Zurück in die Südost-Mongolei

Übersicht 4. Etappe

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   China   100 Yuan = 13 Euro

China mit dem eigenen Auto: Nicht erlaubt. Geht nicht. Eine absolute Unmöglichkeit. Vergiss es! In China darf man nicht einmal einen Mietwagen selber fahren. Da lassen sie euch nie rein. Da gilt unser Führerschein nicht. So oder ähnlich lauteten die Antworten auf unsere ersten Fragen an Botschaft, ÖAMTC und andere Stellen. Dass unsere Reise durch China dennoch möglich wird, verdanken wir dem Internet, durch das wir nach vielen Stunden Recherche Kontakt zu Leuten fanden, die ähnliches schon geschafft hatten, unserer Akzeptanz, während der ganzen Zeit in China einen Begleiter in unserem Auto mitzunehmen, und nicht zuletzt dem Schlachten unseres Sparschweines. Nach unzähligen Mails haben wir eine Agentur damit beauftragt, alle erforderlichen Bewilligungen der Volksrepublik China und aller Provinzen, die wir durchfahren, zu organisieren, Führerschein und Zulassung in chinesische Dokumente umschreiben zu lassen, bei der Grenzabfertigung behilflich zu sein, die Zollkaution zu stellen, das Auto zu versichern und nicht zuletzt uns einen englisch sprechenden Begleiter für 26 Tage mitzugeben. Den weit über jeder Schmerzgrenze liegenden Betrag dafür mussten wir bereits vor Monaten nach China überweisen. Und so sind wir höchst gespannt, ob denn an der Grenze unser Begleiter auf uns warten wird und ob sie uns wirklich reinlassen. 

Innere Mongolei, Peking

Für alle, deren letzte Geografiestunden schon länger zurück liegen, sei erwähnt, dass die Innere Mongolei eine Chinesische Provinz ist. 

Donnerstag, 6. November 14, Tag 5/99: Erenhot

Die Chinesen lassen uns zuerst einmal eine halbe Stunde vor dem Tor warten, während alle Mongolen einfahren dürfen. Als man uns dann doch zum Abfertigungsgebäude vorrücken lässt, werden wir bereits von unserem chinesischen Begleiter erwartet. Wir nennen ihn der Einfachheit halber Li. Er lotst uns innerhalb einer Stunde durch die Bürokratie. Dann müssen wir den Zerberus im Zollhof abstellen und warten. Li sagt, wir seien bereits eingereist, aber der Zerberus noch nicht, er werde sich bemühen, dass das auch heute noch erfolgt, aber es kann auch sein, dass das bis morgen dauert. In diesem Fall dürften wir nicht im Auto schlafen, sondern müssten in einem Hotel übernachten. Wir protestieren heftig und weisen darauf hin, dass das Auto über Nacht geheizt werden muss, weil sonst alles mögliche einfriert und Sachen kaputt werden. Doch das hilft nichts. Das ist nicht erlaubt und aus. Sein Angebot, in der Zwischenzeit die Stadt zu besichtigen, nehmen wir nicht an, wir bleiben im Auto und warten, weil wir nicht riskieren wollen, dass doch was weitergeht und wir nicht da sind. Li macht sich indessen vorübergehend aus dem Staub. Am späteren Nachmittag taucht er wieder auf und verkündet, dass die Zollabfertigung unseres Autos abgeschlossen ist und wir nur noch einen Termin mit der Verkehrspolizei hätten. Er hat bereits einen Polizisten zu seinem Hotel bestellt, der dann den Zerberus fotografiert und uns ein chinesisches Nummernschild zum Anbringen hinter der Windschutzscheibe und meinen chinesischen Führerschein aushändigt. Nach 9½ Stunden (einschließlich der Prozedur auf mongolischer Seite) sind alle Grenzformalitäten erledigt. Ein doppelter Rekord: Für uns ist es der am längsten dauernde Grenzübertritt auf unserer Weltreise, für Li ist es die schnellste Abfertigung, die er hier in Erenhot erlebt hat. Meistens dauert es eineinhalb, oft zwei Tage. Li ist ein netter Begleiter, wir denken, wir werden uns gut mit ihm verstehen. Zur Feier des Tages laden wir ihn zum Abendessen ein. Das Essen in dem einfachen Lokal gegenüber Lis Hotel schmeckt sehr viel besser als das Zeugs, das sie in unseren China-Restaurants servieren. Wir dürfen in Lis Zimmer duschen und campieren im Hof des Hotels. Km 19/785/27.081.

Freitag, 7. November 14, Tag 6/100: Jining

Heute ist der hundertste Tag unserer Weltreise! Nach einer Stippvisite beim Dinosaurierpark (N43.720006 E112.011237) verlassen wir Erenhot und brausen durch die Gobi nach Süden. Die ersten 300 Kilometer, bis kurz vor Jining, haben wir die Autobahn für uns alleine. In unregelmäßigen Abständen ist Maut zu bezahlen, die sich im Lauf des Tages ganz ordentlich aufsummiert. Schon über 300 Kilometer vor Peking tauchen wir in den Smog der Region ein. In Jining machen wir einen Spaziergang durch den Skulpturenpark und essen zu Mittag. Ist es uns gestern Abend ganz gut gelungen, eine ganze Mahlzeit mit Stäbchen zu essen, bereitet uns das heute ziemlich Schwierigkeiten, da wir ein Nudelgericht bestellt haben und die Nudeln ziemlich dünn und weich sind und sich kaum fassen lassen. Am Nachmittag schneit es kurz, das Thermometer klettert kaum über den Gefrierpunkt. Eigentlich wäre heute noch reichlich Zeit, bis Badaling zu fahren, doch Li braucht ein Hotel und behauptet, in Badaling gäbe es keines. So machen wir schon gut 100 Kilometer vorher, in Zhangjiakou, Schluss. Wir übernachten auf dem Parkplatz eines Hotels. Obwohl wir heute eine chinesische SIM-Karte gekauft haben, können wir mit dem Notebook nicht ins Internet, da das Netz die Hotspot-Funktion des iPhones nicht zulässt. Außerdem ist das Internet sowas von langsam, echt ein Mist! Km 541/1.357/27.622.

Samstag, 8. November 14, Tag 7/101: Badaling, Ming-Gräber

In Badaling fahren wir mit der Seilbahn hinauf zu einem Wachturm der Großen Mauer. Dabei sind wir nicht alleine. Tausend andere Menschen tun das auch. Obwohl hier ein eisiger Wind weht, sind so viele Leute da, dass es auf der Mauer ein ziemliches Geschiebe gibt. Aber der Blick auf einen langen zick-zack verlaufenden Abschnitt der Chinesischen Mauer ist so großartig, dass er für alles entschädigt. Ziemlich erfroren kommen wir zurück zum Zerberus, in dem Li auf uns wartet. Wir fahren nun zu den Ming-Gräbern, die sich zwar nur knapp 20 Kilometer entfernt befinden, aber einige hundert Höhenmeter tiefer. Hier ist es fast zehn Grad wärmen, die Bäume tragen noch buntes Laub, manche Apfelbäume sogar noch Äpfel. Die in einem Tal gelegenen 13 Kaisergräber aus der Ming-Dynastie sind nach dem gleichen Schema angeordnet: Auf einem großen Areal folgen auf das Tor eine tempelähnliche Halle für Gedenkzeremonien, der Seelenturm und ein riesiger runder Grabhügel. Nur drei Gräber können besichtigt werden. Wir sehen uns zuerst Chang Ling an, dessen Halle mit prächtiger Decke noch gut erhalten ist, und dann  Ding Ling (N40.295023 E116.215653), von dessen Halle nur noch das Fundament zu sehen ist, aber die einzige Anlage ist, deren unterirdische Grabräume geöffnet wurden. In drei großen Räumen stehen die Schreine des Kaisers und seiner Frauen, steinerne Bänke, Tontöpfe und Truhen mit Grabbeigaben. Nun beschreiten wir noch einen Teil des zwei Kilometer langen Seelenweges, der Straße, die einst zu den Gräbern führte und von steinernen Tierfiguren gesäumt ist. Bei einer Autowaschanlage füllen wir unsere Wassertanks auf und lassen auch gleich das Auto waschen. Als wir uns auf den Weg nach Peking machen, ist es schon dunkel. Da wir vor dem totalen Verkehrschaos in Peking gewarnt wurden, wollen wir auf einem Parkplatz an der 6. Ringstraße, direkt an einer U-Bahn-Station parken. Wir finden den Platz (Einfahrt N40.093718 E116.286748), der uns von anderen Reisenden empfohlen wurde, auf Anhieb. Er ist erstaunlich ruhig; auch Li ist begeistert, da er nur wenige Schritte zur U-Bahn hat. Wir finden den Verkehr in China übrigens bisher gar nicht so schlimm. Alle fahren voll zivilisiert und erstaunlich langsam, viele oft deutlich unter der erlaubten Geschwindigkeit. Km 205/1.542/27.827.

Sonntag, 9. November 14, Tag 8/102: Peking

Wir haben riesiges Glück und einen der seltenen halbwegs klaren Tage in Peking erwischt. Mit der U-Bahn fahren wir eine Stunde bis ins Zentrum. Immer wieder sehen wir Menschen, die auf kleinen Plätzen unter Anleitung Gymnastik machen. Vor der Sicherheitskontrolle am Eingang zur Verbotenen Stadt hat sich eine mehrere hundert Meter lange Menschenschlange gebildet. Li bringt uns zu einem wenig bekannten Nebeneingang, durch den wir rasch drin sind. Der Kaiserpalast, die Verbotene Stadt, ist ein Gebäudekomplex riesigen Ausmaßes, in dem die Kaiser mit Familie und Gefolge lebten, Normalsterblichen war der Zutritt verboten. Unser Weg führt durch eine Abfolge von prächtig ornamentierten Toren und Hallen, alle im gleichen Stil erbaut. Im Norden schließt sich der Kaisergarten mit mehreren Pavillons an. Mit dem Bus gelangen wir zurück zum Tian'anmen-Platz, der dem Kaiserpalast gegenüber gelegen ist. Der Platz fasst eine halbe Million Menschen und beherbergt das Qianmen-Tor und das Mao-Mausoleum. Wir schlendern durch die Einkaufsstraße Wangfujing, wo wir bei der Gelegenheit in einem Handyladen wegen unseres Internetproblems um Rat fragen. Dort meint man, das Netz von China-Mobile sei mit dem iPhone 5 nicht kompatibel. Das ist schwer zu glauben, wo hier zwei von drei Chinesen mit einem iPhone herumlaufen. Nochmals mit dem Bus geht es zum Beihai-Park, wo sich auf der Jade-Insel im See ein Buddhatempel und der Weiße Stupa befinden. An der U-Bahn-Station verabschieden wir Li, der rührend besorgt ist, ob wir auch alleine heim finden. Km 0/1.542/27.827.

Montag, 10. November 14, Tag 9/103: Peking

Montag Morgen in der U-Bahn. Das Gedränge ist unglaublich. Man steht so dicht beisammen, dass man echt aufpassen muss, dass man sich keinen Tripper einfängt. Die vier M's, die China charakterisieren, fallen uns wieder ein: Menschen muss man mögen. Wir fahren zum Sommerpalast, der sich in einem großen Park mit zwei Seen befindet. Am Ufer entlang verläuft ein über 700 Meter langer überdachter Wandelgang, dessen Decke mit unzähligen Szenenbildern bemalt ist. Er endet bei einem marmornen Raddampfer; auf dem gegenüberliegenden Ufer des Sees erblickt man ein ähnliches Teil. Blickfang ist der auf einem Hang befindliche Pavillon des Buddhaweihrauchs. In einem kleineren Teil des Parks ist ein südchinesischer Garten mit Seerosenteich nachempfunden. Nächster Programmpunkt unserer Stadtbesichtigung ist ein Besuch der Hutongs, einem verwinkelten Gewirr von historischen Wohnhausgässchen. Hier essen wir auch sehr lecker zu Mittag. Trommelturm und Glockenturm, die zu Kaisers Zeiten die Stunden zählten, sind leider geschlossen. Am späten Nachmittag sehen wir uns noch den in einem riesigen Park gelegenen Himmelsaltar an, an dem der Kaiser einmal im Jahr durch Opfer für Harmonie sorgte. Zum Abendessen besuchen wir ein Enten-Lokal, wo wir Peking-Ente essen. Li zeigt uns, wie es gemacht wird: Man legt ein Stück Ente, das man in Soße getaucht hat, ein Stück Gurke und Lauch in ein hauchdünnes Omelettchen, rollt es zusammen und isst diese Rolle. In einem IT-Laden können wir - nicht ganz billig - endlich unser Problem mit unserer ultralangsamen SIM-Karte lösen. Km 0/1.542/27.827.

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