Libyen März 2003Tunesische Grenze - Ksar Ghilane Gleich nach der
Grenze gibt es ein neues Geräusch im Auto, klingt bedrohlich, war vor der
Grenze noch nicht da. Es ist erst wieder weg, nachdem wir alles, was wir
vom Auto in die Kabine geräumt hatten, um für Abdullah Platz zu
machen, wieder vorn im Auto ist. Die Banditen Geldwechsler geben uns für
die libyschen Dinare keine Euro, nur tunesische Dinare. Nach harten
Verhandlungen kriegen wir für 51,5 LD 50 TD. Kurz vor Tataouine
schlagen wir frühzeitig unser Nachtlager auf. Es ist kalt, nieselt, wir heizen ein. Es gibt heißen Tee
und einen Korn. Später am Abend kommt ein junger Bursche, kann aber
kein Englisch. Ich erkläre ihm, dass wir hier schlafen wollen und gebe
ihm zwei Kugelschreiber. Ein wenig später kommt er nochmals, zusammen
mit einem zweiten und schenkt uns zwei Keramikschüsseln. Km 38.563
(207/5.641) Montag, 24. März 3 Wir schlafen schlecht, da
es die ganze Nacht regnet und stürmt. Ich träume, dass unser Auto
unterspült wird. In der Früh erwartet uns aber Schönwetter, es ist fast wolkenlos.
Nach schwieriger Durchfahrt durch Tataouine (die russische
Generalstabskarte lässt jede Menge Spielraum für Phantasie)
besichtigen wir Chenini, geben dort bettelnden Kindern
Kugelschreiber und tanken Wasser auf. Wir fahren ziemlich umständlich nach
Douiret, weil wir die auf der Karte eingezeichnete direkte Straße von
Chenini nach Douiret nicht finden (in Douiret ist sie aber sogar
beschildert). In Alt-Douiret wurde seit dem letzten Jahr einiges
renoviert. Leider erst nach einigen Fehlversuchen, ich sehe leider erst
zu spät auf die russische Karte, finden wir die Piste nach Ksar Ghilane, auf der wir in 4 Stunden 50 km
zurücklegen! Wir treffen kein
Auto, keine Menschenseele. Weil die langsame Fahrerei auf der miesen
Piste so nervt, machen wir Nachtpause einige Kilometer vor der
Pipelinepiste. Km 38.743 (180/5.821) Dienstag, 25. März 3 Wir stehen früh
auf, queren nach 1½ Stunden Fahrt die Pipelinetrasse und sind kurz
darauf in Ksar Ghilane (Durchschnittsgeschwindigkeit 11 km/h). Die Oase
ist größer als in meiner Erinnerung, vielleicht 1 km2. Wir
finden sofort die artesische Quelle und trinken im dortigen Lokal einen Kaffee. Danach
schlagen wir unser Lager unter komischen Nadelbäumen, etwas abseits der
Oase auf. Zu Mittag bade ich im Thermalwasser: Angenehm, aber heraußen ist es kalt. Am Nachmittag
umrunden wir die Oase, besteigen den Aussichtsturm und trinken einen
Minztee. Abends sehen wir den Touristen beim Kamelreiten zu und
beobachten Erdameisen, wie sie Sandbällchen aus ihrem Bau tragen.
Km 38.790 (47/5.868) Mittwoch, 26. März 3 Am Vormittag
umrunden wir die von Sanddünen umgebene Oase und unternehmen einen Ausflug zum römischen Castell in der
Nähe.
Offensichtlich gibt es eine neue Piste von Ksar Ghilane nach Douz (am römischen
Castell vorbei). Zu Mittag nehme ich wieder ein Bad, nachmittags
spazieren wir durch die Dünen, dazwischen lesen wir viel und faulenzen, abends
gibts ein Lagerfeuer unter freiem Sternenhimmel. Km 38.794
(4/5.872) Donnerstag, 27. März 3 Nach 15 km
schlechtem Asphalt bis zur Pipeline sind es dann erfreulicherweise nur 60 statt der angekündigten
(Wirt im Cafe) 80 km Pipelinepiste bis zur Asphaltstraße Douz-Matmata.
Auf der Pipelinepiste sind immerhin 25 km/h im Durchschnitt möglich. Dann endlich gute Straße! Druck in die Reifen und im
Nu sind wir in Matmata. Hier essen wir zu Mittag in einem Troglodytenloch oder
wie das heißt. Vorspeise Ei im Teigtascherl, dann Kouskous und
abschließend eine unmögliche Süßspeise.
Endlich mal ein echtes Bier! Kurz nach Matmata telefoniere ich mit
meiner Mutter und lade uns für Sonntag zum Mittagessen ein. Sie freut
sich.
In Gabes lockert ein Spaziergang durch den Souk die Fahrt auf, wir
kaufen aber nichts, was denn
schon? Wir nächtigen hinter einem Schuppen. Der Besitzer ist
recht freundlich und bringt uns frisches Brot. Km 39.208 (414/6.286) Freitag, 28. März 3 In der Früh
kriegen wir noch eine Flasche Milch. Dann will unser Gastgeber aber noch ein
"Souvenir" und ist ein wenig enttäuscht, als er sieht, dass
wir nichts haben, was sich auf dem Bazar verklopfen ließe. Nun geht’s flott nach Tunis,
der Hafen wäre ohne GPS kaum zu finden. Keine Bank tauscht unsere
Dinare in Euro. Kurz vor dem Hafen essen wir noch ein Henderl und füllen
unseren Tank auf. Im Hafen kann ich dann Dinare bis zu jenem Betrag zurückwechseln,
für den wir eine Wechselbestätigung haben. Eine zweite Wechselbestätigung
organisiere ich mir noch, aber es bleiben uns viele Dinare übrig. Einen
Teil davon will ich im Duty-free-Shop ausgeben, aber da nehmen sie nur
Euro. Ich bin grantig und kaufe nichts. Schließlich erstehe ich bei
einem Händler noch einen riesigen tönernen Blumentopf. Bald kommt die
Carthage, zuvor noch Zollkontrolle, die bei einigen anderen ziemlich lästig
ausfällt. Kaum auf der Fähre treffen wir eine Bekannte, die mit
einer Reisegruppe mit einem Bus unterwegs ist. Die Welt ist klein. Wir
verlassen pünktlich La Goulette. Von anderen Reisenden erfahren wir, dass in Algerien voneinander unabhängig
ca. 20 Wüstenfahrer verschwunden sind. Wir sind betroffen und müssen
in den nächsten Tagen, Wochen und mittlerweile Monaten viel an diese
Kollegen denken. Samstag, 29. März 3 Wir lesen viel. Zu Mittag, wir kennen ja die Bräuche an Bord schon, will ich an der Bar zwei Tickets für das Restaurant kaufen, aber diesmal zahlt man direkt im SB-Restaurant. Auch komisch. Die Ausfahrt in Genua ist ein wenig chaotisch, jeder will der erste sein. Dann geht’s zügig Richtung Heimat. Da es hier doch um einige Grade kälter ist, lässt sich unser Auto mit dem geflickten Kühler im Gegensatz zu Afrika voll fahren, ohne dass es heiß wird. Susi wird zunehmend müde und legt sich irgendwo in Deutschland nach hinten um zu schlafen. Dachte ich zuerst, mit dem vollen Tank kommen wir locker bis nach Hause, stelle ich nach Salzburg fest, es wird knapp und in Treffling ist der Sprit aus. So muss ich keine zehn Kilometer von Zuhause den Reservekanister vom Dach holen und nachtanken. Km 40.232 (894/7.310) |
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