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Irland 2004, Teil 2: Der Süden
Donnerstag, 8. Juli 4, Tag 3
In Irland driven wir left, wozu uns Schilder mehrfach auffordern. Da wir uns für eine Inselrundfahrt im Uhrzeigersinn entschieden haben, fahren wir zunächst nach New Ross, wo wir uns die St. Mary Church ansehen. Schon hier ist es wieder stark bewölkt, wo es doch bei der Ausfahrt aus der Fähre fast wolkenlos war. In Thomastown schon die nächste verfallene Kirche: Jerpoint Abbey. Wir kaufen uns ein Heritage-Ticket. Das kostet 20,- per Person und berechtigt zum Eintritt in fast 100 Sehenswürdigkeiten Irlands innerhalb eines Jahres. In Kilkenny kriegen wir gerade noch die letzte Schlossführung. Leider müssen wir den Fotoapparat abgeben. Am eindrucksvollsten ist die in einem riesigen Raum, bei dem man bis zum Dachstuhl sieht, untergebrachte Bildergalerie. Nun spazieren wir durch die Stadt, genießen in einem netten Pub ein paar Biere. Seit der Verhängung eines Rauchverbotes über Gaststätten vor ein paar Monaten zum Schutz der Nichtraucher gehen die Raucher folgsam vor die Tür. Der Wirt meint, er hätte nun doch etwas weniger Gäste, aber das werde sich schon noch einpendeln. Wir sind beeindruckt, wie ein Gesetz auch jahrzehntelange Gewohnheiten verändert. Wir stellen dann unser Womo an einem Parkplatz mitten in der Stadt ab. Die Kathedrale hatte schon zu, die sehen wir uns morgen an. Km 105/1.572
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Freitag, 9. Juli 4, Tag 4
Es begrüßt uns der Morgen mit Sonnenschein, das sollte für längere Zeit der letzte sonnige Tag sein. Wir sehen uns die katholische St. Mary’s Cathedral mit ihrem 65 Meter hohen Kirchturm an (kostenlos). Das gotische Innere ist nicht sehr beeindruckend. An der St. Canic’s Cathedral (4,-) besteige ich den neben der Kirche stehenden Rundturm (2,-) und habe einen netten Blick über die Stadt. Wir fahren nun weiter durch das Golden Vale, dem Kernland der irischen Rinderzucht: Tausende Kühe – weiße, schwarze, gefleckte – sind auf den Weiden. Schon bei der Anfahrt auf den Ort Cashel sieht man von weitem den Rock of Cashel. Majestätisch thront die Burg auf dem aus einer Ebene ragenden Kalksteinhügel. Einen kostenlosen Parkplatz findet man, wenn man von "hinten" auf die Burg zugeht (N52 31.090 W7 53.605). Während der Besichtigung (Heritage-Card) ziehen dunkle Wolken auf und noch bevor wir von der unter der Burg gelegenen Hore (nicht Whore !) - Abbey (Eintritt kostenlos) zum Auto zurückkommen, regnet es. Aber ohne Schirm geht man in Irland ohnehin nirgends hin. Weiter geht’s nach Cahir, wo wir uns das Castle (Heritage-Card) auf einer kleinen Insel im River Suir ansehen. In Mitchelstown gehen wir in einem Supermarkt einkaufen. Alles ist sehr teuer, besonders Alkohol. Whiskey ist praktisch unerschwinglich. Nun fahren wir noch nach Cork, wo wir übernachten wollen. Einen Parkplatz zu finden, auf dem wir auch morgen Vormittag noch stehenbleiben können, ist nicht leicht; schließlich finden wir einen in einer Wohnstraße im Süden der Stadt (etwa N51 53.4 W8 27.2). Für die "ten minutes", die man laut Auskunft eines netten Corkers ins Zentrum geht, brauchen wir fast eine halbe Stunde. Mit großem Hunger suchen wir ein Lokal, wo es einheimisches Futter gibt. Vergeblich! Die zahlreichen Pubs bieten keine Speisen an und zum Mc Donalds wollen wir nicht. Nach langem finden wir ein Restaurant, das aber so voll ist, dass ca. 20 Leute auf einen Tisch warten. Da wir uns mit einem Tisch im Freien begnügen, müssen wir nicht warten und bekommen unser Essen rasch serviert: Teuer, dafür geschmacklos. Am Rückweg zum Auto regnet es wieder. Oder noch immer? Km 158/1.730.
Samstag, 10. Juli 4, Tag 5
Zum Frühstück gibt’s irisches Toastbrot, getoastet in der Bratpfanne. Schmeckt herrlich, nur muss man höllisch aufpassen, dass man’s nicht anbrennt. Wir wollen heute Cork zu Fuß erkunden. Zunächst geht’s wieder, wie schon gestern, ins Zentrum und von hier nach kurzem Irrweg zur nördlich des River Lee auf einem Hügel gelegenen St. Anne’s Church. Die Kirche ist versperrt. Zwei aneinanderliegende Wände des Glockenturmes sind weiß, die beiden anderen rotbraun. Ansonsten ist die Kirche wenig sehenswert. Neben der Kirche befindet sich die nächste Enttäuschung, die Old Butter Exchange. Wo früher reger Handel mit Butter aus der Region, die bis auf den Kontinent geliefert wurde, getrieben wurde, befindet sich nun eine Ansammlung heruntergekommener und zum Großteil geschlossener (Kunst-)Handwerks- und Schmuckläden. Der Aufstieg auf den Hügel hat sich wenig gelohnt. Nach einem Bummel durch die City sehen wir uns noch die neugotische St. Finnbar’s Cathedral an (5,-) und erreichen hundemüde unser Womo. Fazit: Cork ist eine hässliche Stadt, die kaum Sehenswürdigkeiten zu bieten hat und großräumig umfahren werden sollte.
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Blarney ist gut beschildert und ausnahmsweise auf guter Straße erreichbar. Die Burgruine liegt inmitten eines schönen Parks (Eintritt stolze 7,- Euro, nicht im Angebot der Heritage-Card). Ganz oben auf dem Schlossturm befindet sich der Blarney-Stone, der der Legende nach jedem, der sich in schwindelerregender Höhe rücklings über die Zinnen lehnt und den Stein küsst, die Gabe der Beredtsamkeit verleiht. Ich traue meinen Augen nicht: Eine schier endlose Besucherschlange staut sich die Wendeltreppe empor und jeder lehnt sich, geschützt von einem Eisengitter und dem festen Griff eines Angestellten, der auch dafür sorgt, dass keiner zu lange verweilt, über die Brüstung und küsst den Stein. Ein Fotograf drückt im 20-Sekunden-Takt auf den Auslöser und hält den Moment des regen Austausches von Herpesviren auf Bildern fest, die man später käuflich erwerben kann. In der Nähe des malerischen Ortes Kinsale befindet sich die riesige sternförmige Festung Charles Fort (Heritage Card), deren Form und Ausdehnung so richtig erst bei Betrachtung von oben zum Ausdruck kommt. Entsprechende Luftaufnahmen befinden sich im Kartenverkaufsbüro an der Wand. Sauberes Wasser gibt es bei der Marienkapelle bei N51 40.406 W8 35.303. Über Clonakilty und Rosscarbery geht es weiter nach Drombeg, das wir auf schlechter Straße gegen Abend erreichen. Zwar haben wir an etlichen Parkplätzen entlang der bisher gefahrenen Strecke schon Tore gesehen, die hohen Fahrzeugen die Einfahrt unmöglich machen, nun behindert uns aber erstmals ein derartiges Tor vor dem Parkplatz am prähistorischen Steinkreis konkret. Es wird uns bewusst: Wohnmobile sind in Irland außerhalb von Campingplätzen unerwünscht. Der Steinkreis ist keineswegs ein Stonehenge en miniature, sondern eine unspektakuläres Arrangement von etwa einen Meter hohen flachen Steinen und lohnt einen Umweg nicht. In dem netten Dorf Glendore sitzen wir schon an einem auf der Straße vor zwei Gasthäusern aufgestellten Tischen mit Blick über die Bucht, besinnen uns vor der Bestellung angesichts herannahender dunkler Regenwolken aber anders und fahren weiter. Mit Einverständnis der Grundbesitzerin übernachten wir an einem Bach (N 51 34.531 W 9 08.259). Km 354/2.084.
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Sonntag, 11. Juli 4, Tag 6
Entlang von Rinderweiden fahren wir nach Bantry. Viele Radfahrer sind unterwegs, die wir bei dem Wetter nicht beneiden: Zwar war es am Morgen kurz sonnig, gibt es nun doch immer wieder Regenschauer. Der Landsitz Bantry House aus dem 18. Jahrhundert lohnt einen Aufenthalt (10,- für Haus und Garten, Spaziergang um das Haus frei). In Glengariff machen wir Halt um uns die Subtropical Gardens auf der Insel Garinish anzusehen. Der Eintritt ist mit der Heritage-Card frei, die Fähre zur Insel muss allerdings extra bezalt werden. Für die kurze Bootsfahrt will man 10 Euro pro Person, eine Unverschämtheit, die wir mit dem Boykott dieser Sehenswürdigkeit strafen. Für alle, die dennoch einen Besuch machen möchten: Ein bis zwei Kilometer westlich der Linienfähre bieten Private ihre Boote zur Überfahrt an; hier kann man vermutlich handeln. In Kenmare beginnen wir die Fahrt am Ring of Kerry. Die Küstenlandschaft auf der Halbinsel Iveragh mit ihren Buchten und vielen kleinen Inseln gefällt uns sehr. Am White Strand gäbe es eine Gelegenheit zum Baden, aber während das Wasser gar nicht so kalt ist, ist die Lufttemperatur heute zu niedrig. Am Abend gelingt es lange nicht, einen Nachtplatz zu finden, da jedes Fleckchen Boden eingezäunt ist. Bei einem alleinstehenden Haus in der Nähe von Glenbeigh bitten wir um Asyl und die freundliche Familie lässt uns in den Garten einfahren, wo wir eine ruhige Nacht verbringen. Km 237/2.084.
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