Myanmar Nord 1 EUR = 1.385 Kyat
Mittwoch, 28. Oktober 15, Tag 18/173: Gangaw
Auf indischer Seite dauert die Abfertigung anderthalb Stunden, alles komplikationslos und easy. Im Niemandsland treffen wir zwei Leute unserer Agentur, deren Fahrer und einen Regierungsbeauftragten. Es gibt eine kurze Diskussion, weil die Gruppe nun entgegen unserer V'ereinbarung aus zehn anstatt aus acht Mitgliedern besteht. Neben Annette und Stefan aus Deutschland mit einem Mercedes G, Claire und Emiel aus Australien mit einem Landcruiser und Karen und Vince aus Australien auf einem Motorrad sind nun auch noch V. und S., ebenfalls aus Australien mit zwei Motorrädern dabei. Unser erster Eindruck von Myanmar ist sehr positiv: Es ist sauberer und ordentlicher als in Indien, die Straßen sind besser. Wir fahren übrigens wieder rechts (in Nepal und Indien galt Linksverkehr), in Thailand dann wieder links und in Laos wieder rechts. Zu Mittag essen wir in einem Restaurant, endlich schmeckt auch das Essen wieder, nicht alles ist scharf. Ab Kalay sind dann die Straßen nicht mehr soo toll und vor allem recht schmal. Ein Auto plus ein entgegen kommendes Motorrad gehen sich gerade aus. Es geht vorbei an Reisfeldern, später durch Wälder, wir passieren buddhistische Tempel, Stupas, gelegentlich eine Kirche. Mehrmals sehen wir Schäden durch Hochwasser. Bei Einbruch der Dunkelheit werden überall Kerzen aufgestellt. Es ist das Vollmondfest, das an die Erleuchtung Buddhas erinnert. Wir übernachten vor einem Hotel in Gangaw. Beim gemeinsamen Abendessen gibt es Stunk, weil V. auf sehr unhöfliche Art kritisiert, dass wir am Abend eine Stunde bei Dunkelheit fahren mussten. Km Km 282/2.446/41.067.
Donnerstag, 29. Oktober 15, Tag 19/174: Monywa, Mandalay
Um 7 Uhr startet der zweite Tag der Rallye. Wir hatten ja mit zwei Agenturen verhandelt, die Reisende mit ausländischem Fahrzeug in Myanmar begleiten. Dabei ist es interessant, dass die Agentur, mit der wir nun reisen (Burma Senses), ein sehr umfangreiches 14-tägiges Programm vorgeschlagen hat, von dem die andere Agentur (Myanmar Expert Travel & Tours) behauptet hat, dass es nicht durchführbar sei. Damit konfrontiert, sagte Burma Senses, dass dieses Programm bei entspannter Fahrweise noch genug Zeit für Besichtigungen lasse. Wir waren sehr skeptisch, mussten uns dann aber für die Rallye-Agentur entscheiden, da bei ihr schon unsere jetzigen Reisegefährten gebucht hatten, was die Kosten reduzierte, während Myanmar Expert Travel & Tours, die ein wesentlich schmäleres Programm für 14 Tage angeboten hätte, noch keine Reisepartner für uns in Aussicht hatte. Angesichts der heutigen langen Fahrtstrecke habe ich gestern vorgeschlagen, bei Dämmerung um 6 Uhr zu starten anstatt um 7. Doch das wollen die Leute von der Agentur nicht. Ergebnis: Es ist ein Jammer. Wir fahren ganzen Tag, fahren unmittelbar an tollsten Sehenswürdigkeiten vorbei und fahren trotzdem eine Stunde in die Nacht hinein. Aber vielleicht im Detail: Es geht über zwei Gebirge, die Straße ist schlecht. Es geht nur mühsam voran. Dann fällt auch noch unser Turbo aus. Ich denke mir, vielleicht hilft, so wie damals in Tibet, ein wenig Herumfummeln, aber das Teil ist so heiß, dass ich mir gleich die Finger verbrenne. Es kühlt auch ganzen Tag nicht ab, ich muss das also morgen in der Früh wieder versuchen. Steigungen bewältigt der Zerberus nunmehr nur mehr sehr langsam, doch wir können auf der Ebene wieder aufholen, so dass wir den Konvoi kaum aufhalten. Zum Mittagessen in Monywa gibt es ein phantastisches Buffet bei Tisch. Es kommen zirka 20 Schalen mit Essen auf den Tisch, wenn eine leer ist, kommt nach. Herrlich! Viele Frauen und Kinder haben weißes Make-up, das aus einem bestimmten Holz gewonnen wird, im Gesicht. Es soll vor Sonne schützen, wird aber vor allem wegen der Schönheit aufgetragen. Außerhalb der Stadt sehen wir uns die beiden Riesen-Buddhas an. Der stehende Buddha ist schon aus einigen Kilometern Entfernung zu sehen, vor ihm befindet sich ein zweiter liegend. Weiters gibt es jede Menge Stupas und Tempel. Die Besichtigung beschränkt sich aus Zeitgründen jedoch auf einen Fotostopp in 500 Metern Entfernung. Auf der Fahrt zu und von den Buddhas passieren wir die beeindruckende Tempelanlage von Thanboddhay. Wir fahren einfach dran vorbei. Das meine ich mit: Es ist ein Jammer. Die Straße bis Mandalay ist meist recht gut und wir kommen gut voran, nur beim Überholen fehlt halt der Turbo. Aus Zeitgründen muss dann leider die Besichtigung der eineinhalb Kilometer langen U-Bein-Brücke entfallen. Ein Jammer. Erst bei Dunkelheit erreichen wir Mandalay. Bei starkem Verkehr ist es sehr schwierig, unserem Agenturfahrzeug zu folgen. Unser Reiseleiter kümmert sich nur wenig, ob alle nachkommen und so ist es kein Wunder, dass die halbe Gruppe verloren geht. Km 360/2.806/41.427.
Freitag, 30. Oktober 15, Tag 20/175: Kalaw
Um sieben Uhr wollten wir abfahren, doch die Motorradfahrer streiken. Sie haben an unsere Reiseleitung eine schriftliche Beschwerde gerichtet, weil sie gestern schon wieder bei Dunkelheit fahren mussten, und noch keine Antwort erhalten haben. Sie wollen eine Änderung unseres Reiseplans und eine schriftliche Garantie, dass Nachtfahrten nicht mehr vorkommen. Es entsteht eine nicht enden wollende Diskussion, die Zeit vergeht, noch dazu, wo wir heute wieder eine lange Etappe vor uns haben. Damit wir doch noch auf die Straße kommen, schlage ich vor, dass wir heute anstatt bis zum Inle-See nur bis Kalaw fahren, die Reiseleitung unterwegs dort ein Hotel bucht und am Abend ein überarbeitetes Programm präsentiert. Das findet allseits Anklang und so können wir mit anderthalbstündiger Verspätung endlich starten. Zunächst geht es auf der Autobahn rasch nach Süden. Als wir in Meiktila an der Abfahrt auf die Nachzügler warten, reinige ich die Plexiglasscheibe, den rechten Scheibenwischer musste ich ja demontieren. Dabei bemerke ich, dass sich das Plexiglas an mehreren Stellen von der Windschutzscheibe gelöst hat. Das ist gefährlich, denn da kann Fahrtwind eindringen und die Scheiben voneinander lösen. Der Kleber, den ich mithabe, reicht leider nicht, doch von Emiel bekomme ich noch eine halbe Kartusche Silikon, was für's erste reicht. Weiter östlich geht es dann in's Gebirge; Kalaw, das wir schon am Nachmittag erreichen, liegt auf 1.300 Meter. Am Abend präsentiert die Reiseleitung unseren neuen Reiseplan. Die beiden längsten Etappen sind nun auf je zwei Tage aufgeteilt, dafür fallen unter anderem der Abstecher zur im Dschungel gelegenen Ruinenstadt Mrauk U und die Besichtigung von Jangon aus. Ein Jammer. Wir stimmen dem neuen Plan zähneknirschend zu, denn auch wir wollen natürlich nicht andauernd bis in die Nacht hinein fahren und keine Zeit für Besichtigungen und Fotostopps haben. Km 271/3.076/41.698.
Samstag, 31. Oktober 15, Tag 21/176: Pindaya
In der Früh weckt uns eine Glocke. Es ist ein Novize, der mit seinem Geläute ankündigt, dass nun die Mönche durch die Straßen gehen und bereit sind, die Nahrungsspenden der Bevölkerung, meist Reis, entgegenzunehmen. Die Mönche marschieren barfuß und im Gänsemarsch, jeder trägt eine metallene Reisschale. Wir machen wir einen Spaziergang durch den Markt von Kalaw. Es ist eine bunte Mischung von Obst- und Gemüse-, Fleisch- und Fisch-, Gemischtwaren- und Souvenirständen. Witzig finden wir grüne Früchte, die wie Buddhas aussehen. Fisch ist meist getrocknet und teils kunstvoll tranchiert. Reis wird in verschiedenen Qualitäten in Tonnen angeboten. Auf der Fahrt nach Pindaya fahren wir durch fruchtbares Hochland, eben werden Karfiol und Kraut geerntet. In Pindaya sehen wir uns die berühmte Höhle der 8.000 Buddhas an. Es ist eine Tropfsteinhöhle, in der über Jahrhunderte bis heute Buddhastatuen aufgestellt wurden. Mit einem Fahrstuhl geht es hinauf zum Höhleneingang. Von hier hat man einen schönen Blick über den kleinen See von Pindaya und eine Anlage mit Dutzenden goldenen Stupas. In der Höhle ist es teilweise ein wenig eng, weil Statue an Statue steht, also nichts für Leute mit Platzangst. Die allermeisten Buddhas sind vergoldet und glänzen im Schein einiger Scheinwerfer. Im tiefer gelegenen Teil der Höhle ist es recht schwül. Leider ist die Besichtigung nichts für Susi, denn sie ist zunehmend von Schmerzen geplagt, die ihr ihr Bandscheibenvorfall verursacht. Wir haben schon vor Tagen einen Operationstermin sofort nach unserer Rückkehr terminisiert. Auf der Weiterfahrt zum Inle-See beginnt es zu regnen. Hoffentlich hält das Schlechtwetter nicht an, denn morgen ist eine längere Bootstour geplant. Km 145/3.221/41.843.
Sonntag, 1. November 15, Tag 22/177: Inle-See
Der Inle-See erstreckt sich über etwa 30 Kilometer in Nord-Süd-Richtung, die Breite ist schwer anzugeben, weil an vielen Stellen nicht klar ist, wo sich das Ufer befindet. Wenn man mit dem Boot unterwegs ist, meint man oft, das Ufer erreicht zu haben, doch dann handelt es sich um schwimmendes Land und dahinter ist wieder ein Streifen Wasser. Wir haben für den ganzen Tag drei Boote gemietet, die mit Höllenlärm und ebensolchem Tempo mit uns übers Wasser schießen. Nicht nur die Ufer des Sees sind bewohnt, auch direkt im See stehen viele Häuser auf Stelzen. Nach kurzer Fahrt sehen wir einige Einbeinruderer, die auf dem Heck ihres Bootes stehend, ein Paddel mit einer Hand und einem Bein benutzen und mit der frei bleibenden Hand mit einem Netz oder Käscher Fische fangen. Es scheint uns aber, dass diese Männer heute nicht mehr vom Fischfang leben, sondern nur für Touristenkameras posieren. In einer Manufaktur können wir sehen, wie Shan-Papier hergestellt wird, mit dem die handgemachten Sonnenschirme bespannt werden. Auf einem eher sehr touristischen Markt kosten wir frittierten Tofu, der uns im Gegensatz zu dem bei uns erhältlichen grauslichen Zeugs gleichen Namens sehr gut schmeckt. Zu Mittag essen wir in einem auf Stelzen im See stehenden Restaurant. Als wir danach wieder ins Boot steigen, bricht der Steg unter uns zusammen. Ich stehe bereits im Boot und kann Susi gerade noch hereinziehen. Einige andere fallen ins Wasser, sind natürlich total nass, auch die eine oder andere Kamera ist untergetaucht. Gottseidank ist niemand verletzt. Die Verunglückten erhalten vom Restaurant trockene T-Shirts und die hier auch für Männer üblichen Röcke. Nun sehen wir uns die Phaung Daw-Pagode an, in der sich fünf goldene Buddhastatuen aus dem 12. Jahrhundert befinden und auf die Pilger kleine Stücke Blattgold kleben, so dass die Statuen über die Jahrhunderte mächtig zugenommen haben und nicht mehr als Buddhas erkennbar sind. Auf dem Rückweg beeindrucken uns die schwimmenden Gärten, das sind große, aus Wurzeln, Gras und abgestorbenen Pflanzen bestehende schwimmende Areale, die mit Pflöcken am Seegrund fixiert wurden und auf denen alles mögliche Gemüse angebaut wird. Braucht man garantiert nicht zu gießen.
Montag, 2. November 15, Tag 23/178: Meiktila
Auf der Rückfahrt nach Meiktila haben wir einen Platten. Wieder büßen wir einen Goodrich-Reifen ein, denn das Loch ist zu groß für eine Reparatur. In Meiktila kaufen wir einen grindigen Reifen indonesischer Produktion mit gerade einmal 1.000 kg Load Index, etwas anderes gibt es nicht. Der Händler verkauft auch nur und montiert nicht. Um nicht die ganze Gruppe aufzuhalten, lassen wir den Reifen erst in Nyaung U montieren. Die Werkstätte ist recht einfach (dafür aber sehr billig: Die Montage kostet 1.500 Kyat, gut einen Euro). Es gibt einen Hebel zum Abdrücken des Reifens von der Felge, Montiereisen und einen Kompressor. Wuchten, was ist das? Zum Abendessen gehen wir mit Annette und Stefan in ein gepflegtes italienisches Restaurant. Die Pizza ist ausgezeichnet und eine dringend nötige Abwechslung zu Reis und Nudeln. Km 325/3.546/42.168.
Dienstag, 3. November 15, Tag 24/179: Bagan
In Bagan stehen auf etwa 20 Quadratkilometern zwei- bis fünftausend Tempel und Stupas, je nachdem, ob man nur gut Erhaltenes oder auch Ruinen und Steinhaufen mitzählt. Bevor man weiter liest, halte man bitte kurz inne und stelle sich das mal kurz vor: zweitausend! Wir lösen uns nach der Besichtigung zweier Tempel von der Gruppe und erkunden Bagan auf eigene Faust. Am Abend werden wir feststellen, dass wir weitaus mehr gesehen haben, als die anderen. Die Tempel und Stupas wurden von ca. 1050 bis 1290 erbaut und sind im Grundriss entweder rund oder quadratisch. Die größeren Tempel haben meist vier Eingänge und beherbergen vier Buddhas. Meist sind die Bauwerke ziegelrot, oft sind die Spitzen oder Kuppeln vergoldet. Von den Tempeln, die man besteigen darf, bietet sich ein phantastischer Blick auf weitere Bauwerke. Den ultimativen Ausblick jedoch hat man vom Aussichtsturm. Da er über einen Lift verfügt, kann auch Susi den Ausblick bei Sonnenuntergang genießen. Manche Tempel sind nachts toll beleuchtet. Km 59/3.605/42.227.
Mittwoch, 4. November 15, Tag 25/180: Mount Popa
Am Vormittag können wir uns ansehen, wie Palmöl hergestellt und Erdnüsse in einer vom Ochsen angetriebenen Mühle gemahlen werden. Gleich neben dem Mount Popa, einem erloschenen Vulkan, der weithin sichtbar aus der Ebene ragt, befindet sich ein kleiner Berg in Form eines steilen Kegelstumpfes, auf dessen Plateau buddhistische Tempel und Stupas thronen: Der Popa Taung Kalat. Er lässt sich über dreihundertsiebzig oder so Stufen besteigen, barfuß natürlich, weil's ja eine Temmpelanlage ist. Eine Schweiß treibende Angelegenheit, denn es hat wieder jenseits der 30 Grad und es ist wieder heftig schwül. Zudem wird man von dreisten Affen belästigt. Von oben bietet sich ein weiter Blick über die Ebene, das Schönste aber ist der Blick von der Flanke des Mount Popa auf den Popa Taung Kalat. Die weitere Fahrt nach Magwe verläuft unspektakulär. Km 181/3.786/42.408.