laden schräg gegenüber der Tankstelle können wir wegen seiner moderaten Preise empfehlen. Kurz nach den vereinbarten drei Stunden finden wir uns am Treffpunkt ein, doch unsere Bergsteiger sind noch nicht wieder zurück. Wie wir per Funk erfahren, befinden sie sich noch auf dem Gipfel. Mit dem Fernglas kann man sie gerade erkennen. Der Aufstieg hat wesentlich länger gedauert, als die beiden gedacht haben. Wir haben also nochmals drei Stunden zur freien Verfügung, in denen wir ein Stück durch die Berge fahren und den Viehmarkt in Hombori ansehen.

Als die beiden Wanderer ziemlich erschöpft wieder zurück sind, fahren wir noch ein Stück weiter, passieren die schönste Felsformation, die "Hand der Fatima", und übernachten am Rand der Steilwände des Gandamia-Massivs. Im Nu sind wir umringt von neugierigen Kindern. Sie schauen uns bei allem zu, jeder Handgriff ist interessant. Irgendwann werden sie nach Hause gerufen. Wir sitzen heute noch lange beisammen und besprechen unsere weitere Route.  Km 204/7.041.

Mittwoch, 22. Februar 6, Tag 31

Der nächste Ort ist Douentza. Während wir Brot einkaufen und sauberes Wasser aus einem Wasserhahn neben der Straße tanken, bemerken wir erneut einen Patschen an Wolfgangs Auto; er hat sich einen Dorn eingefahren. Leider kann der Reifenhändler im Ort den Reifen nicht schlauchlos reparieren, weshalb wir das kleine Loch am Abend selbst flicken wollen. Schweren Herzens fahren wir in Douentza gradewegs weiter nach Westen. Unser Ausflug nach Timbouctou, für den man zumindest 2 Tage rechnen muss, fällt aus Zeitmangel leider ins Wasser. In Sevare besuchen wir den bekannten Supermarkt an der Kreuzung. Obwohl der Laden recht teuer ist, kaufen wir ein paar Dosen Bier, es gibt sogar Guiness! Am Nachmittag kommen wir nach Mopti, wo wir unsere Fahrzeuge im Hof des Hotels neben dem Stadttor parken (bewachter Parkplatz, 1.000 CFA = 1,54 EUR für beide Autos). In einem Nebengebäude des Hotels gibt es Internet, aber die Verbindung ist langsam und nebenbei teuer. Nun begeben wir uns auf einen Bummel in die Stadt, von der es im Reiseführer heißt, sie sei die Hölle! Doch es ist alles recht harmlos: Keine lästige Polizei, nicht einmal mehr Meldepflicht, kaum aufdringliche Führer, keine Belästigung in der Stadt selbst. Keine anderen Touristen außer uns. Die berühmte Moschee ist wenig spektakulär, noch dazu eingerüstet und die Ansicht von hunderten Stromkabeln gestört. Der Hafen am Bani interessant, ein einziger Markt, Spendenkleidung aus Europa wird verkauft, viele Leute, viel Schmutz. Eine Piroge liegt neben der anderen. In einem Laden kaufen wir mehrere Holzschnitzarbeiten.

Zurück beim Hotel bezahle ich einem der Parkplatzwächter die vereinbarte Gebühr mit einem 2.000 CFA-Schein. Er hat kein Kleingeld und geht schnell wechseln. Doch er kommt nicht mehr zurück. Ich reklamiere bei seinem Kollegen, doch der meint, er kenne keinen anderen Parkplatzwächter und ich dürfe nicht damit rechnen, das Wechselgeld zurückzubekommen. Und ich hätte schwören können, dass derjenige, den ich bezahlt habe auch der war, mit dem ich den Preis ausgehandelt habe... Glücklicherweise habe ich nicht mit einem noch größeren Schein bezahlt und so hält sich der Verlust in Grenzen. Als wir den Hof des Hotels verlassen wollen, will der "echte" Parkplatzwächter (oder der Komplize des Betrügers?) erneut die Parkgebühr kassieren, was wir aber schlichtweg verweigern. Hier möchte ich noch ergänzen, dass es sehr häufig vorkommt, z.B. am Markt oder auch im Restaurant, dass kein Wechselgeld verfügbar ist und der Verkäufer wechseln gehen muss. Die Menschen hier sind arm und, haben sie einmal Geld, geben sie es aus und heben es nicht als Wechselgeld auf. Aber noch nie zuvor ist es uns passiert, dass einer nicht zurückgekommen ist.

Gegen Abend brausen wir auf gutem Asphalt ins Dogonland und übernachten zwischen Bandiagara und Sanga. Hier reanimieren wir erfolgreich Wolfgangs kaputten Reifen, wobei uns wieder Kinder zusehen. Km 302/7.343.

Donnerstag, 23. Februar 6, Tag 32

In der Früh erwartet uns eine grausige Überraschung: Aus der Schachtel mit Toyota-Ersatzteilen, die uns Walter zur Mitnahme zurück nach Österreich mitgegeben hat, kriechen hunderte Maden! Wir räumen die Schachtel aus, säubern sie so gut es geht und verstauen sie wieder im Auto. Hoffentlich haben wir keine Tierchen übersehen! 

In Sanga nehmen wir einen Führer, der uns auf dem Moped vorausfährt und uns die Dogon-Dörfer entlang der Falaise de Bandiagara zeigt (nach Verhandlung 6.500 CFA, 10 EUR pro Person für eine vierstündige Führung incl. der Abgaben in den einzelnen Dörfern). Das erste Dorf, Banani, liegt zum einen Teil oben auf der Hochebene, von der man einen guten Blick auf den anderen, unten in der Tiefe gelegenen älteren Siedlungsteil hat. In einer Höhle werden uns von aufdringlichen Verkäufern Holzhandarbeiten angeboten und ein Kinderchor singt. Dann geht es über eine steile Straße die Falaise hinunter. Wunderschön liegen die Dörfer Ireli, Amani und Tirelli unten an der Felswand, darüber, hoch oben in den Felsen die alten, nicht mehr bewohnten Häuser der Dogon. Ireli besichtigen wir näher, sehen uns die vielen Getreidespeicher an, von denen es weibliche und männliche gibt. Die erstgenannten sind rund im Grundriss, die letzteren viereckig. Diese beinhalten die Notreserve und zu ihnen hat nur der Herr des Hauses einen Schlüssel. In jedem Dorf werden wunderschöne und wie wir meinen, großteils auch künstlerisch interessante und hochwertige Holzschnitzarbeiten verkauft. In Amani faulenzen in einem kleinen Teich einige Krokodile, die als heilig gelten. Da sie reichlich gefüttert werden, haben sie kein Interesse an Touristen und gelten daher als harmlos. Auf dem Weg vom Teich zum Auto kommt uns eine Gruppe Franzosen entgegen, die sich absolut unmöglich benehmen und von denen keiner unseren Gruß erwidert. In Tirelli trennen wir uns von unserem Führer und folgen zunächst auf teils tiefsandiger Piste der Abbruchkante, die wir dann bei Dourou bei N14 18.145 W3 24.990 auf einer steilen in den Fels gehauenen Straße hochfahren (Auffahrt schwer zu finden!). Beim Druckablassen an einer sandigen Passage bemerken wir, dass der Suzuki aus einem porösen Kühlerschlauch Flüssigkeit verliert. Über sehr holprige Wege geht es zurück nach Bandiagara, wo Wolfgang ein passendes Stück Schlauch ersteht. Km 116/7.459.

 

Freitag 24. Februar 6, Tag 33

Auf gutem Asphalt geht es über Sevare nach San, wo wir im Restaurant "Transit" an der großen Kreuzung (N13 17.839 W4 53.645) gut zu Mittag essen (4 Mahlzeiten und Getränke 4.000 CFA = 6,15 EUR). Über Bal, dem südlichsten Punkt unserer Reise, kommen wir nach Segou und queren gut 30 Kilometer flussabwärts auf einer modernen Brücke den Niger. Auf einer staubigen Piste fahren wir dann den Damm des großen Bewässerungskanals Tio nach Norden. Hier im Niger-Binnendelta gibt es natürlich mächtig Mücken, die uns speziell am Abend zu schaffen machen. Km 565/8.023.

Samstag, 25. Februar 6, Tag 34

In Soko verlassen wir das Binnendelta. Ganzen Tag fahren wir auf Eselspfaden durch Savannenlandschaften und kommen am Abend in Nara an, wo wir die Ausreiseformalitäten erledigen: Die Gendarmerie befindet sich am südlichen Ortseingang (N15 09.245 W7 17.939), der Zoll am nördlichen Ortsrand (N15 10.751 W7 16.837). Gleich neben dem Zollamt liegt eine Herberge, deren Inhaber sehr geschäftstüchtig ist: Er drängt uns nicht nur, bei ihm zu übernachten, sondern wechselt auch (zu schlechtem Kurs) Geld und verkauft Treibstoff. Km 261/8.285.

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