Teil 1: Der Osten -
Medinas, Ksour und Dinosaurier
Dienstag, 6. September 5, Tag 1: Bregenz
Von einer nachmittäglichen Kaffeejause bei der Oma und bepackt mit 16 Jausenweckerln, sieben Nussschnecken und reichlich Obst geht es über München bis kurz nach Bregenz. Km 519/519.
Mittwoch, 7. September 5, Tag 2: Genua
Diesmal fahren wir über die Schweiz nach Genua. Nach Kilometern ist es ein kleines Stück weiter als über den Brenner, von der Fahrzeit macht es kaum einen Unterschied. Wir sparen uns aber etliche teure italienische Autobahnkilometer (eine Schweizer Autobahnvignette klebt ja noch auf der Scheibe) und genießen die Fahrt durch bisher unbekannte Gebiete. Besonders gefällt uns die Fahrt über den San Bernardino, wo wir in 2.066 Metern Höhe Heidelbeeren pflücken. Um 15 Uhr, drei Stunden vor der planmäßigen Abfahrt der Fähre treffen wir im Hafen von Genua ein. Die Anlegestelle der "Majestic" von GNV ist schlecht beschildert und, obwohl schon zum wiederholten Male hier, finden wir den Pier (N44 24.423 E8 54.546) nicht auf Anhieb. Leider hat die Fähre vier Stunden Verspätung. Wir vertreiben uns die Zeit, indem wir die in Tunesien geplanten Routen studieren, ein wenig lesen, und uns mit anderen Wartenden unterhalten. Km 462/983.
Donnerstag, 8. September 5, Tag 3: Tunis
Die gebuchten Pullmannsitze auf der "Majestic" sind recht bequem, außerdem sind nur zirka zwölf Personen im Raum, der für etwa 100 Leute Platz bietet. Wir können uns also jeder auf einer ganzen Sitzreihe ausstrecken und haben eine erholsame Nacht. Außer Nebel und Dunst gibt es auf der Überfahrt nichts zu sehen. An Deck ist es vor Hitze und Feuchigkeit kaum auszuhalten und so verbringen wir den Tag in verschiedenen klimatisierten Aufenthaltsräumen des Schiffes. Am Nachmittag schaukelt das Schiff ein wenig stärker und Anna wird schlecht. Paspertin-Tropfen helfen nur wenig. Gegen 22 Uhr erreichen wir Tunis. Die Abfertigung im Hafen von La Goulette erfolgt rasch, aber chaotisch wie immer. Der Geldwechsel erfolgt zum Kurs 1 EUR = 1,60 TD. Wir fahren noch ein Stück aus der Stadt und nächtigen beim römischen Aquädukt (N36 36.858 E10 08.123) südlich von La Mohammedia. Wir schlafen schlecht, da es recht schwül ist und wir nochdazu wegen Regen die Fenster nicht öffnen können. Km 36/1.018.
Freitag, 9. September 5, Tag 4: Kairouan
Da es am Morgen noch nieselt, nehmen wir das Frühstück im Schutz eines Aquäduktbogen ein. Nicht weit entfernt liegt die römische Ausgrabungsstätte Thuburbo majus, die wir uns bei mittlerweile heiterem Wetter ansehen. Eintritt 2,1 TD (1,30 EUR), Fototicket 1 TD (0,63 EUR). Mehrere "Führer" bieten ihre Dienste an und wollen "echte" antike Münzen und Öllampen verkaufen. Sie lassen sich aber mühelos abschütteln, indem ich ihnen meinen Reiseführerausweis zeige und erkläre, dass Anna die Touristin ist und ich der Führer bin. Der Ausweis ist meine Erfindung auf Grund bisheriger Erfahrungen mit "Guides" in Nordafrika und wird noch oft zur Anwendung kommen. Weiter geht es nach Kairouan, wo wir einen ausgedehnten Stadtbummel unternehmen (Kostenloser Parkplatz neben der großen Moschee): Grand Mosquee, Stadtmauer, Moschee der Drei Türen, Souk. Über Sfax fahren wir nach Mahres, wo wir uns den Skulpturenpark am Meer ansehen. Irgendwo tanken wir 208 Liter Diesel um 122 TD (1 Liter 0,37 EUR) und in der Nähe von La Skhira übernachten wir in einer Senke. Km 379/1.397.
Samstag, 10. September 5, Tag 5: Toujane
Etwa auf halbem Weg zwischen Gabes und Medenine zweigen wir nach Südwesten Richtung Dahar-Gebirge ab. Durch das noch (relativ) originäre Dorf Toujane geht es auf landschaftlich interessanter Bergstraße nach Matmata. Das von Touristenbussen stark frequentierte Berberdorf mit seinen Höhlenwohnungen kennen wir schon beide und halten uns deshalb nur kurz zum Einkaufen auf. Wesentlich interessanter ist dagegen das 6 Kilometer westlich gelegene Dorf Beni Metir, das mit tatsächlich noch bewohnten Berberhöhlen aufwarten kann und keinen Tourismus zu kennen scheint. Zurück nach Matmata und weiter über Techine geht es nach Bir Zoui, wo wir unseren Wasservorrat auffüllen, und schließlich nach Beni Keddache, in dessen Nähe wir nächtigen. Km 261/1.658.
Sonntag, 11. September 5, Tag 6: Bergoasen
Unser Weg führt uns, vorbei an einem Hügel mit zwei Dinosaurier-Nachbildungen (N 33 08,60 E 10 17,47), nach Ghomrassen, einer netten Kleinstadt im Dahar-Gebirge, deren Altstadt einen Besuch lohnt. Etwas außerhalb treffen wir einen ärmlich anmutenden jungen Ziegenhirten, der gerade die Herde nach Hause bringt. Die angebotenen Zuckerl nimmt er durchs Autofenster an, spricht auch ein paar Worte, als ich aber aussteige, um ihm ein Kleidungsstück aus dem Auto zu holen, läuft er schreiend davon. Sehe ich wirklich so furchterregend aus? Entgegen früherer Gewohnheit rasiere ich mich täglich. Wir können das Rätsel nicht lösen. Weiter geht es nach Guermessa, wo wir auf steilem, schmalem Weg zum alten und heute verlassenen Ksar hinauffahren. Ungestört können wir die teilweise verfallene Burg besichtigen und den grandiosen Ausblick nach zwei Seiten genießen. Ganz im Gegensatz zum touristenüberfluteten Chenini, das wir als nächstes besuchen. Aus mehreren Bussen und unzähligen Geländewagen steigen Touristen in kurzen Hosen und T-Shirts. Unzählige Kinder betteln nach Kugelschreibern und Bonbons. Einigen, die von Touristen Euro-Münzen erbettelt haben, wechseln wir ihr Geld in Dinar. Als unser Dinar-Münzvorrat schon längst erschöpft ist und die Kinder noch immer betteln, hilft nur das Herzeigen meiner leeren Geldbörse. Seit meinem letzten Besuch hier vor einigen Jahren scheinen auch die letzten Bewohner der Höhlen im oberen Anteil des Berges ausgesiedelt zu sein. Nur mehr zwei Show-Wohnungen werden den Touristen vorgeführt. Auch Douiret hat eine Veränderung vollzogen: Das Hotel ist nun fertig, Gäste allerdings scheinen auszubleiben. Auch hier, wie schon zuvor in Thuburbo majus und Chenini, stecke ich meinen Ansteck-Plastikausweis an, der mich als Touristenführer ausweist. Das beeindruckt die meisten der aufdringlichen selbsternannten Führer so, dass wir unbelästigt einen Rundgang unternemen können. Im Ksar Ouled Debab in der Nähe von Tataouine nehmen wir in gepflegter Atmosphäre ein Getränk ein. Zum Besuch des Museums haben wir keine rechte Lust, der Eintritt ist mit 7 TD ohnehin recht teuer. Im Hof des noch unrenovierten Teiles des Ksar liegen noch weitere übermannsgroße Dinosaurier, ähnlich jenem, der als Blickfang vor dem Ksar steht. Am Abend sehen wir uns noch den wirklich sehenswerten dreistöckigen Ksar Tounkett an, in dessen Nähe wir bei einem verlassenen Gebäude übernachten, in das wir uns wegen heftigem Windes zum Kochen und Essen zurückziehen. Schon seit dem Nachmittag fühle ich mich nicht ganz wohl, habe ein komisches Gefühl im Bauch und Schüttelfrostattacken. Km 107/1.765.