Indien: Nagaland und Manipur 1 Euro = 70 Rupien
Freitag, 23. Oktober 15, Tag 13/168: Dimapur
In der Früh ist es bedeckt und 23 Grad kühl, zudem fliegen keine Mücken rum. Wir verbringen daher die angenehme Zeit lesend im Freien, bis dann doch die Sonne durchbricht und es heiß wird. Da wir ja die Fahrt durch die Bergdörfer Nagalands ausfallen lassen, haben wir reichlich Zeit und zuckeln ganz gemütlich Richtung Dimapur. In jedem Dorf halten wir Ausschau nach einem Internet-Cafe, doch die wenigen, die wir sehen, sind geschlossen. Wahrscheinlich haben die Inhaber gestern, am letzten Tag des Festes, zu lange gefeiert. Vielerorts werden schon die Stofftempel abgebaut und die Götterfiguren mit großem Trara wieder in ihre Stammtempel gefahren. Nicht einmal in Dimapur selbst, wo Adidas-, Nike- und Mothercare-Stores offen haben, ist ein geöffnetes Internet-Cafe zu finden. Wir sind gerade am Überlegen, wie weit wir heute fahren wollen, da springt uns die Ankündigung eines Resorts ins Auge. Das Niathu-Resort ist genau, was wir brauchen: Ein ruhiger Platz mit ein wenig Komfort zum Relaxen, bevor nächste Woche die Rallye beginnt (In Myanmar haben wir täglich ein großes Fahrpensum auf schlechten Straßen und in der Gruppe zu absolvieren). Und natürlich gibt es hier auch Internet. Endlich geht die Schilderung unseres Überfalls raus, ich weiß, viele haben darauf schon gewartet. Wir sehen uns nun ein wenig an, was verschiedene Medien im Internet über den Vorfall berichtet haben: Meist sind wir Österreicher, mal wieder Australier, oft werden wir "elderly Austrian couple" genannt. Sehr schmeichelhaft irgendwie. Sogar österreichische Zeitungen erwähnen den Vorfall. Der ausführlichste Artikel ist im Telegraph (Kalkutta) erschienen. Km 136/1.789/40.410.
Samstag, 24. Oktober 15, Tag 14/169: Niathu Resort
Wir verbringen einen gemütlichen Tag im Resort. Es scheint, dass wir die einzigen Gäste sind, denn bei allen Mahlzeiten sitzen wir alleine im Speisesaal. Neben Gerichten aus allen Ecken Süd- und Ostasiens gibt es auch Fish & Chips, Hühnerbrust und Hamburger. Eine willkommene Abwechslung. Das Essen ist mit vier bis sechs Euro sehr teuer. Dafür fallen die Getränke kaum ins Gewicht: Außer zwei oder drei Fruchtsäften gibt es nur Wasser gekühlt und Wasser ungekühlt. Nur an der Bar gibt es Alkohol. Das erstaunt, da in Nagaland Alkoholverbot herrscht, doch es gibt alles, was ein Alkoholikerherz begehren könnte, allerdings zu Preisen eines Londoner In-Lokals. Km 0/1.789/40.410.
Sonntag, 25. Oktober 15, Tag 15/170: Kohima
Von der Tiefebene geht es kurvig hinauf in die Berge. Die Gelder für den Straßenbau haben den Anstieg nicht geschafft, Schlagloch reiht sich an Schlagloch. Nagaland! Das Land der Kopfjäger. Bis in die 60er-Jahre hinein wurde hier die Kopfjagd ausgeübt! Heute sind die Naga großteils Christen und müssen rein deshalb das Kopf Abschlagen lassen. Die Kopfjagd ist außerdem seit 1953 verboten. Schon weit vor Dimapur ist uns aufgefallen, dass die Menschen anders aussehen, weniger indisch, mehr südost-asiatisch, die Frauen tragen meist nicht mehr den in Indien weit verbreiteten Sari, sondern Hose (Rock) und T-Shirt. Die Naga fühlen sich auch nicht als Inder, sondern als eigenes Volk, und streben nach Unabhängigkeit, die aber vom Staat Indien nicht gewährt wird, weshalb die Region politisch instabil gilt. Viele Gebiete sind für Ausländer aus Sicherheitsgründen gesperrt. Zu Mittag essen wir in einem Restaurant an einer Tankstelle. Zu Reis mit Fisch (bzw. Huhn) gibt es diverse Soßen verschiedener Schärfegrade. Ganz gemein ist eine Soße, die zuerst gar nicht scharf schmeckt, weshalb man denkt, man kann sie einfach so in sich reinlöffeln, aber nach einigen Minuten sowas von höllisch brennt, dass einem die Tränen kommen. Kohima ist in 1.500 Metern schön auf einem Bergrücken gelegen, ist aber eine staubige Stadt, vor allem weil die Straßen kaum mehr Asphalt aufweisen. Wir halten nur kurz, um einen Blick auf den Soldatenfriedhof aus dem 2. Weltkrieg zu werfen und eine Runde durch das Naga Heritage Village, ein Freilichtmuseum, zu drehen. In jeder Stadt, jedem Dorf stehen Kirchen, meist einer Baptistengemeinde. Bei einer solchen übernachten wir auch, nachdem wir mit dem Pastor ein nettes Pläuschchen bei einem Greentea abgehalten haben. Kaum ist die Sonne untergegangen ist es empfindlich kalt. Km 120/1.909/40.530.
Montag, 26. Oktober 15, Tag 16/171: Imphal
Ein strahlender, aber kühler Morgen erwartet uns. In den Tälern liegt dichter Nebel (vgl. letztes Foto oben und erstes unten, fast vom gleichen Standort aufgenommen). Die Straße bis Imphal bleibt schlecht. Alle paar Kilometer befinden sich Checkpoints, die von Polizisten in Kampfausrüstung besetzt sind. Reichlich gepanzerte Fahrzeuge stehen herum. Ein ähnliches Bild in Imphal: Es patrouillieren reichlich Polizisten mit Sturmgewehr, Helm und kugelsicheren Westen, zu Fuß oder in Panzerfahrzeugen. Eine friedliche Gegend sieht anders aus. Wir parken den Zerberus, mieten eine Fahrradrikscha und genießen die Fahrt durch den Kangla, einen großen ruhigen Park mit Seen, Rosengarten, alten Palästen und Tempeln. Das Ende der Rundfahrt ist dann leider nicht so harmonisch, weil der Rikschafahrer seine Preisgestaltung übertreibt und wir nicht gewillt sind, den fünffachen für Touristen üblichen Preis zu bezahlen. Leider habe ich kein passendes Geld eingesteckt und so zahlen wir noch immer den dreifachen Preis. Den Gipfel der Unverschämtheit erleben wir jedoch beim Mittagessen in einem winzigen Lokal, schon auf der Ausfahrt aus Imphal: Der Wirt verlangt 2.500 Rupien! Zuerst denken wir, es ist ein Irrtum und er meint 250, doch er schreibt die Zahl auf. Bisher haben wir (außer im Resort) für's Essen mit Getränk meist zwischen 110 und 260 Rupien bezahlt. Ich gebe ihm 500 Rupien, weil ich noch immer kein Kleingeld habe. Das sind schon eigenartige Sitten hier. Wir fahren nun zum Lake Loktak, der für seine kreisrunden schwimmenden Ringe aus verfilzter Vegetation und für seine schwimmenden Inseln, teilweise mit Häusern drauf, bekannt ist. Von einem Hügel haben wir einen tollen Ausblick über den See. Km 131/2.040/40.661.
Dienstag, 27. Oktober 15, Tag 17/172: Loktak-See
Wir wollen eigentlich den halben Vormittag auf dem Hügel vertrödeln, doch die vielen Mücken vertreiben uns. Es sind die bösartigen tagaktiven, deren Stich man erst viel später spürt und die sich auch von Nobite nicht beeindrucken lassen. Wir umfahren den See auf seiner Südseite und erreichen die Fernstraße, die über den Senam-Pass (1.500 Meter) zum Grenzort Moreh führt. Die Straße wird vom Militär gesichert, an zwei Checkpoints werden wir angehalten und müssen wir unsere Daten bekannt geben. Am Abend erreichen wir Moreh, wo Susi gleich Claire und Emiels Landcruiser erspäht. Die beiden übernachten in einem Hotel. In einem Gasthaus finden wir dann noch Annette und Stefan. Mit ihnen campieren wir direkt vor der Grenze auf einer Wiese. Wir verstehen uns auf Anhieb mit ihnen. Auch sie sind froh, endlich aus Indien rauszukommen. Km 124/2.163/40.785.