Libyen März 2003Sebha - Ghadames Donnerstag, 20. März 3 Wir haben schlecht geschlafen, zuerst war's recht heiß, später kalt. Wir fahren zurück nach Sebha, wo an der Müllhalde im Süden der Stadt Schmuggel-LKWs entladen werden. Die Strecke bis Brak ist landschaftlich recht schön: Dünen und Sandhügel begleiten uns. Der gestrige Sandsturm hat auch hier stärkere Sandverwehungen hinterlassen. Von Brak bis Shwayrif und dann bis Garyat fahren wir durch total öde ebene Steinflächen, dann und wann treffen wir auf ein paar Kamele. Die Tankstellen hier haben kein Brauchwasser mehr und wir werden knapp damit. Die Straße Richtung Darj und Ghadames (A7) schaut nicht schlecht aus, schaukelt aber stark und wir überlegen, ob wir nicht von Ghariyat nordwärts (A4) fahren sollen und Ghadames bleiben lassen. Wir entscheiden morgen. Per Zufall finden wir einen tollen Nachtplatz in einem Palmengarten in Gariyat el Garbia, besichtigen noch vor Einbruch der Dunkelheit das römische Kastell am Rande des Wadi Zemzem. Km 37.430 (558/4.508) Nach dem Frühstück spazieren wir durch den bewässerten Palmengarten – idyllisch! Die Straße nach Darj (A7) ist doch schneller befahrbar als gestern gedacht, 100 bis 130 km/h sind möglich. Die Landschaft ist eintönig: 360 Grad Ebene. Nach 250 km haben wir zwei LKW überholt und ein Auto ist uns entgegengekommen. Wir haben zwei Kamele gesehen. Sonst nichts. Von Darj nach Ghadames fahren wir 100 km auf teilweise schlechter Asphaltstraße. In regelmäßigen Abständen stehen kaputte Notrufsäulen. Die Altstadt von Ghadames ist ein Erlebnis: Zweistöckige Bauten mit Gängen unten für die Männer, Terrassen und Übergänge oben für die Frauen. Das meiste ist nicht mehr bewohnt, weil die Menschen in neue Wohnblocks ausgesiedelt wurden. Vieles ist verfallen, manches in Restaurierung. In der Altstadt ist es trotz der heutigen großen Hitze angenehm kühl. Ob die neuen Wohnblocks auch so angenehm temperiert sind? Die zu jedem Haus in der Altstadt gehörigen abgeteilten wunderschönen Palmengärten sind rundherum angeordnet. In Ghadames gibt es eine große Moschee. Interessant auch der Friedhof. An der Tankstelle gibt’s keinen Diesel, aber Wasser. Wir übernachten nicht am See, wie im Reiseführer vorgeschlagen, denn 10 km miese Piste wollen wir uns nicht mehr antun, sondern zwischen zwei Sandhügeln nahe der Straße, jedoch von dieser nicht einsehbar. Zuvor verbringen wir zwei schöne Stunden lesend in der Sonne. Km 37.878 (448/4.956) Samstag, 22. März 3 In der Nacht haben
wir einen sternklaren Himmel, wie man ihn bei uns nicht sieht. Am Morgen
fahren wir zurück nach
Darj, kaufen dort Brot und telefonieren mit der Reiseagentur: Morgen um
10 Uhr sollen wir an der Tankstelle in Zuaraa einen Mitarbeiter der Agentur
treffen, der uns zur Grenze bringt. Im Cafe Ali Baba trinken wir einen Kaffee, einen ganz kleinen,
aber der hat es in sich! Im Cafe gibt es Fernsehen, der Besitzer spricht
bestens deutsch und stellt uns
RTL ein. Wir erfahren vom Irakkrieg und sind entsetzt darüber, dass die
Amerikaner doch zugeschlagen haben. Wir fahren weiter nach Nalut und
machen kurz
davor einen Abstecher zu den Klippen, wo das Hochland 200-300 m (laut Göttler
500 m) sehr beeindruckend steil in eine Ebene abfällt. Wir sind ganz
nahe an der tunesichen Grenze und sehen weit hinüber. Nalut selbst ist
ganz am Rand des Steilhanges erbaut, vom alten Ksar stehen nur mehr
Ruinen. Rundherum werden hunderte neue Häuser gebaut, nirgendwo sonst
haben wir so eine rege Bautätigkeit wahrgenommen. Dann fahren
wir in Serpentinen in die Tiefebene hinunter. An grün gestrichenen Betonwänden, die
die Straße stützen, findet sich eine Menge Ghadaffi-Propaganda. Ein wenig später
kocht der Kühler, wir haben etliches Wasser verloren. Bis ca. 30 km vor Zuara
ist ein geschützter
Nachtplatz nicht zu finden, so stehen wir 500 m abseits der Straße in
einem Feld. Es weht starker Wind, eigentlich schon den ganzen Tag, so
hatten wir oft und starke Sandverwehungen über die Straße. Km 38.356
(478/5.434) Sonntag, 23. März 3 In der Früh regnet es. Nicht viel, aber für den Fall, dass es stärker wird, fahren wir noch vor dem Frühstück aus dem Feld an die Straße. Wir sind etwas zu früh am vereinbarten Treffpunkt Tankstelle Zuara, tanken noch auf und warten. Um 10 ist keiner da, auch nicht um halb 11. Um dreiviertel 11 fahren wir durch den Ort um zu sehen, ob es eine zweite Tankstelle gibt. Die gibt es, aber auch hier ist keiner da, der auf uns wartet. Ich rufe die Reiseagentur an und höre nun, dass unser Mann an der Grenze wartet. Dort erwartet uns Abdullah, der ruck-zuck die Formalitäten erledigt: Carnet zurückgeben, Pässe stempeln lassen, Kennzeichen zurück. Fertig. Er will sich schon verabschieden, ich entlasse ihn aber erst, nachdem ich noch 40 Dinar für die Kennzeichen (Einsatz) bekomme. An der tunesischen Seite geht es sehr langsam. Am längsten braucht eine Grenzbeamtin, die weder Österreich noch Austria, Autriche oder Nemsa kennt. Und mit Wollhandschuhen geht's halt am PC nicht so schnell! Zwei Deutsche erzählen, sie seien vor einigen Tagen an der ägyptisch-libyschen Grenze vier Tage gestanden! So gesehen sind zwei, drei Stunden recht kurz. |
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