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Übersicht

100 Rand = 9,45 Euro

In Springbok heben wir Geld vom Bankomaten ab, halten uns aber nicht länger auf, weil uns das Gewirr von Menschen und Fahrzeugen auf den Straßen nicht zusagt. Wir wollen ein Stück Richtung Upington fahren und dann einen Rastplatz suchen. Doch es gibt beidseits der Straße nur Zäune und dann und wann eine Farmeinfahrt. Erst nach 90 Kilometern, auf denen es langsam, aber stetig zunehmend grün wird, können wir nach Aggeneys, einer Bergbaustadt, abbiegen, wo wir rasch einen Nachtplatz am Rand eines Bergarbeitercamps finden. Heute hat sich übrigens unsere Klimaanlage nur einmal kurz notabgeschaltet, als kurz mal 42 Grad erreicht waren. Irgendwie ist das eine schräge Sache, etwa so, als hätte man eine Zentralheizung, die sich abschaltet, wenn's draußen mal besonders kalt ist. Super Sache! Km 537/3.785/31.969.

Samstag, 28. November 9, Tag 14, Augrabies Falls

Nach der vormittäglichen Besichtigung der Augabies Falls nehmen wir zu Mittag eine kalte Jause unter einem Baum am Camp ein. Das lockt einige Velvet-Monkeys an, die sich frech manchen Leckerbissen vom Tisch stibitzen. Die deutlich größeren Paviane sind aber noch frecher, hüpfen durchs offene Fenster und sogar durch die Dachluke ins Auto und sehen nach, was es hier zu holen gibt. Am Nachmittag fahren wir eine kleine Runde durch den Park, doch es gibt kaum Tiere zu sehen, zudem macht die Fahrt wegen der zahllosen Speadbreaker auf der Piste keinen Spaß. Heute ist es bewölkt, dennoch aber so heiß, dass wir vor Hitze wie gelähmt sind. So verbringen wir die restliche Zeit bis zum Abendessen lesend und dösend.Nach einem Candlelight-Dinner im Restaurant übernachten wir auf dem Campingplatz des Parks (56 SAR = 5,30 EUR p.P.). Km 286/4.071/32.255.

 

Sonntag, 29. November 9, Tag 15, Namaqua-Eco-Trail

Wir haben beschlossen, ein Stück des legendären Namaqua-Eco-Trails zu fahren. Dabei handelt es sich um eine angeblich anspruchsvolle Geländewagenstrecke, die über 300 Kilometer den Orange-River zum Atlantik begleitet und an der man (wieder angeblich) überall wild campieren kann, eine Seltenheit in Südafrika. Leider wissen wir nicht genau, wo die Strecke beginnt. Wir vermuten, in Onseepkans. Dort angekommen, biegen wir unmittelbar vor der Oranje-Brücke links ein und fahren den Fluss entlang. In einem Geschäft fragen wir mal nach, doch der Besitzer weiß nichts von einer solchen Strecke. Wir fahren weiter, doch nach einigen Kilometern ist Ende. Ein Felsrücken reicht bis direkt an den Orange-River. Wir wollen ihn umfahren, landen aber an einem Zaun, zwängen uns dann noch zwischen diesen und den Felsrücken, doch wiederum nach einigen Kilometern ist endgültig Ende. Wir fahren durchs Gelände zurück auf die Straße von Pofadder nach Onseepkans und beschließen unsere Offroad-Pläne. In Pofadder essen wir in einem winzigen Restaurant zu Mittag und während wir auf's Futter warten, entdecke ich eine an die Wand gemalte Landkarte. Und sie zeigt - unglaublich! - den Verlauf des Eco-Trails. Er beginnt erst in Pella, gut 30 Kilometer weiter südwestlich als gedacht. Ich fotografiere die Landkarte und wir beschließen einen neuen Versuch. In Pella fragen wir nach dem Weg, hier kennt man die Strecke und zeigt in die Berge. Charly's Pass heißt deren Überquerung, landschaftlich sehr schön, fahrtechnisch recht einfach. Wir kommen wieder an den Oranje und folgen dem Weg flussabwärts. Wenn die Orientierung mal ganz schwierig ist, hilft manchmal ein kleines Hinweisschild mit der Aufschrift "4x4". Nach einer längeren langsamen Fahrt am Fluss erreichen wir eine Weinplantage. Auf unglaublich großer Fläche steht ein Weinstock dicht am anderen. Zwischen den Reihen ist nicht, wie bei uns, Platz zum Durchfahren mit einem Traktor oder ähnlichem. Von oben sieht alles aus wie ein homogener grüner Belag. Jeder Weinstock wird einzeln bewässert. Es folgt noch ein angelegter Dattelpalmwald. Es gibt eine große Lagerhalle und ein sehr langes Rollfeld. Rundherum ist alles Halbwüste, nur ein paar Gräser schauen aus dem sandigen Boden. Von hier führt der Weg wieder weg vom Oranje und bald landen wir an einer breiten Piste, die laut Wegweisern nach Goodhouse führt. Sie ist offensichtlich Teil des Eco-Trails, auch wenn hier kein echtes Off-Road-Feeling aufkommt, schließlich kann man locker mit 80 bis 100 Sachen dahinbrausen. Auch Zäune neben der Straße gibt es wieder. Auf einer Länge von einem halben Kilometer fehlt dieser auf einer Seite plötzlich. Hier fahren wir zwei, drei Kilometer von der Piste weg und schlagen unser Nachtlager auf, total im Nirgendwo. Es ist zwar angenehm warm, aber ein kräftiger Wind lässt einem nach Sonnenuntergang rasch frieren. Km 362/4.433/32.617.

Montag, 30. November 9, Tag 16, Bird Island

In der Früh ist es so windig, dass wir ohne Frühstück aufbrechen. Das holen wir in Springbock nach, wo wir auch ein Internet-Cafe besuchen und einkaufen. Dann fahren wir weiter Richtung Kapstadt, biegen aber nach Bitterfontein von der N7 auf die Küstenstraße ab. Die Gegend ist karg, nur in der Nähe von wasserführenden Flüssen, zum Beispiel dem Olifant-River, wird intensiv bewässert und unnatürlich grüne Flächen teilen das Braun der Umgebung. Nach Strandfontein kürzen wir auf einer neben einer Bahnlinie verlaufenden Privatstraße (30 SAR = 2,84 EUR) den Verlauf der öffentlichen Straßen ab. Als wir am Straßenrand zu einer Jause halten, kommt ein Zug. Leute, ich sage euch, vergesst alles, was wir 2005 und 2006 über den Erzzug in Mauretanien geschrieben haben ("längster und schwerster Güterzug der Welt"). Das hier ist echt ein Wahnsinn: An der Zugspitze 3 Lokomotiven, zweimal im Zuginneren nochmals je 3 Loks und am Ende noch eine zehnte Lokomotive ziehen 223 Waggons voll beladen mit Eisenerz. Und die Waggons sind mehr als doppelt so groß wie die in Mauretanien. Es dauert fast eine ganze Jause lang, bis der Zug vorbei ist! In Lamberts Bay sehen wir uns Bird Island an. Die Insel ist über einen Kai zu Fuß erreichbar. Tausende Kaptölpel (die Vögel heißen wirklich so) sitzen hier auf engstem Raum beisammen, turteln, brüten und exkrementieren. Der Vogelkot wird gewonnen und als Dünger verwendet. Diese Versammlung ist von unglaublichem Vogelgeschrei begleitet: Anfliegende und auf dem Boden im Gedränge sitzende Vögel versuchen, durch laute Schreie zueinander zu finden. Wir fahren dann noch ein Stück aus dem Ort hinaus und übernachten in Strandnähe. Ein ganz kleines Kätzchen, bestimmt nur zwei oder drei Wochen alt, das alleine herumirrt, erregt unser Mitleid. Es ruft pausenlos nach der Mutter, ist total ausgehungert und schlingt gierig hinunter, was wir als leicht verdaulich erachten und ihm geben. Km 453/4.886/33.070.

Dienstag, 1. Dezember 9, Tag 17, Cape Town

Das Wort des Jahres lautet: Mechanikophilie und bedeutet die Vorliebe eines Autos für Autowerkstätten. Aber vielleicht von Anfang an: Kaum sind wir aufgestanden, hören wir auch schon wieder das verzweifelte Miauen unserer Mieze. Sie sitzt einigermaßen windgeschützt in einem Busch, kommt aber sofort hervor, als sie uns hört. Es gibt nochmals eine kleine Fütterung. Wir beschließen, die ca. 2 Kilometer nach Lamberts Bay zurückzufahren und jemanden zu suchen, der sich des Katzenbabys annimmt. Doch so, wie wir uns das gedacht haben, funktioniert es nicht. Denn als ich unser Buschtaxi starten will, passiert rein gar nichts, insbesondere fängt der Motor nicht zu laufen an. Batterien leer. Beide. Plan B für diesen Fall lautet: Mit Starthilfekabel von der 3. Batterie starten. Doch auch das funktioniert nicht. Nach ein paar Startversuchen ist auch sie leer. Nun kommt Plan C zur Anwendung: Hilfe holen. Ein Blick auf unser GPS-Gerät zeigt, dass wir uns gestern 500 Meter von der Straße nach Eland Bay entfernt haben. Es gibt eindeutig schlechtere Plätze für einen Plan C-Fall. Während ich zur Straße gehe, überlege ich, wie oft hier wohl ein Auto vorbeikommt. Ich schätze, öfter als 5 Mal pro Stunde. Sollte also kein Problem sein. Noch bevor ich die Straße erreicht habe, kommt ein Pickup. Ich beginne zu laufen und winke. Das Auto hält an und ich schildere dem Fahrer das Problem. Er ist sofort bereit, zu helfen. Doch auch mit seiner Starthilfe lässt sich unser Toyo nicht starten. Das ist uns noch nie passiert. Also bauen wir die Batterie unseres Helfers aus und bauen sie unserem Buschtaxi ein. Nun startet es sofort und wir können die Batterie retourniern. Wir wünschen unserem Retter Petri Heil, denn er ist zum Fischen unterwegs. Wir hingegen fahren nach Lamberts Bay zurück, wo wir in der Touristen-Information fragen, wer sich unseres Kätzchens annehmen könnte. Die beiden Damen dort kümmern sich sofort rührend um es, rufen jemanden an und lassen uns wissen, dass die Animal-Welfare hier recht gut organisiert ist. Hurra, Kitten gerettet! Nun in eine Autowerkstätte (1), wo man meint, mit Elektrik sei man nicht so firm. Man reicht uns an eine andere Garage (2) weiter, wo man sofort mit einem recht einfach anmutenden Messgerät zur Stelle ist. Sofort steht die Diagnose: Lichtmaschine kaputt. Wir fahren also auf schnellstem Weg, nicht auf der Küstenstraße, wie vorgehabt, sondern auf der Schnellstraße, nach Cape Town. Es geht, die Cedar-Berge zur Linken,  vorbei am Olifant-Stausee nach Citrusdal, wo dem Namen entsprechend auf großen Feldern Zitrusfruchtbäume stehen, und schließlich über den Piekenierskloof-Pass in eine breite Ebene, die von fruchtbaren Feldern eingenommen wird. Bald ist Kapstadt erreicht. Wir fragen uns zu Toyota Cape Town (3) durch, wo man den Eindruck hat, als würde man mit dem Auto durch ein Spital fahren. Spiegelnder Boden, alles ist blitzblank und steril anmutend. Nach einem Blick auf unsere Solarpaneele verlässt den Chefarzt aber der Mut und er überweist uns an Two Oceans Electrics (4), das wir nach ein paar Mal die Stadtautobahn rauf und runter Fahren tatsächlich finden. Hier lautet die Diagnose: Lichtmaschine ok, eine der beiden Starterbatterien ist wahrscheinlich (!) hinüber. Neue Batterien haben sie hier allerdings nicht. Wir müssen zu Battery 2000 (5), wo man uns davon überzeugt, dass man nicht nur die eine defekte, sondern auch die zweite Batterie austauschen sollte, weil derzeit ja zwei Batterien verschiedener Kapazität unter der Motorhaube sitzen (in Windhoek war ja die benötigte Type nicht zu kriegen). Die nun frei werdende intakte Batterie lassen wir zu unserer 3. Batterie parallel einbauen, wodurch vielleicht das Kühlschrankproblem gelöst wird. Der Besuch von fünf Werkstätten benötigt natürlich eine Menge Zeit und so ist es kein Wunder, dass es schon Abend ist, als wir mit vier Batterien an Bord die Stadt verlassen um am Ou Skip Caravan Park zu übernachten. Zur Feier des Tages - wir haben schließlich unser Ziel Kapstadt erreicht - gibt es Meatballs mit Spaghetti aus der Dose, verfeinert mit Currykraut aus einer ebensolchen. Km 361/5.247/33.431.

Mittwoch, 2. Dezember 9, Tag 18, Kap der Guten Hoffnung

Wir beginnen unsere Kaprundfahrt in Muizenberg, wo wir einen Strandspaziergang machen. Die Badehütten am weißen Sandstrand bieten ein buntes Bild. Der Indische Ozean ist merklich wärmer als der Atlantik auf der anderen Seite der Halbinsel. In Simonstown bewundern wir die alten Häuser aus der Kolonialzeit, essen Fish & Chips und erstehen ein paar Souvenirs. Nun geht es weiter zum Cape Point, wo man mit einer Standseilbahn zum alten Leuchtturm hinauffahren kann. Von hier hat man einen tollen Ausblick auf die Klippen des Cape Points und auf das gleich daneben liegende Cape of Good Hope. Man kann auch noch ein Stück zu einem Aussichtspunkt gehen, von dem man auf den neuen Leuchtturm hinunter blickt, der gebaut wurde, weil der alte häufig in Wolken liegt. Nun fahren wir zum Kap der Guten Hoffnung, das lange als südlichster Punkt Afrikas angesehen wurde, doch es liegen der Cape Point und das Kap Agulhas noch südlicher. Dennoch ist es ein erhebender Moment, das "Ende" des Kontinents erreicht zu haben.

Ab sofort sind wir auf dem Heimweg. 

Im weiteren Verlauf der Rundfahrt kommen wir an einen großen Markt, an dem allerlei afrikanisches Handwerk verkauft wird. Am liebsten würden wir den Markt leerkaufen, doch wieder stellt sich die Frage: Wie bringen wir all das Zeug in den Flieger? Wir übernachten auf dem netten Inhoff Caravan Park in Kommetjie, wo wir ein Paar aus Norwegen treffen, das ebenfalls mit einem Landcruiser die Ostroute runtergefahren ist. Km 138/5.385/33.569.

 

Donnerstag, 3. Dezember 9, Tag 19, Waterfront

Mit dem Chapman's Peak Drive vollenden wir die Kaprundfahrt. Die Straße führt abenteuerlich im Felsen hoch über dem Meer von Noordhoek nach Haut Bay. Von mehreren Parkplätzen hat man spektakuläre Ausblicke auf die im Steilhang verlaufende Straße und die Bai. Wieder zurück in Kapstadt flanieren wir über die Victoria & Alfred Waterfront. Hier wurde am Hafenbecken ein riesiger Konsumtempel erbaut. Auf mehreren Ebenen locken Geschäfte, Boutiquen und unzählige Restaurants. Die Fußgängerzone schließt historische Gebäude, Hafeneinrichtungen, das Aquarium und vieles mehr ein. Am Nachmittag fahren wir dann noch nach Somerset West, wo die Vier-Pässe-Rundfahrt beginnt. Die Strecke führt durch schöne, fruchtbare Landschaften mit Apfel- und Weinplantagen um die Hottentots Holland Mountains, doch der einzige einigermaßen spektakuläre Pass ist der Franschhoek-Pass. In irgendeiner Werkstätte spendieren wir unserem Toyo den fälligen Ölwechsel. Apropos Werkstätte: Seitdem wir mit neuen bzw. mit vier Batterien unterwegs sind, funktioniert auch unser Kühlschrank wieder einwandfrei. In Franschhoek gibt es einen von der Pfarre betriebenen Campingplatz, der aber außer überhöhte Preise nichts zu bieten hat, insbesondere keinen horizontalen Fleck. Wir übernachten nach dem Hellshoogte Pass in einem kleinen Seitental. Km 354/5.739/33.923.

Freitag, 4. Dezember 9, Tag 20, Kapstadt

Im "Vorbeifahren" sehen wir uns Stellenbosch an, dann fahren wir noch einmal nach Kapstadt, wo wir früh genug an der "Tal-"Station der Seilbahn auf den Tafelberg ankommen, um nicht allzu lange auf die Fahrt (160 SAR = 15 EUR p.P.) warten zu müssen. Die Gondel fasst ca. 60 Personen und dreht sich während der Fahrt. Häufig liegt der Tafelberg in Wolken, doch wir haben Glück, denn es ist halbwegs klar und wir können die wunderbare Aussicht auf die Stadt mit den beiden weiteren Bergen Signal Hill und Lion's Head, die umgebenden Orte und beide Ozeane genießen. Man sieht Robben Island, die Gefängnis-Insel, auf der Nelson Mandela 20 Jahre lang inhaftiert war. Wir fahren noch auf den Signal Hill, von wo man einen guten Blick auf die Baustellen der Sportstätten für die Fußball-WM hat. Am Nachmittag ist Sightseeing zu Fuß angesagt. Wir spazieren durch den Company's Garden und sehen uns die umgebenden Gebäude Parlament, Library, St. Mary's Cathedral, St. Stephen's Church und Tuynhuys an. Auf dem Weg zum Rathaus und dann zurück zum Auto beeindrucken uns nicht nur die vielen schönen Bauten, sondern auch die Märkte und mehrmals bleiben wir in interessanten Läden hängen. Wir fahren dann noch raus nach Gordon's Bay, wo es einen Campingplatz geben soll, doch der ist noch nicht geöffnet. Zehn Kilometer weiter soll es noch einen geben, gibt es auch, sogar einen sehr großen, und obwohl offensichtlich nur wenige Gäste da sind, dürfen wir nicht rein, weil wir nicht reserviert haben. Südafrika ist in vielerlei Hinsicht so europäisch, dass man manchmal vergisst, dass es halt doch Afrika ist. Wir übernachten auf einem Parkplatz an der Küstenstraße. Km 156/5.895/34.079.

 

Samstag, 5. Dezember 9, Tag 21, Gartenroute

Heute Nacht haben wir geschwitzt wie in der Sauna, weil wir wegen des orkanartigen Windes die Dachluke nicht öffnen konnten; der Sturm hätte sie uns weggerissen. Auf der weiteren Fahrt auf der Küstenstraße werden wir von einem Geländewagen überholt und angehalten. Wir bleiben nur stehen, weil wir auf dessen Heck neben dem südafrikanischen Kennzeichen ein A-Pickerl sehen. Ein Welser Ehepaar, das schon seit vielen Jahren hier in der Nähe wohnt, möchte sich erzählen lassen, wie wir hierhergekommen sind. Es geht weiter nach Hermanus, wo man von Juni bis November, manchmal auch noch im Dezember vom Ufer aus Wale sehen kann. Wir halten an ein paar Stellen, können aber nichts sehen, außer einem Boot. Doch was ist das für ein Boot? Mit dem Fernglas sehen wir, dass es ein Beobachtungsboot ist, auf dessen einer Seite des Oberdecks einige Menschen stehen. Wir fahren weiter, um dem Boot näher zu kommen und versuchen an einer anderen Stelle, zu erahnen, wo die Leute hinsehen. Und da sind sie plötzlich: 3 Wale knapp unter der Meeresoberfläche, die dann und wann eine Flosse zeigen oder eine winzige Fontäne herausblasen. In Swellendam, einer kleinen Stadt, liegen an der Hauptstraße mindestens sechs oder sieben Kirchen, eine davon, die Dutch Reform Church in sehr eigenwilligem Stil erbaut. Heidelberg ist der Beginn der Gartenroute, die durch fruchtbare und im Frühling farbenfrohe Landschaft führt. Jetzt im Sommer ist aber alles braun und Felder wie Wiesen sind abgemäht. Wir passieren Riversdale, Albertina, wo Aloe vera gepflanzt und verarbeitet wird, Mossel Bay und kommen nach George, von wo wir auf der alten Straße, der Seven-Passes-Road nach Knysna fahren wollen. Der Weg führt gleich zu Beginn durch einen richtigen Urwald und dann auf ein Plateau, wo wir neben der Straße übernachten. Km 481/6.376/34.560.

Sonntag, 6. Dezember 9, Tag 22, Knysna

Bis zum Big Tree, dem mit etwa 800 Jahren angeblich ältesten Baum Südafrikas durchfahren wir eine almähnliche Landschaft. Der Big Tree (S33 56.108 E22 38.729) steht in einem Nationalpark, in den man nur mit Permit rein darf. Am Parkplatz steht ein Pult mit einem Fach, in dem sich die Vordrucke für die Permits befinden. Man muss sich selbst eines ausstellen, dann darf man rein. Unglaublich! Der Baum selbst ist nichts besonderes. Ein großer Baum halt.
Die schmale Öffnung der Lagune von Knysna zum Meer wird durch Felsen, die beiden Heads begrenzt. Vom Eastern Head haben wir einen schönen Blick auf die Lagune. Obwohl die Stadt auch außerhalb der Saison stark besucht sein soll, ist sie am heutigen Sonntag fast wie ausgestorben. Mit Mühe lässt sich ein offenes Internet-Cafe finden. Wir verlassen Knysna durch die östlichen Townships, fahren durch einen Urwald und überqueren auf wirklich spektakulären Pässen die Tsitsikamma-Mountains. Die Kurverei macht natürlich hungrig, doch in keinem der kleineren Orte, die wir passieren, gibt es ein Restaurant. Endlich kommen wir auf die Asphaltstraße bei Uniondale. Wir fahren durch die Stadt und finden nur nach längerer Suche ein schräges Restaurant, "The Watermill". Das Essen ist sehr gut, doch kommen wir uns irgendwie vor wie bei The Monsters. Bei Willowmore sind auch die letzten Gebirgsausläufer überwunden und die Straße ist schnurgerade, entsprechend geht's nun auch schneller voran und bald ist Beaufort West erreicht, wo wir gern im Nationalpark-Camp übernachtet hätten, doch hier ist man ausgebucht. Nach längerer Suche finden wir am nördlichen Stadtausgang eine Lodge mit Campsite. Km 429/6.805/34.989.

Montag, 7. Dezember 9, Tag 23, Witsands

Zügig geht es auf schnurgeraden Straßen über Three Sisters, Victoria West, Britstown nach Prieska, wo wir zu Mittag ankommen. In der Stadt scheint es kein Restaurant zu geben, so dass wir uns nach längerem Suchen bei einem Take Away ein paar Pies einpacken lassen und auf einem Parkplatz essen. Schon am Vormittag hat es ein paar Mal kurz geregnet, doch auf der Weiterfahrt auf unasphaltierten Nebenstraßen braut sich ein Gewitter zusammen. Und dann passieren plötzlich zwei Dinge fast gleichzeitig: Wir haben mit knapp 100 einen Reifenplatzer. Und es beginnt heftig zu regnen. Wir kommen problemlos zum Stillstand. Ein Lokalaugenschein zeigt den rechten Hinterreifen unheilbar zerfetzt. Doch der einsetzende Platzregen lässt keine Lust auf einen Reifenwechsel aufkommen. Nach einer halben Stunde Warten im Auto hört der Regen auf und ich wechsle das Rad. Dummerweise passt der Wagenheber nicht unter die Achse, weil das Rad ja auf der Felge steht. Ich hebe daher am Ende der Blattfeder auf, doch der Hub des Wagenhebers ist bald erschöpft. Ich setze den zweiten Wagenheber nach und hebe weiter auf. Doch der rutscht von der sich biegenden Feder ab und schnellt in Richtung des anderen Wagenhebers. Wäre kein Problem, wenn da nicht was dazwischen wäre: Meine Finger. Ich bin eh selber Schuld, da haben Finger einfach nichts verloren. Doch das hilft nicht weiter, linker Zeige- und Mittelfinger sind zwischen den Wagenhebern eingeklemmt. Susi ist durch meinen Schrei schon alarmiert und heftig beunruhigt. Was mach ich nun? Obwohl es höllisch weg tut, kann ich klar denken. Ich müsste den ersten Wagenheber weiter anheben, doch das geht nicht, weil der schon ganz ausgefahren ist. Ich hebe also mit dem anderen auf, was ganz falsch ist, was die sofort stärker werdenden Schmerzen beweisen. Die Wagenheber stehen oben zueinander und sind unten ein wenig weiter voneinander entfernt. Ich ziehe also meine Hand kräftig nach unten und krieg zuerst den Mittelfinger, dann auch den Zeigefinger frei. Beide sind stark gequetscht, vor allem der Zeigefinger ist ziemlich dick. Ich kann die beiden Würste momentan nicht bewegen und spüre jeden Pulsschlag drin pochen. Mit der anderen Hand prüfe ich, ob abnormale passive Bewegungen der Finger möglich sind und stelle fest: Nichts gebrochen. Glück gehabt. Also weiter mit dem Radwechsel, denn der Regen setzt gerade wieder ein. Auf der Weiterfahrt fängt es auch noch an zu blitzen und zu donnern und das Gewitter begleitet uns den ganzen Nachmittag. Die Zufahrtsstraße zum Wittsands National Reserve ist vom vielen Regen so aufgeweicht, dass wir wie auf Butter fahren. Trotz Allrad schlittern wir immer wieder ganz woanders hin als wir hinwollen. Dann endlich ist der Nationalpark erreicht. Die Campingstellplätze sind halbwegs trocken, doch der Zugang zu den Toiletten führt durch einen See. Wir stellen uns daher zu den Backpacker-Unterkünften - wir sind ohnehin die einzigen Gäste -, wo wir auf einem asphaltierten Platz stehen und uns ein überdachtes Platzerl und eine Küche zur Verfügung steht. Zwar macht der Regen kurz mal Pause und die Sonne zeigt sich kurz, doch schon ist die nächste Gewitterfront da. Wenn es die ganze Nacht so durchregnet, wird die Straße morgen unpassierbar sein und wir sitzen hier fest. Schöne Aussichten: In vier Tagen geht unser Flug! Km 551/7.356/35.540.

Dienstag, 8. Dezember 9, Tag 24, Kimberley

Irgendwann in der Nacht hat es zu regnen aufgehört und der Boden hat das meiste Wasser aufgesogen. Wir werden hier nicht festsitzen. Die nächste positive Feststellung ist, dass das, was gestern noch wie Blunzen ausgesehen hat, heute wieder an Finger erinnert. Spaß beiseite, die Finger sind halbwegs schlank und voll funktionsfähig, tun nur noch ein wenig weh. Wir sehen uns die Roaring Dunes an. Die Sanddünen hier sollen im Sommer an heißen Tagen knirschende Geräusche von sich geben. Dass allerdings feuchter Sand nicht stöhnt, hat uns der Ranger gestern schon gesagt. Die Piste bis zur Asphaltstraße ist halbwegs trocken und problemlos befahrbar. Zu Mittag sind wir in Kimberley, wo wir gleich einen neuen Reifen kaufen. Es gelingt uns, einen BF Goodrich Mud Terrain aufzutreiben, zwar mit dem neuen Profil MT2, aber sonst wie jene, mit denen wir schon mehrfach die Sahara durchquert haben und die echt unkaputtbar sind. Kurz spüre ich die Versuchung, gleich vier Stück zu kaufen, doch ich widerstehe, weil die drei anderen ja noch fast die Hälfte Profil haben. Am Nachmittag sehen wir uns das Big Hole und die dazugehörige Ausstellung an. Das Loch wurde zur Diamantenförderung gegraben und hat laut unserem Reiseführer an der Erdoberfläche einen Durchmesser von eineinhalb Kilometern und eine Tiefe von 800 Metern. Nachdem wir einmal herumgefahren sind, wissen wir aber, dass das nicht stimmen kann. Unser GPS sagt uns, dass es nur ca. 500 Meter Durchmesser hat. Neben dem Big Hole gibt es eine Stadt aus der Diamantengräberzeit zu sehen. Die Häuser sind nicht nachgebaut, sondern original, wurden nur an ihren über die Stadt verstreuten Standorten ab- und hier wieder aufgebaut. Gleich nebenan gibt es einen Campingplatz, auf dem wir übernachten. Der Platz ist ordentlich, die Sanitärräume sind sauber, doch eigenartiger Weise gibt es kein Personal, niemanden der kassiert und vor allem keinen Portier oder Nachtwächter, auch das Tor steht die ganze Nacht offen und das in einer Stadt mit bekannt hoher Kriminalität. Ich schließe wenigstens den Schranken. Km 300/7.656/35.840.

Mittwoch, 9. Dezember 9, Tag 25, Sandveld Nature Reserve

In der Früh ist das Office besetzt, doch wir können uns in Anbetracht der gravierenden Sicherheitsmängel des Platzes nicht entschließen, für die Übernachtung zu bezahlen. Wir fahren einfach. Die Portiersloge ist ohnehin noch immer unbesetzt. In Bloemhof essen wir recht gut zu Mittag, zur Abwechslung mal kein Rindfleisch, sondern Schweinsstelze. Anschließend fahren wir in das in der Nähe am Vaal gelegene Sandveld Nature Reserve. Auf unserer letzten Safari sehen wir neben Zebras, Antilopen und Oryx auch zwei Nashörner, diesmal halbwegs aus der Nähe. Wir sind echt erstaunt, wie groß die Tiere sind. Wir übernachten im Nationalpark. Km 246/7.902/36.086.

Donnerstag, 10. Dezember 9, Tag 26, Bloemhof

Wir lassen im kleinen und überschaubaren Ort Bloemhof in einer Wäscherei unsere Wäsche waschen und trocknen. Das dauert zwei Stunden, während derer wir bei Peter auch unser Auto waschen lassen. Das dauert ebenfalls sehr lange, weil die beiden Typen, die das machen, völlig planlos arbeiten. Peter hat eine Firma für mobile LKW-Pannenhilfe und seine Frau einen Petshop. Sie führt uns neben Mäusen, Hasen und Hamstern auch Schlangen, Leguane und Spinnen vor. Wir lassen auch unseres Buschtaxis Schmiernippel fetten. Bei der Gelegenheit bemerke ich, dass die Halterung der Dieselpumpe, die den Treibstoff vom hinteren in den vorderen Dieseltank pumpt, abgebrochen ist und die Pumpe locker an Schläuchen und Kabeln hängt. Auch das lassen wir provisorisch herrichten. Nun geht es aber ab nach Johannesburg, wo wir als erstes das Self-Storage aufsuchen wollen, wo wir unser Auto morgen einstellen. Ich habe mir schon zu Hause die Adresse bei Google Earth gesucht, gesehen, dass die Straße östlich des Stadtzentrums gelegen ist und die Koordinaten in unser GPS-Gerät eingegeben. Ein wenig komisch fand ich allerdings, dass der Stadtteil "Honeydew" nicht auf der Übersichtskarte unseres Reiseführers zu finden war. Während wir also auf Johannesburg zufahren, fragt mich Susi, wie denn nochmals der Name des Stadtteils war. Sie hat Honeydew doch gefunden, allerdings ganz im Westen der Stadt, wo ich nicht gesucht hab, weil's laut Google Earth ja im Osten war. Da wir ja von Westen kommen, fahren wir nicht auf die eingespeicherten Koordinaten zu, sondern fragen uns nach Honeydew durch und finden nach einer kurzen Irrfahrt auch das Self-Storage. Wir sehen uns den Platz an, er macht einen sicheren Eindruck, das Auto wird mit drei anderen in einer Garage stehen. Nun soll es laut unserem Reiseführer auch einen Campingplatz in Honeydew geben, doch den kennt niemand. Wir fahren die ganze lange Straße ab und finden ihn nicht. Es ist schon früher Abend und der Verkehr ist ein Wahnsinn. Der Reiseführer beschreibt noch ein paar weitere Campingplätze, aber so ungenau, dass man sie nicht finden kann, außerdem sind die ganz weit im Süden oder im Nordosten. Wir sind schon mächtig genervt. Es fällt uns nichts besseres ein, als an einer Tankstelle einen sündteuren Stadtplan in Buchformat zu erstehen, bei dessen Studium uns klar wird, warum Google Earth versagt hat: Johannesburg ist so groß, dass es viele Straßennamen nicht einmal, sondern, zwei-, drei-, ja viermal gibt. Wir suchen am Stadtplan unseren momentanen Standort und da ist ganz in der Nähe ein Campingplatz eingezeichnet. Da fahren wir hin und sind begeistert. Er ist sauber und bietet vor allem einen großen überdachten Bereich mit Sitzgelegenheiten und Küche für Schlechtwetter. Das ist genau das, was wir brauchen, denn schon kurz nach unserer Ankunft gibt es ein heftiges Gewitter, während dessen wir gemütlich zu Abend essen und ein Guinness aus der Dose schlürfen. Km 373/8.275/36.459.

Freitag, 11. Dezember 9, Tag 27, Johannesburg

Wir verbringen den Vormittag damit, unser Auto zu reinigen, aufzuschreiben, was an Konserven und Medikamenten im Auto verbleibt, und unsere Reisetaschen zu packen. Dann gibt's noch ein Mittagessen und schließlich bringen wir unseren Toyo zum Self-Storage. Wir bocken das Auto auf, damit es nicht monatelang auf den gleichen Stellen der Reifen stehen muss und klemmen die Batterien ab. Vielleicht halten die dann ein wenig länger. Durch dichten Freitag-Abend-Verkehr werden wir zum Flughafen gebracht. Mit Turkish-Airlines fliegen wir ... Km 6//8.281/36.465.

Samstag, 12. Dezember 9, Tag 28, Istanbul

... zunächst nach Istanbul, wo wir nach einer kurzen Anschlusszeit einen Flug nach München haben. Trotz einer Verspätung erreichen wir unseren Zug.

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