Libyen Februar/März 2004

Hamadat al Hamrah, Tunesien

Die Entscheidung, ob wir nach Darj die Route A8 oder A9 wählen, haben wir bisher immer hinausgeschoben. Da wir zeitmäßig trotz unserer Pannen im Plan liegen, wählen wir die A9, die zwar etwas zeitaufwändiger, dafür aber landschaftlich interessanter sein soll. Zuerst geht es auf einer schier endlosen LKW-Piste dahin. Es rüttelt so stark, dass man kaum 50 fahren kann. Doch eine Beschleunigung auf knappe 100 bringt einigermaßen Fahrkomfort. An wenigen Stellen versperren Minidünen den Weg und gleich an der ersten bleiben wir hängen. Nachdem wir die Piste verlassen haben, ist es wieder stärker sandig und Reifendruckreduzieren ist angesagt. Die Landschaft ist abwechslungsreich und wir haben große Freude an der Fahrt. An einem Brunnen bei N27 46.721 E12 36.180 erfrischen wir uns. Von einer Anhöhe haben wir einen wunderschönen Ausblick auf eine große, weiße, von verschiedenfärbigen Bergen umgebe Sebka, durch die die Piste mitten durchführt. Als ich für ein Foto die Piste verlasse, spüre ich, wie der Untergrund weich ist und ich einsinke. Lange fahren wir dann zwischen einer Dünenkette links und einem Gebirge rechts. Dann wird der Boden steiniger und wir erreichen nach einiger Zeit den Brunnen Hassi el Hassi (N28 17.870 E12 37.600). Leider gibt es kein Schöpfgerät, sodass wir kein Bad nehmen können. Etwas abseits vom Brunnen, zwischen Dünen und Kupsen schlagen wir unser Nachtlager auf. Norbert und ich geben wie die Verrückten GPS-Daten in die Geräte ein, damit wir uns morgen während der Fahrt nicht damit aufhtitleen müssen. Km 202/5.526

Sonntag, 14. März 4

Gleich am Morgen durchfahren wir eine riesengroße, weitläufige und sehr weiche Sebka. Nur aufgrund der vielen Spuren trauen wir uns, sie zu befahren. Später liegt zur rechten ein steil aufragendes Gebirge und links begleiten uns wunderschöne Dünen und von Sand fast zugewehte Zeugenberge. In mehreren dieser Berge finden wir jeweils mehrere Höhlen, offenbar von Menschenhand in den Sandstein gegraben. Weiter geht es über weite Plauteauflächen, dann wieder steile Berghänge hinauf. 

Die Vegetation nimmt vorübergehend zu; Ginsterbüsche und grüne Flächen mit gelben Blüten ziehen an uns vorbei. Teilweise haben wir den Geruch von Gras in der Nase. Am Nachmittag statten wir dem Brunnen Hassi Dembaba einen Besuch ab. Das gemauerte Wasserreservoir ist halb voll und nach oben offen. Daneben befindet sich die sehr einfache Behausung des Brunnenwächters. Der hat gerade Besuch: Mehrere Männer reparieren im Schatten einer Akazie einen Toyota. Wir erhtitleen einen Tee und überlegen, welch eintöniges Leben der Brunnenwächter wohl führen muss. Weiter geht es über sehr steinigen Boden, vorbei an einem Grab, dann überqueren wir ein je nach Lichteinfall grün schimmerndes Steinfeld. Nun folgen wieder kleinere Sanddünen und schließlich erreichen wir den Brunnen Hassi Nahra. Der Brunnen ist mit Blechplatten abgedeckt, die mit Steinen beschwert sind. Hier gibt es reichlich Wasser, sowie einen Kübel an einem Seil. Das Wasser, das Norbert mir über den Oberkörper schüttet, ist kühl und ich schreie vor Schreck. Ganz in der Nähe befinden sich Strohbehausungen, offenbar lagern hier manchmal Hirten.

Weiter geht es über steiniges Gelände, andeutungsweise gibt es Pisten und schließlich erlauben kiesige Ebenen ein hohes Tempo Richtung Westen. Das Gelände ist nun eben und wenig abwechslungsreich. Gelegentlich passieren wir Fassmarkierungen, sonst ist die Fahrt recht eintönig. Gegen Abend erreichen wir das Steinmal. Daneben ist mit Steinen ganz groß der Schriftzug “H. Ifertas” ausgelegt. Beides ist recht unspektakulär und lohnt den Umweg nicht. Denn nun biegen wir 90 Grad nach Norden und fahren damit eine Ecke, die man vermutlich problemlos abkürzen hätte können. Heute haben wir keine Chance, einen wind- oder sichtgeschützten Nachtplatz zu finden. Wir befinden uns auf einer riesigen, nahezu unbewachsenen Ebene, die keinerlei Deckung erlaubt. Doch auch hier findet S. ein wenig Holz für ein Feuer, um Tee zubereiten zu können. Km 239/5.765

Montag, 15. März 3

Wieder einmal begrüßt uns ein windiger Morgen. Susi frühstückt mit Kapuze. Zunächst geht es, wie gestern, durch eintöniges ebenes Gelände, dann nimmt die Vegetation zu und wir treffen auf eine Schafherde. Kurz darauf erreichen wir eine neue, in uns bekannten Geländebeschreibungen nicht aufgeführte weiße Piste. Vermutlich wurde zum Bau Gipsgestein verwendet. Hier geht die Fahrt rasch Richtung Norden. Ein riesiger LKW muss rechts überholt werden, da der Wind den von ihm aufgewirbelten Staub nach links bläst. Bald haben wir Darj erreicht. An den Ort können wir uns gut vom Vorjahr erinnern und so finden wir problemlos den Bäcker und den Markt. Unter einer Palme an der titleen Stadtmauer machen wir Mittagsrast. Danach machen wir einen Spaziergang durch die titlestadt, die zwar lange nicht so eindrucksvoll wie die von Ghadames ist, uns aber dennoch gut gefällt, nicht zuletzt wegen der sehr gelungenen Renovierung. Inmitten des Palmengarten liegt das neu erbaute Freilichttheater. Wir besuchen noch das Cafe, in dem wir voriges Jahr so freundlich empfangen wurden, doch anscheinend gibt es einen neuen Besitzer. Wir möchten heute etwas früher unser Lager aufschlagen und so fahren wir nur ein Stück richtung Nalut, verlassen die Straße und finden ein kleines Tal (pos). Zum Abendessen lassen wir uns gebratenes Kamelfleisch, Kartoffeln und Tomatensalat schmecken. Km 239/6.004

Dienstag, 16. März 3

Susi hat einen Alptraum und schläft sehr schlecht. Beim Frühstück ist es wieder sehr ktitle und erst im Auto können wir uns aufwärmen. Erst nach längerer Fahrt Richtung Nalut fällt S. ein, dass er seine Teekanne am letzten Lagerplatz vergessen hat. Norbert und Renate müssen zurückfahren. Während wir warten, denken wir: S. hat Glück, dass er nicht in unserem Auto sitzt ... Wir erreichen den Ort Sinawan. Der titlee Ksar mit der Burg liegt in Ruinen vor uns. Kleine Läden bieten ein bescheidenes Warensortiment an. Weiter geht es über Hochflächen; häufig ziehen Sandwehen über die Straße und erfordern aufmerksames Fahren. Die Gegend wird, nicht zuletzt wegen der terassenförmig angelegten Kulturflächen, fruchtbarer. Wir erfreuen uns an grünen und blühenden "Teppichen" mit Bäumen darin. Wir umfahren in großem Bogen den Ort Nalut. Tiefe, in die Plateaulandschaft eingeschnittene Täler verhindern offenbar einen direkten Straßenverlauf. Links geht es in Richtung tunesischer Grenze bei Dehiba/Renade. Der Grenzübergang ist für Nichtaraber geschlossen, doch es lohnt sich, ein Stück in diese Richtung zu fahren. Von der Abbruchkante hat man einen grandiosen Ausblick in die 250 Meter tiefer liegende Jifara-Ebene. Nalut ist eine moderne Stadt mit reger Bautätigkeit. Der Ksar lohnt einen Besuch, noch dazu wo wir das Glück haben, dass uns der Ksarwächter (?) das Tor aufsperrt und uns durch das wunderbar renovierte Innere führt. Wir sehen neben den in mehreren Stockwerken angelegten Speicherbauten eine Moschee, eine Wohnung und die Olivenpresse. Sehr beeindruckt sind wir, dass der Ksarwächter nach der Führung nicht die Hand für ein Bakschisch aufhält. Hier sind die Menschen noch sehr nett, hilfsbereit und noch nicht vom Tourismus verdorben so wie in Tunesien. Wir bedanken uns mit einer kleinen Aufmerksamkeit und fahren über Serpentinen hinunter in die Tiefebene. Die weitere Fahrt ist eintönig und ca. 50 Kilometer vor Zuara, noch bevor stärkere Besiedlung und Weidezäune die Suche nach einem Nachtplatz behindern, htitleen wir. Starker Sandwind erschwert das Kochen und schließlich auch das Essen. Km 357/6.361

Mittwoch, 17. März 4

Zum ersten Mal sind die Zelte wieder feucht. Auf der Fahrt nordwärts ändert sich die Gegend rasch. Es wird zunehmend zivilisierter und nach 50 Kilometern befinden wir uns im Stadtgetümmel von Zuara. Der Straßenverkehr ist enorm, überall stehen Polizisten und versuchen seiner Herr zu werden. An der Tankstelle neben der unfertigen Moschee, die seit vorigem Jahr keinen Baufortschritt erkennen lässt, füllen wir unsere Tanks randvoll. Zu Mittag sind wir an der Grenze. S. kümmert sich um die Ausreiseformalitäten und wir retournieren die libyschen Kennzeichen. Der Abschied von S. fällt uns leicht, noch dazu, wo er für erhtitleene Geschenke nicht einmal Danke sagt. Nähe Ben Guerdane tauschen wir unsere wenigen noch vorhandenen libyschen Dinare in tunesische: Für je 111 LD gibt es 100 TD. Unser Hunger veranlasst uns, an einem Straßenrestaurant zu htitleen. Wir essen gegrilltes Schaffleisch, das nicht schlecht schmeckt, auch wenn die Portion nicht groß ist. Beim Bezahlen rächt es sich, dass wir nicht vor der Bestellung nach dem Preis gefragt haben: Der Wirt verlangt einen Phantasiepreis und erst heftiges Gezeter unsererseits bewirkt eine 20-prozentige Preisreduktion. Wir fahren weiter Richtung Medenine. Die Landschaft ist um einiges farbenprächtiger als in Libyen: Es sieht einfach frühlingshaft aus. Wir haben ja noch reichlich Zeit bis zur Abfahrt der Fähre übermorgen und wollen daher noch Matmata besuchen, das Renate und Norbert noch nicht gesehen haben. Wir wählen den Weg über Toujane. Das ist ein idyllisches Bergdorf. Handgewebte Teppiche hängen an den Häusern, vermutlich zum Verkauf. Überall winken die Leute, viele Kinder sind auf der Straße. Kurz nach dem Dorf haben wir von einer Anhöhe einen überwältigenden Ausblick. Es ist sehr windig und hat nur 12 Grad. Jedenfalls noch vor Matmata wollen wir nächtigen. In einer kleinen Senke finden wir einen passenden Platz. Km 279/6.640

Donnerstag, 18. März 4

In Matmata können wir uns die Troglodyten ansehen, bevor mit den ersten Bussen der Touristenanstrom kommt. In Gabes besuchen wir wieder den Souk, durch den wir eine Weile spazieren. Beim Anblick mehrerer Schafsköpfe ekelt uns gewtitleig und Renate sagt, sie isst nie mehr etwas mit Augen. Doch nur wenig später haben wir zwei Henderl frisch vom Grill erworben, die wir mitten in Gabes auf der Heckklappe unserer Pickups verspeisen.

Während der folgenden Rundfahrt durch die Oase htitleen wir an einem schattigen Plätzchen und machen Kaffee. Ein aufdringlicher Tunesier setzt Norbert zwei Chamäleons aufs T-Shirt, will fürs Fotografieren kassieren und ist mit einem Packerl Zigaretten nicht zufrieden. Noch um vieles deutlicher sehen wir in Kairouan, wie der Tourismus die Menschen verdorben hat: Als wir einmal nach dem Weg fragen müssen, ist es nicht möglich eine normale Auskunft zu erhtitleen, sondern der Gefragte fährt mit seinem Moped voraus, zeigt uns einen Parkplatz, erhält auch eine Aufmerksamkeit von uns, will uns dann aber eine Stadtführung machen, was wir aber nicht wollen und ist nicht mehr loszuwerden. Es ist schade, dass man erst unhöflich werden muss, um solch aufdringliche Menschen loszuwerden. Wir denken an den Libyer, der uns vorgestern, ohne jeden Gedanken an Bereicherung, den Ksar von Nalut gezeigt hat und fragen uns, wie lange es wohl dauern wird, bis auch in Libyen die Einheimischen die Touristen als Geldbörsen mit Beinen dran betrachten werden. Etwa 30 Kilometer nördlich von Kairouan nächtigen wir auf einer Wiese. Km 325/6.965

Freitag, 19. März 4

In der Früh ist es nebelig und unsere Zelte sind nass. Bettelnden Kindern bieten wir Tee an, aber damit geben sie sich nicht zufrieden. Um nicht immer die gleiche Strecke nach Tunis zu fahren, wählen wir diesmal die Straße über Enfidaville und Takrouna. Wir durchfahren eine malerische Hügellandschaft und machen in Zaghouan Rast. Wir sehen uns den Triumphbogen an, schlendern durch den Markt und machen einen Abstecher zur Kirche, die neben der Moschee einen ungepflegten Eindruck macht. Vorbei am römischen Aquädukt geht es dann weiter Richtung Tunis.

 

An der letzten Tankstelle vor dem Hafen treffen wir plötzlich Antje und Jörn. Die Wiedersehensfreude ist groß! Sie haben anscheinend ihr Auto reparieren lassen können. Während der paar Stunden, die wir am Parkplatz vor der Fähre warten müssen, erfahren wir, wie es den beiden ergangen ist: Zunächst wurden sie von dem Fahrer, der sie zu den Mandaraseen gebracht hat, nach Sebha geschleppt. Hier wurde ihr Auto auf einen Klein-LKW geladen, der sie zur Grenze nach Ras Ajdir brachte. Dabei konnte nur Antje im Führerhaus des LKW sitzen, Jörn musste während der ganzen Fahrt im Galloper sitzen, in den er nach jedem Stopp umständlich hineinklettern musste. An der Grenze wurde der Wagen abenteuerlich mit Hilfe der Sandbleche und einer improvisierten Rampe abgeladen und über die Grenze geschoben. Hier bot sich ein LKW-Fahrer an, die beiden weiterzuschleppen. So wurden sie an einem kurzen Seil an den Anhänger des LKW angebunden. Als mehrmals das Seil riss, mussten sie jedes Mal dem LKW einen PKW nachschicken, um diesen zur Rückkehr zu veranlassen. In Sfax konnte dann ihr Wagen repariert werden. Jörn zeigt uns die kaputten Teile aus dem Motor. 

Endlich können wir in die Fähre einfahren und die Kabinen beziehen. Km 130/7.095

Samstag, 20. März 4

Die Carthage legt mit kleiner Verspätung in Genua an. Nach dem Zoll htitleen wir noch einmal, um uns voneinander zu verabschieden. Dann fährt jeder in seine Richtung. In Gedanken sind wir noch beisammen: Wir hatten eine wunderschöne Reise miteinander. Km 1.003/7.968

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