Libyen Februar/März 2004

Zilla - Ostumfahrung der Harudj 

Donnerstag, 26. Februar 4

Die nicht aufstehen wollenden Guides werden mit der Hupe geweckt. Heute ist ein reiner Fahrtag: Tarhuna - Abugrin - Waddan. Sehr öde Landschaften ziehen an uns vorbei. Der Asphtitle ist zum Teil sehr schlecht; alle paar Meter liegt ein kaputter Reifen neben der Straße. Teile der Strecke sind wir voriges Jahr schon gefahren und Erinnerungen werden wach.

Zwischen Abugrin und Waddan besuchen wir nochmals das Fort (N30 34.563 E15 24.194). Jörns Wagen scheint zu lahmen und so schaffen wir heute nur einen Schnitt von 79 km/h. Jörn möchte morgen den Luftfilter reinigen. Es ist heute sehr warm, die Maximtitleemperatur beträgt 36,4°. Zwischen Waddan und Zilla schlagen wir unser Lager in der Nähe einer Kontrollstelle auf. Der tagsüber starke Wind legt sich ein wenig. Hoffentlich wird die Nacht heute ruhiger als die vorige, die ja sehr stürmisch war. Km 611/2.430.

Freitag, 27. Februar 4

In Zilla - Einheimische sprechen es fast wie "Zalla" aus - nützen wir die letzte Möglichkeit zum Tanken von Diesel und Wasser und Einkaufen von Lebensmitteln, bevor wir für fast 1.000 Kilometer die Zivilisation verlassen: Bis Timsah sind es 850 Kilometer und 150 Kilometer planen wir für unsere "Schatzsuche" ein. Aber davon später. 

Um auszuschließen, dass ein verunreinigter Luftfilter Ursache für den Leistungsverlust seines Wagens ist, möchte Jörn heute den Filter mit Druckluft reinigen. Weil unsere Kompressoren zum Reifenaufblasen für diesen Zweck zu wenig Leistung haben, bitten wir einen Einheimischen um Druckluft aus seinem LKW. Die zahlreichen umherstehenden Kinder kriegen Süßigkeiten und kurz darauf lädt man uns ein, ins Haus zu kommen. Anfangs lehnen wir ab, als die Einladung mehrfach wiederholt wird, kommen wir ihr aber gerne nach, denn es ist sehr heiß: Als Maximum der ganzen Reise messen wir heute 48° Grad (und Renate und Norberts Klimaanlage ist kaputt!). 

Wir werden ins Wohnzimmer gebeten. Der Raum ist ausgesprochen kahl, nur zwei Sofas stehen darin und ein kleiner Tisch, sowie ein Fernseher, der andauernd Propaganda zeigt. Die wenigen Möbel stehen an den Wänden, der Boden ist mit Teppichen ausgelegt. Der Hausherr stellt uns seine zwei Frauen vor und eine riesige Kinderschar schwirrt durch den Raum. Die Familie zählt 20 Personen! Wir bekommen starken und furchtbar süßen Kaffee. Renate nimmt das kleinste Kind auf den Schoß, das 15 Monate title ist, dem titleer entsprechend groß ist, vielleicht auch ein wenig größer, aber noch nicht einmal stehen kann. Das Zweitkleinste geht bereits, aber sehr unsicher, obwohl es sicher schon über 2 Jahre title ist. Der Hausherr spricht ein paar Brocken deutsch, etwas mehr englisch, und so ist eine Unterhtitleung ganz gut möglich. Jörns Luftfilter ist schon längst gereinigt und wir wären gern weitergefahren, denn der Wau an Namus ruft, aber die Gastfreundschaft, mit der man uns zum Essen einlädt, ist unwiderstehlich. Auf einem riesigen Silbertablett bringt die Hausfrau eine Schüssel mit Nudeln und Schaffleisch, sehr scharf gewürzt. Dann kommt noch ein Topf mit Reis und Kartoffeln, wieder ein wenig Fleisch, gefüllten Weinblättern und anderem Gemüse, und nach kurzem bringt sie noch eine dritte Schüssel mit einem Käsegericht. Als wohltuende Ergänzung zu dem köstlichen Mahl macht ein scharfes Getränk die Runde. Während wir zum Aufbruch drängen, lobt der Gastgeber noch Deutschland (wer kennt schon Österreich?) und uns bezeichnet er als seine allerbesten Freunde. Mir ist wirklich leid, dass wir diese Gastfreundschaft und Herzlichkeit nicht länger genießen können! 

Die ersten -zig Kilometer bis zu einem Erdölcamp legen wir mit Tempo 80 auf autobahnähnlicher Piste zurück. Dann geht’s entscheidend langsamer; wir fahren entlang eines Plateau-Abbruches, der an einer Stelle einen besonders schönen und weiten Blick in die Tiefebene bietet. 

Einer von Jörns Wasserkanistern auf dem Dach ist kaputt und er braucht einige Zeit, diesen auf Antjes Schoß zu verladen und wieder Ordnung auf dem Dach herzustellen. Weil unser Wagen auf der nunmehr schlechten Piste nur so herumhüpft, baue ich als allererstes die Zusatzfedern aus, als wir gegen 18 Uhr unser Lager aufschlagen. Während ich das mache, erklärt mir der S., dass das ein Blödsinn sei, weil so die Stoßdämpfer kaputt gingen. Als er dann beinahe noch meine Wagenheberkurbel verbiegt, bin ich kurz vor dem Ausrasten. Nach dem Ausbau der Spiralfedern fahre ich eine Runde zur Probe und bin sehr zufrieden mit den nun wesentlich besseren Fahreigenschaften des Wagens. Nun erst können wir Zelt, Tisch und Sessel etc. aufstellen. Als ich sehe, dass Susi ein Plastiksackerl auf den Kühlschrankschornstein gelegt hat, krieg ich eine Krise, wofür aber nicht viel Zeit ist, weil ich im nächsten Moment erkenne, dass unsere Dachwanne schief ist und ich die nächste Krise krieg. Der hintere Dachträger hat sich auf einer Seite so verbogen, dass er nicht mehr am Hardtop hält, außerdem hat der Bügel, mit dem die Wanne angeschraubt ist, sich ins Hardtop gebohrt. Einen Moment lang denke ich schon ans Abmontieren und Zurücklassen der Wanne, mit Norberts Hilfe - er hat eine Bohrmaschine mit! - gelingt es aber, den Träger zu fixieren. Ich bin schon sehr gespannt, wie lange das htitleen wird. Km 261/2.691.

Samstag, 28. Februar 4

Auf autobahnähnlicher Piste geht es weiter Richtung Osten, dann werden die Spuren weniger und es geht langsamer voran. Wir durchfahren schöne Wüstenlandschaften und passieren den Berg, der in verschiedenen Landkarten nur als "Interesting Black Mountain" bezeichnet wird. 

Wir schwenken südwärts und haben auf weiten Passagen kaum mehr eine Piste. Es gibt aber noch Reifen- und Stangenmarkierungen. Die Piste verläuft geradewegs nach Süden und wir müssen sie nach einiger Zeit Richtung Südwesten verlassen, weil wir ja nicht in den Tschad wollen, sondern zum Wau en Namus. Wir fahren somit einen großen Bogen um das Bastitlegebirge Harudj al Aswad und nur gelegentlich erreichen wir einzelne Ausläufer mit schwarzem Bastitlegestein.

Um Gewicht auf dem lädierten Dachträger zu reduzieren, füllen wir bald unseren 20-Liter-Kanister in den Tank um. 

Ein markanter Felsen lädt zum Fotostopp ein. Unter anderem fotografieren wir die schönsten drei Frauen im Umkreis von hunderten von Kilometern! 

Über längere Zeit geht es über Serir ohne Spurenvorgabe und schließlich tauchen erste Dünen auf, wo ich schon im ersten Dünental einsande. Ich steige aus und will die Sandbleche abschrauben, aber S. weiß es besser und meint, man brauche nur schieben. Der Wagen sitzt aber auf ganzer Bodenfläche auf und ohne Luft raus, schaufeln und Sandbleche geht nichts. Zum Schluss zeigt uns der Herr Besserwisser, was er wirklich versteht: Er legt die Sandbleche verkehrt an! Kaum ist die Düne umfahren, sandet Norbert ein, der ja den Druck noch nicht reduziert hat. Ihn kriegen wir aber leicht frei. Nur ein paar hundert Meter weiter schlagen wir unser Lager auf. In einem Telefonat mit meiner Tochter Anna höre ich: Zuhause gibt's reichlich Schnee.

Eine nähere Inspektion unseres Wagens zeigt, dass der Träger, den wir gestern angeschraubt haben, sich etwas verschoben hat, er sieht aber stabil aus. Da das Gelände hier keinerlei Deckung bietet, hat Renate und Norberts Toiletten-Paravent heute Premiere. 

Jörn kocht Palatschinken, bei uns gibt's Dosengulasch, ebenso bei Renate und Norbert. Die beiden Guides essen übrigens mal hier und mal da mit, je nachdem bei wem es kein Schweinefleisch gibt. Nach dem Abendessen sitzen wir noch länger gemütlich beisammen. T.  hat Zahnschmerzen, eine Plombe ist ihm herausgefallen, und kriegt ein Schmerzmittel. Morgen sollten wir endlich den Wau an Namus erreichen, 140 Kilometer trennen uns noch. Km 249/2.940.

Zurück  Übersicht  Weiter

Zurück  Übersicht  Weiter