Zurück ins Mongolische Altai

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Zentralmongolei

Donnerstag, 31. Juli 14, Tag 21/69: Altai

Ich schlafe schlecht, Alpträume quälen mich. Gleich am Morgen spüre ich wieder die Anspannung, weil wir ein bis zwei Tage hinter unserem Zeitplan liegen und in 10 Tagen unser Flugzeug abhebt, aber kaum Hoffnung besteht, auf der üblen Piste unser Tempo erhöhen zu können. Zudem wissen wir nicht, in welchem Zustand die Strecke in die Gobi ist und ob uns die Orientierung im Süden der Mongolei Schwierigkeiten bereiten wird. Schon nach kurzer Fahrt auf der Wellblechpiste habe ich einen Nervenzusammenbruch. Ich kann und will auf dieser Rüttelpiste nicht mehr fahren. Das ganze Auto ächzt und stöhnt, alles wird kaputt, gestern das Notebook, heute die Brauchwasserpumpe. Ich kann nicht mehr. Wir halten Kriegsrat und beschließen, uns zu entschleunigen, den Abstecher in die Gobi sausen zu lassen und statt dessen die Region um Kharkorin zu besuchen. Es geht mir schlagartig besser, weil ich nun ohne Zeitdruck fahren kann. Am späten Vormittag erreichen wir Altai, danach gibt es 130 Kilometer guten Asphalt, danach wieder die bekannte Rüttelpiste. Am Nachmittag haben wir einen Platten, den ersten auf unserer Weltreise. Km 313/5.695/22.838.

Freitag, 1. August 14, Tag 22/70: Bayankhongor

In der Früh repariere ich den kaputten Reifen; obwohl der Klebstoff nicht mehr flüssig ist, gelingt es. Dann wieder Rüttelpiste. Während ich heute recht entspannt bin, hat Sabine heute die Nervenkrise. Die Piste setzt aber auch anderen zu: Nirgendwo sonst haben wir jemals so viele Fahrzeuge mit Pannen am Straßenrand stehen gesehen wie hier. Einer Familie, bei deren Klein-LKW der Federbolzen abgebrochen ist, helfen wir mit einem zweiten Wagenheber aus. In Bumbugur nehmen wir in einem sehr einfachen Lokal ein obensolches Mittagessen ein: frittierte und mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen. Bei einer Nachmittagsrast repariere ich die schon lange klappernde Tür in den Kofferraum. Welch Wohltat auf der Weiterfahrt: Ein Klappergeräusch weniger! Am Abend erreichen wir Bayankhongor, wo wir uns neben dem Dino-Park den recht beeindruckenden buddhistischen Tempel ansehen. Km 214/5.909/23.052.

 

Samstag, 2. August 14, Tag 23/71: Arvaikheer

Bis Arvaikheer beschert uns eine Asphaltstraße eine Rüttelpause. Etwa 15 Kilometer westlich der Stadt befindet sich der Pferdetempel, eine buddhistische Anlage zu Ehren erfolgreicher Rennpferde. Leider tropft unser hinteres Differentialgetriebe wieder. Die Suche nach einer Werkstätte in der doch ziemlich großen Stadt erweist sich als echter Spießrutenlauf. Nach Stunden treiben wir wenigstens einen Mechaniker auf, der die Dichtung neu einklebt. Wir sehen uns das neue Kloster an und erleben eine eindrucksvollen "Gottesdienst". Östlich der Stadt ist der Asphalt schlecht und geht bald in die vertraute Rüttelpiste über, die so schlecht ist, dass alle ein aufgefächertes Gewirr von Ausweichpisten benutzen. Die Staubentwicklung ist enorm: Von unserem Nachtplatz auf einer Anhöhe ist zu sehen, dass eine riesige Staubwolke wie eine Dunstglocke über dem flachen Tal liegt. Km 251/6.160/23.303.

Sonntag, 3. August 14, Tag 24/72: Shank, Kharkhorin

Regen verwandelt die Staubpiste in eine Matschpiste. Das Fahren erfordert höchste Konzentration, um nicht stecken zu bleiben. Am frühen Nachmittag sehen wir uns das alte Kloster Shank an. Der Tempel ist versperrt, aber es gelingt, einen unmotivierten Mönch zum Aufsperren zu bewegen. Bis Kharkhorin, dem ehemaligen Karakorum, ist es nicht weit und wir besichtigen die sehr beeindruckende 400 mal 400 Meter große Tempelanlage Erdene Zuu mit mehreren noch gut erhaltenen Tempeln und über 100 Stupas. Als wir in einer der Imbissstuben vor der Anlage unser  Abendessen einnehmen, bekommt die Wirtin frische Ware geliefert: Eine ganze Ziege, abgezogen und ausgenommen, wird auf dem Nebentisch abgelegt. Km 206/6.367/23.509.

Montag, 4. August 14, Tag 25/73: Tsetserleg

Um Tsetserleg sehen wir erstmals in der Mongolei Wälder. Tsetserleg selbst mit seinen bunten Dächern erstreckt sich auf zwei gegenüberliegende Hänge und ist ein hübscher Anblick. Wir besichtigen das frühere Kloster Zayaiyn Khuree, das heute als Museum dient, und steigen dann zu einem anderen auf einem Hügel gelegenen Kloster hoch und genießen den Blick auf die Stadt. In einem weiteren Kloster unweit des Museums beobachten wir mit großem Staunen Mönche und Gläubge. Mehrere Mönche sitzen auf Bänken und beten jeder laut vor sich hin. Der Raum ist von einem Stimmengewirr erfüllt, Glocken werden geläutet (Kostprobe). Die Gläubigen sitzen teils auf Bänken im hinteren Teil des Gebetsraumes, teils auf Stühlen den Mönchen gegenüber. Manche übergeben den Mönchen ein Papier, auf dem vermutlich steht, wofür gebetet werden soll. Die Mönche beten während sie lesen, ein Pulver auf das Papier streuen, es falten, Essen von unter dem Tisch hervorholen, sich ein paar Bissen in den Mund schieben, ein SMS schreiben. Die Gläubigen kommen und gehen, manche bringen Essen für die Mönche mit. Wir essen in einem stilvollen Restaurant im Zentrum, das uns mit Foto-Speisekarte überrascht. Leider sind die allermeisten Gerichte nicht verfügbar. Wir fahren zurück Richtung Kharkhorin, biegen aber am Rand des Orkhon Valleys nach Norden ab, um nach Khar Balgas, der schwarzen Stadt (8. Jahrhundert), zu gelangen. Leider kommt uns ein Nebenarm des Orkhon in die Quere und wir müssen ein ordentliches Stück zurückfahren, bis der Arm so seicht ist, dass wir ihn durchfahren können. Km 216/6.582/23.725.

 

Dienstag, 5. August 14, Tag 26/74: Ogii Nuur

Khar Balgas (N47.43275 E102.65782) ist enttäuschend. Zwar arbeitet ein deutsch-mongolisches Archäologenteam an der Ausgrabung der Zitadelle, doch gibt es außer dem Wall der Stadt praktisch nichts zu sehen. Via Kharkhorin geht es auf guter Asphaltstraße nach Koshoo Taidam (N47.56022 E102.84180), eine alttürkische Gedenkstätte aus dem 8. Jahrhundert. Auch sie ist unspektakulär. In einem Camp (47.751477°102.791903°) am Ogii Nuur essen wir zu Mittag. Das Ambiente ist nett, aber die Speisen sind hochpreisig, die Wartezeit auf's Essen lang, die Portionen zwar nett angerichtet, aber winzig, der Fisch kommt nicht aus dem See, sondern aus der Tiefkühltruhe und der Fernseher kann nur mit drastischen Methoden dauerhaft außer Betrieb gesetzt werden. Eigentlich hätten wir Lust auf ein Bad im warmen See, doch wegen der vielen Kühe und Pferde, die im See stehen und das Wasser verunreinigen, lassen wir es bleiben. Auf Asphalt geht es Richtung Ulan Bator. Kurz vor Lun übernachten wir am Rande eines reichlich bewachsenen Sanddünenfeldes. Seit unserer Abfahrt von zu Hause im April haben wir heute 90 Längengrade passiert, ein Viertel der Erde umrundet! Km 280/6.862/24.005.

Mittwoch, 6. August 14, Tag 27/75: Ulaanbaatar

Wir tauchen in die Smogglocke von Ulaanbaatar ein, auf der Einfahrtsstraße ist reichlich Verkehr, es geht nur langsam voran. Als erstes suchen wir die Mercedes-Werkstatt (N47.891470 E106.868511) auf, wo man uns für morgen 10 Uhr einen Termin gibt. Zu Mittag essen wir im Brauhaus (Bier und Essen ok, Service miserabel). Wir spazieren über den Sukhbaatar-Platz und sehen uns das Gandan-Kloster und den Maidari-Tempel an. Zu Abend essen wir im Restaurant des Narantuul-Hotels (N47.915588 E106.895902); vom 12. Stock hat man einen schönen Blick über die Stadt. Auch hier: Essen sehr gut, Service schlecht. Wir übernachten im Hof des Gandan-Klosters, haben aber wider Erwarten keine ruhige Nacht, weil bis tief in die Nacht hinein Leute Ball spielen und Autos zu- und abfahren. Km 195/7.058/24.201. 

 

Donnerstag, 7. August 14, Tag 28/76: Ulaanbaatar

Wir verbringen den Tag in der Mercedes-Werkstatt. Obwohl man uns zunächst eine Stunde lang ignoriert und der Mechaniker ultralangsam arbeitet, sind wir am Abend sehr zufrieden, weil nicht nur diverse Servicearbeiten durchgeführt wurden, sondern auch die Webasto-Heizung repariert werden konnte. Ebenfalls sehr zufrieden sind wir mit dem Abendessen im Veranda, einem netten Restaurant gleich neben dem Choijin-Lama-Kloster. Km 56/7.115/24.257.

Freitag, 8. August 14, Tag 29/77: Ulaanbaatar

Heute sehen wir uns das Choijin-Lama-Kloster an, in dessen unmittelbarer Nähe wir übernachtet haben. In den Tempeln befinden sich viele bunte und teilweise furchterregende Götterstatuen. Ebenfalls sehr sehenswert finden wir das Bogd-Khan-Museum, dessen Exponate in mehreren Tempeln ausgestellt sind. Wir übernachten im Oasis-Camp etwas außerhalb der Stadt. km 23/7.138/24.280. 

Samstag, 9. August 14, Tag 30/78: Ulaanbaatar

Wir fahren zu unserem Einstellplatz und unterziehen den Zerberus einer gründlichen Innenreinigung. Km 22/7.161/24.302.

Sonntag, 10. August 14, Tag 31/79: Moskau

Heute heißt es früh aufstehen. Kurz vor 4 holt uns das Taxi ab und bringt uns zum Flughafen. Nach dem Einchecken gibt es eine Passkontrolle, aber keinerlei Zollkontrolle, so dass die Ausreise ohne Fahrzeug völlig problemlos möglich ist. Via Moskau fliegen wir mit der Aeroflot nach München. 

 

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