Libyen März 2003Tunis - libysche Grenze Sonntag, 9. März 3 Eine Lautsprecherdurchsage auf dem ganzen Schiff, die Reisende nach Libyen zur Rezeption bittet, bringt die ernüchternde Gewissheit: Wir sind außer drei Mädels, die Bekannte in den Kufra-Oasen besuchen wollen, die einzigen auf der "Carthage", die nach Libyen wollen. Wir überlegen, woran das liegen könnte: Vielleicht ist Libyen wegen der hohen Einreisekosten unattraktiv - immerhin geben wir für Einladung, Visa, Abholung, Carnet, "Führer" zu zweit fast 1.000.- Euro aus! Um zu Mittag im SB-Restaurant Huhn bzw. Fisch mit zerkochtem Gemüse und gummiartigen Pommes frites zu essen, muss man zuerst an der Bar ein Ticket kaufen. Wir erreichen Tunis deutlich vor 16 Uhr, früher als geplant. Wir verlassen die Fähre natürlich doch wieder (fast) als letzte. Die Abfertigung erfolgt nicht, wie bei Göttler beschrieben, total chaotisch, sondern schnell und geordnet. Gefilzt werden nur die Tunesier, die alle Tonnen von Waren in und auf den Autos haben. Die Bestätigung, die ich beim Geldwechseln erhalte, verwahre ich sorgsam, da ich sie benötige, falls ich bei der Rückreise Tunesische Dinar zurückwechseln will. Noch nie gesehen: In Tunesien gibt es 30-Dinar-Scheine! Im Hafen von La Goulette und in Tunis ist trotz ehrlichem Bemühen keine Haftpflichtversicherung zu kriegen! Was soll's, es hilft ohnehin nichts: Über die Autobahn (teure Maut) geht’s nach Hammamet, wo wir 200 m neben der Straße sichtgeschützt übernachten. Während Susi kocht, klopft es, wir werden zum Schlafen im nahen Haus eingeladen. Dankend lehnen wir ab. Km 33.828 (101/906) Montag, 10. März 3 Bei schönem Wetter fahren wir über Kairouan (die angeblich schöne Stadtmauer finden wir nicht auf Anhieb, halten uns aber auch nicht mit Suchen auf) und Gabes nach Medenine. Wir fahren durch farbenprächtige blühende Wiesen. Unterwegs kaufen wir an der Straße Karotten, die eine prächtige leuchtende Farbe haben und etwas süßlich schmecken. Während einer Pause montiere ich den Zyklonfilter am Schnorchel. Lapsus des Tages: Eine Bodenschwelle 1. übersehen und 2. überfahren und schon ist 3. die Thermoskanne kaputt. Abendessen und Übernachtung in den Dünen nach Medenine. Kurz zuvor überlegen wir einen kurzen Abstecher nach Chenini, den wir dann aber nicht machen, weil wir dort erst bei Dämmerung ankämen. Km 34.233 (405/1.311) Dienstag, 11. März 3 Komplikationslos gelangen wir an die libysche Grenze. Zuvor füllen wir noch Wasser auf und wechseln Geld bei einem der vielen an der Straße stehenden Geldwechsler. Wir erhalten für je 100 Euro 150 libysche Dinar (LD). Bei der Ausreise müssen wir über eine Stunde warten, da der für unsere Abfertigung zuständige "Officer" unterwegs ist. Im Niemandsland werden wir von Abdullah, einem Mitarbeiter eines libyschen Reiseveranstalters, abgeholt, der die Einreiseformalitäten sehr rasch erledigt. Die Einreisegebühren sind überraschend hoch: 235 statt der erwarteten 180 Euro. Wir werden mit allerlei unlesbaren (weil arabisch) Dokumenten ausgestattet: Zunächst das Carnet, das recht beeindruckend aussieht, für das sich aber bis zur Ausreise kein Mensch interessiert. Weiters erhalten wir eine Bestätigung, mit der wir die antiken Stätten Libyens besuchen können. Auch die haben wir kein einziges Mal benötigt. Und schließlich das wirklich wichtige Dokument, eine Art Aufenthaltsbewilligung, von der wir kurze Zeit später auf Abdullahs Rat 20 Kopien anfertigen lassen. Unter den für uns nicht lesbaren Dokumenten ist hoffentlich eine Haftpflichtversicherungspolizze dabei, die laut Göttler nur eine reine Blutgeldversicherung ist, d.h., nur zahlt, wenn ein anderer Verkehrsteilnehmer durch meine Schuld getötet wird. (Es gelingt mir weder an der Grenze, noch später in Zuara, eine darüber hinaus gehende Haftpflichtversicherung abzuschließen.) Ich montiere die libyschen Kennzeichen (wer kein Befestigungsmaterial wie Draht und Zange mit hat, ist arm dran) und hänge das Reserverad hoch (Geländeposition). Wir machen Platz im Auto für Abdullah, der uns nach Sabrata begleitet. Wir zahlen für 5 Tage Führer 150.- Euro und Abdullah ist entlassen. |
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