Woche 4

Samstag, 9. Dezember 6, Tag 22

Da uns seit gestern ein unerklärlicher Pfeifton begleitet, der mutmaßlich vom linken Vorderrad kommt, sehe ich heute morgen unser Auto ein wenig gründlicher durch, kann dabei aber keine Ursache für den Pfeifton  finden. Dafür muss ich aber feststellen, dass in einer Batterie der Flüssigkeitsspiegel erbärmlich weit abgesunken ist. Wir werden in Nouakchott destilliertes Wasser kaufen, es ist ja nicht mehr weit. Doch zuerst müssen wir uns noch durch Dünen schlängeln, der zunehmende Bewuchs mit Calotropis, Büschen und Grasbüscheln macht das manchmal gar nicht so einfach. Dann ist aber die Straße der Hoffnung erreicht, so heißt die Asphaltstraße von Nouakchott nach Nema. Da die Hauptstadt keine Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, machen wir unsere Erledigungen an der Peripherie: Wasser, Obst, Gemüse, Brot, Internet. Wir lassen auch noch einen Ölwechsel durchführen, einen Filter haben wir von zu Hause mit. Das ist ziemlich kompliziert, denn zuerst muss der Mechaniker einen passenden Schraubenschlüssel für die Ablassschraube ausborgen gehen. Da er ohne Stockerl, das hat er nämlich auch nicht, den Ölfilter nicht erreichen kann, nimmt er kurzerhand in der Hocke unter der Motorhaube Platz. Leider ist auch das selbstgebastelte Werkzeug zum Abschrauben des Filters nicht besonders effektiv und daher dauert die ganze Prozedur ziemlich lange. Doch schließlich ist es geschafft und wir machen uns auf den Weg zum Strand, auf dem wir nun zumindest die 200 Kilometer bis Nouamghar fahren wollen. Heute ist es ganzen Tag sehr warm, knapp 30 Grad. Zudem ist es stark bewölkt und daher sehr schwül. Mein Sprung in den atlantischen Ozean bringt diesen kurz zum Aufwallen und mich kühlt es angenehm ab. Mehrfach finden wir tote Haie am Strand, vielleicht sollte man hier doch nicht baden? Susi ist das Wasser ohnehin zu kalt. Ihr geht es heute nicht besonders gut, sie fühlt sich ein wenig grippig, hat Halsschmerzen. Km 187/7.761.

Sonntag, 10. Dezember 6, Tag 23

Schon in der Früh ist es bedeckt und dunstig, fast neblig. Und die frische Brise des Morgens wächst sich im Lauf des Tages zu einem Sturm aus. Der wunderschöne Küstenabschnitt, den wir heute befahren, lädt immer wieder zum Verweilen ein, da hier die Sanddünen direkt bis ans Meer reichen. Doch der Wind ist ungemütlich und bläst uns Sand in die Augen. Wir passieren mehrfach kleine Fischerdörfer, in denen die Fischer Netze flicken und die Boote bereit machen. Km 102/7.863.

 

Montag, 11. Dezember 6, Tag 24

Was ist nur mit dem Wetter los? Zwar ist es weniger dunstig, aber wieder ganzen Tag windig, wenig sonnig und das Thermometer geht kaum über 20 Grad, einfach kein Badewetter. Nach kurzer Fahrt weiter am Strand kommen wir nach Nouamghar, wo der Nationalpark Banc d'Arguin beginnt. Im Parkbüro, vor dem zwei Wal"fisch"skelette liegen, lösen wir ein Ticket (2 Personen, 1 Tag 2.400 Ougya, ca. 8 Euro). Nun fahren wir gemütlich zunächst entlang der Küste nordwärts, doch es lassen sich nur wenige Tiere blicken: Möwen, Schwalben, einige wenige Pelikane, ein oder zwei Reiher, draußen am Meer fraglich zwei Delphine. Die Strände sind recht unsauber, überall liegt angespülter Müll und wir denken, dass man mit einem Teil der Eintrittsgelder die Strände säubern könnte. Da hätten viele Menschen Arbeit. Am Nachmittag will ich Diesel vom zweiten Tank in den ersten pumpen, doch es ist Luft in der Leitung und es funktioniert nicht. Das kommt manchmal vor, besonders wenn man abseits der Straßen unterwegs ist und es recht rüttelt. Man muss dann einfach den zweiten Tank volltanken, was die Luft aus der Leitung drückt. Doch die nächste Tankstelle ist noch gut 250 Kilometer weg und die Distanz schaffen wir mit dem Treibstoff, den wir im ersten Tank haben, nicht mehr. Ich frage daher im Camp von Tessot nach Diesel, worauf mir 20 Liter zum Preis von zuerst 500 (1,56 Euro), nach Verhandlungen um 400 Ougya (1,25 Euro) je LIter angeboten werden. Der Preis an den Tankstellen beträgt hingegen nur 235 Ougya (0,73 Euro). Ich lege mich daher kurzerhand unters Auto, schraube die Dieselleitung ab und blase Luft in den zweiten Tank, wodurch dort der Druck steigt und Diesel in die Leitung gedrückt wird. Nun können wir noch etwa 30 Liter umpumpen, womit wir leicht bis Nouadhibou kommen sollten. Im weiteren Verlauf entfernt sich die Piste durch den Park vom Meer und wir fahren durch gelegentlich von ein paar Dünen gesäumte unspektakuläre Ebenen. Km 220/8.083.

Dienstag, 12. Dezember 6, Tag 25

Nach Einbruch der Dunkelheit habe ich gestern noch die Leuchtweite unserer Scheinwerfer eingestellt, da wir ja bald wieder längere Strecken auf Asphalt fahren werden. Dabei habe ich bemerkt, dass beide Abblendlichter und ein Begrenzungslicht nicht funktionieren. Durchgerüttelt vermutlich. Heute Vormittag, während eines Stopps zum Reifenaufpumpen, wechsle ich die Birnen. Teils auf schlechter Piste, teils querfeldein hoppeln wir nach Norden, ohne dass irgendetwas besonderes zu sehen wäre, ausgenommen vielleicht das bei vielen Reisenden in diesem Gebiet bekannte Autowrack mit der Aufschrift "Bis bald in Gambia". Am frühen Nachmittag haben wir den Golf von Nouadhibou umrundet und die Asphaltstraße erreicht, auf der wir noch die paar Kilometer bis Nouadhibou fahren. Um die erste Tankstelle in der Westsahara zu erreichen, die etwa 60 Kilometer nach der Grenze liegt, tanken wir zehn Liter Diesel. Außerdem tanken wir Wasser, kaufen Brot und Datteln und halten eine ausgiebige Sitzung in einem Internetcafe ab. In unseren Mails lesen wir von Adventkaufrausch, Kälte und Schnee in Österreich. Irgendwie macht Heimfahren noch gar keine rechte Freude. Wir wünschten, wir könnten unseren Urlaub einfach noch um zwei Wochen verlängern und erst nach Neujahr zurückkommen. Doch leider, zu Hause ruft die Pflicht. Km 198/8.281.

Westsahara

Mittwoch, 13. Dezember 6, Tag 26

Der Grenzübertritt erfolgt auf mauretanischer Seite sehr rasch (15 Minuten). Von der Devisenerklärung, die wir bei der Einreise ausfüllen mussten, will man erfreulicherweise nichts mehr wissen, Zoll- und Gendarmeriebeamte sind sehr freundlich, nur die Polizisten wollen ein Geldgeschenk, das ich standhaft verweigere. Auf marokkanischer Seite dann die übliche Stunde Wartezeit bei der Polizei, in der die Pässe auf einem Schreibtisch reifen müssen, bis sie abgestempelt werden können. Beim Zoll rasche Ausstellung der Fahrzeugpapiere, die Gendarmerie will diesmal nichts von uns. Nun haben wir also wieder knapp 1.000 Kilometer Westsahara vor uns, die außer ein paar netten Orten im Norden kaum etwas zu bieten hat. Gelegentlich liegen neu erbaute Dörfer an der Straße, die noch immer nicht bewohnt sind. Bei der ersten Tankstelle versuche ich, meine verbliebenen Ougya gegen Dirham einzutauschen, doch der Kurs ist so schlecht, dass ich lieber die mauretanischen Scheine für's nächste Mal behalten will, doch da kommt ein Wiener Pärchen mit einem Discovery, das für drei Monate in den Senegal und nach Gambia fährt. Die beiden wechseln unsere Ougya in Euro, womit ihnen und uns geholfen ist. Von ihnen erfahren wir auch, dass wir ins Schlechtwetter (schon wieder!) fahren. Bis gestern hat es nördlich von Laayoune geregnet! Da hier an der ersten Tankstelle in der Westsahara der Diesel etwas teurer ist, als weiter im Norden, tanken wir nur wenig und wollen erst an der nächsten Tankstelle volltanken. Doch die hat keinen Diesel und bis zur übernächsten sind es noch 108 Kilometer. Das könnte sich knapp ausgehen. Tut es auch, doch hier ist die Zapfsäule kaputt. Glücklicherweise befindet sich 500 Meter weiter eine zweite Tankstelle, zu der wir mit dem letzten Tropfen Sprit rollen. Glück gehabt! Im angeschlossenen Restaurant nehmen wir auch ein Abendessen ein, eine Kinderportion von einer Tajine. Etwas später schlagen wir abseits der Straße unser Nachtlager auf. Km 531/8.812. 

Donnerstag, 14. Dezember 6, Tag 27

Man verzeihe mir, dass ich schon wieder vom Wetter schreibe, aber wir hadern schon sehr damit, dass wir in Mauretanien so schlechtes Wetter hatten. Kaum sind wir wieder in der Westsahara und müssen große Distanzen zurücklegen (den Wegweiser auf dem Foto haben wir heute Nachmittag in L'Aayoune fotografiert) und damit viel im Auto sitzen, sind Wind und Wolken weg und es ist angenehm warm. Gleich in der Früh fahren wir an "unseren" Strand, wo wir schon öfters besonders schöne und große Muscheln und Schnecken gefunden haben, doch es ist gerade die Flut am Höhepunkt und nicht viel zu finden. Da wir "Straßendruck" in den Reifen haben (4,5 bar), ackern wir den Strand gewaltig um und haben zu tun, dass wir wieder raus kommen. In der Westsahara finden wir zwei Städte besonders sympathisch: Boujdour, wo wir ins Internetcafe gehen, Gemüse kaufen und zu Mittag essen. Hier sind die Vorarbeiten zum Hafenbau voll im Gang (siehe unser Tagebuch vom 28. November). Bei der Stadtausfahrt fallen uns erstmals die Slums auf, die sich hinter einer Mauer verstecken und deren Ausmaß sich erst zeigt, wenn man einen Blick vom Dach unseres hohen Wagen macht. Die andere Stadt ist L'Aayoune, wo wir einen Kaffe trinken und Geld vom Bankomaten beheben. Die Stadt ist sehr sauber, alle Häuser sind altrosafarben, niemand ist aufdringlich. 

Marokko

Kurz nach Tarfaya befindet sich die letzte Tankstelle, an der man noch zum Westsahara-Preis (4,6 DH, 0,43 EUR) tanken kann. Wir füllen beide Tanks randvoll und betanken noch beide Kanister. Km 543/9.355.

Freitag, 15. Dezember 6, Tag 28

Ob wohl der starke Kaffe von gestern daran Schuld ist, dass ich um 3 Uhr wach werde und nicht mehr einschlafen kann? Ich lese eine Stunde, dann wird auch Susi munter und wir beschließen, weiterzufahren. Nach zwei anstrengenden Stunden - viel Schwerverkehr und Dunkelheit - sind wir dann so müde, dass wir wieder eine Stunde schlafen können. Nun gibt's Frühstück und dann geht es zügig weiter über Guelmin nach Buizakarne, wo Heumarkt ist. Kurz vor Tiznit kommen wir an der Töpferei vorbei, wo wir heuer im Frühjahr so günstig Tajinen gekauft haben. Auch heuer kaufen wir einige große Krüge und Töpfe zum Spottpreis. Der Verkäufer packt unseren Einkauf gut ein und ich gebe ihm ein Trinkgeld. Das will er nicht nehmen und als ich darauf bestehe, gibt er uns noch einen Teller drauf. Er erklärt uns, dass es für ihn Ehrensache ist, dass er für Einheimische und Touristen den gleichen Preis macht. Wenn nur alle so dächten ... Unser Freund besitzt auch einen kleinen Lebensmittelladen, wo wir noch Brot kaufen und einen riesigen Karton Datteln. Die sind echt lecker und ebenfalls sehr billig. Von Tiznit fahren wir nicht direkt nach Agadir weiter, sondern machen einen Ausflug in den Antiatlas nach Tafraoute. Die Landschaft ist großartig, es geht auf 1.640 Meter Höhe, an einigen Stellen liegt ein wenig Schnee. Tafraoute ist ein wunderschöner Ort inmitten von beeindruckenden Felsformationen. Der Umweg kostet uns zumindest drei Stunden Extrafahrzeit, doch er hat sich jedenfalls gelohnt. Von Tafraoute geht es dann in endlosen Kurven langsam nach Agadir hinunter, das wir bei Dunkelheit erreichen und Richtung Marrakesch hinter uns lassen. Am Fuß des Hohen Atlas übernachten wir neben der Fernstraße in einem Wald. Km 621/9.976.

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