Libyen März 2003Kleiner Sandsturm mit großen Folgen Mittwoch, 19. März 3 Die Idylle des Vortages ist abrupt verschwunden: Wir befinden uns inmitten eines Sandsturmes. Als der Wind kurz ein wenig nachlässt, laden wir die Kabine auf und machen uns auf den Weg Richtung Ubari. Leider bin ich kurz nicht so konzentriert, wie es der nachlassende Sandsturm erfordern würde, und schätze eine Kurve falsch ein. Ich merke, dass ich zu schnell für die unerwartet starke Wegbiegung bin, bremse noch kurz und fahre geradeaus. Wir fliegen über eine etwa zwei Meter hohe Böschung, landen zuerst mit der Frontpartie des Wagens hart und dann mit dem Heck. Uns beiden ist nichts passiert. Wir steigen aus und ich inspiziere mit Bangen den Zusatzdieseltank. Der ist o.k., aber aus dem Kühler rinnt das Wasser in fingerdickem Strahl. Ich öffne die Motorhaube und sehe eine ca. 10 cm lange Schramme im Kühler. Es ist sofort klar, dass wir mit den vorhandenen Mitteln dieses Leck nicht abdichten können. Was nun? Wir befinden uns an einer nicht gerade stark befahrenen Straße. Auch wenn Germa nicht weit weg ist, beschließen wir, zunächst zu warten. Der Sandsturm könnte wieder stärker werden. Wir haben Glück: Schon nach kurzer Zeit hält ein Auto an. Die Einheimischen können zwar kaum Englisch, aber wir verstehen sofort: Einer von ihnen ist Mechaniker! Er baut den Kühler aus, was gar nicht so einfach ist. Während er elf Rippen aus dem Kühler entfernt, schraube ich noch das Reserverad und die Reserveradhalterung ab, damit der Restkühler mehr Fahrtwind kriegt. Der Bursche ist ein Künstler, er flickt die 22 Löcher mit Zweikomponentenkleber und dann fahren wir ein Stück, um zu sehen, ober der Kühler dicht ist. Ist er aber nicht! Der Mechaniker will ihn mitnehmen und in ca. fünf Stunden repariert wieder bringen. Wir vertrauen ihm und warten. In der Zwischenzeit beruhigen wir uns und machen uns Gedanken über den weiteren Reiseverlauf: Wir halten es für sinnvoll, die geplante Akakus-Rundfahrt nicht mit unserem Auto zu machen, sondern Fahrzeug und Fahrer zu mieten. Ein Abstecher ins bekannte Wadi Mathendous wird sich eher nicht mehr ausgehen, da wir wegen des defekten Kühlers für die Rückreise doch mehr Zeit einplanen müssen, und so haben wir neben dem Wau-an-Namus noch eine wichtige Sehenswürdigkeit nicht besucht. Aber vielleicht kommen wir wieder? Susi redet schon von einem Landrover, den man für solche Reisen anschaffen sollte. Sie hat in dem Sinn Recht, dass unser Nasenbär für Pisten a la Wau-an-Namus nicht geeignet ist und auf der Asphaltstraße bleiben sollte. Kurz vor der vereinbarten Zeit kommt unser Mechaniker mit unserem abgedichteten Kühler zurück. Er baut den Kühler-Thermostat aus, damit eine maximale Kühlleistung erreicht wird. Das ist gar nicht so einfach: Bodenplatte unter dem Motor muss raus, Luftfilter und alle Kühlschläuche müssen weg und der Thermostat ist recht verzwickt gelegen. Dann Luftfilter, Kühlschläuche rein, Bodenplatte montiert und schließlich Kühler eingebaut und Wasser eingefüllt: Dicht! Und dann will unser Retter kein Geld nehmen! Erst nach längerer Diskussion nimmt er 80 LD und wir verabschieden ihn mit einem kalten (alkoholfreien) Bier. Nun diskutieren Susi und ich neuerlich über den weiteren Reiseverlauf. Fahrt nach Ghat und 3-Tage-Akakus-Tour? Ins Wadi Mathendous mit gemietetem Fahrzeug? Wird das überhaupt wo angeboten? Oder gemütlich zurück Richtung Grenze? Ich weiß nicht so recht, was ich will, lasse Susi entscheiden. Sie möchte den Heimweg antreten. Ist vermutlich das Vernünftigste, wer weiß, wie lange der Kühler hält! Wir fahren noch nach Ubari, um den Dreieckstempel zu holen, den es dort im Immigration-Office leicht zu kriegen geben soll. Der Beamte ist aber saulästig, weil das Visum in Bonn und nicht in Wien ausgestellt wurde und vor allem, weil wir die auf arabisch im Visum stehende Auflage, den Stempel innerhalb von 7 Tagen ab Einreise zu holen, nicht erfüllt haben. Es sind schon 9 Tage! Ich berichte von unsere Unfall und schließlich erhalten wir den Stempel. Am Rückweg fotografieren wir noch die Pyramidengräber zwischen Ubari und Germa. In Germa ist Markt, hier wird alles verkauft: Geschirr, Elektrogeräte, Lebensmittel, Kleidung, Tiere ... In einem kurzen Telefonat informieren wir unsere Familien zu Hause über unsere Umkehr. Wir sehen uns noch kurz Alt-Germa an und nächtigen zwischen Germa und Sebha. Km 36.872 (162/3.950) |
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