Schon
die Vorbereitung der Reise brachte uns im negativen Sinn ins
Schwitzen, es war nämlich eisig kalt. Da der Wagen, ein Toyota
LandCruiser HJ60, nicht in die Garage passte, mussten wir alle
Vorbereitungsarbeiten im Freien absolvieren. Das bedeutete auch,
dass sämtliche empfindliche Lebensmittel und Wasser erst ganz kurz
vor der Abreise eingepackt werden konnten.
Am Abend des 24.Jänner 2006 fuhren Josef und ich in Graz ab. Auf der
Packerhöhe zeigte das Fahrbahnthermometer –22°C an. Da war die
Heizung des LandCruiser schlicht überfordert. Selbst in Italien
hatte es um die –10°C. Die Rastpausen durften maximal 30 Minuten
betragen, da es in dieser halben Stunde im Auto lausig kalt wurde.
Am
25.01. erreichten wir am Vormittag bei herrlichem Sonnenschein aber
–7°C Genua, wo dann nach und nach auch die Mitreisenden eintrafen
: Susi und Werner *) kamen im Buschtaxi, Wolfgang und Martin in
ihrem Suzuki Samurai. Diesem „Zwerg“ von einem Auto begegnete
ich anfänglich zwar etwas skeptisch, im Verlauf der Reise zeigte er
aber seine wahren Qualitäten.
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Unsere Reiseroute .....
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Josef und Walter im HJ60
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Martin und Wolfgang im Suzuki Samurai
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Susi und Werner im HZJ78
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Die
Überfahrt mit der Fähre der Grandi Veloci verlief bei ruhiger See
ohne besondere Ereignisse, die Verspätung hielt sich in Grenzen.
In
Tunesien erwartete uns kaltes, regnerisches Wetter, das uns noch
eine ganze Weile begleiten sollte.
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Genua
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Römisches Aquedukt auf dem Weg nach Kairouan (Tun.)
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Die
libysche Grenze passierten wir mit dem obligaten Prozedere und
nahmen den jungen, interessierten und, wie sich später
herausstellte, hilfsbereiten Begleiter an Bord. Bei
Az Zintan schwenkten wir nach Süden und bewegten uns entlang einer
Pipeline über die Hamada al Hamrah.
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durch die Hamada al Hamrah ...
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nasses Nachtlager in der Hamada al Hamrah |
Seen nach dem Regen mitten in der
Geröllwüste
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entlang der Geländekante der Hamada al Hamrah .....
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Bei miesem Wetter kämpften wir
uns mehr durch Regen und Schlammlöcher als durch Sand und Staub zum
Brunnen Hassi el Hassi. Wir hatten ursprünglich vor, durch die Dünen
den Erg Ubari zu durchqueren, ein Sandsturm zwang uns aber, entlang
der Geländekante der Hamada al Hamrah nach Idri zu fahren. Dort
mussten wir die ersten 2 von insgesamt 11 Reifenschäden reparieren.
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am Brunnen Hassi el Hassi
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Reifenwerkstätte in Idri |
Da
das Wetter endlich etwas besser wurde, entschlossen wir uns, von
Idri aus den Erg Ubari über die Seen Um el Hassan, Um el Ma und
Mandara zu durchqueren.
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im Erg Ubari .....
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traumhafter See inmitten des Erg Ubari : Um el Ma
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Die Besorgung des Melde-Dreieckstempels, der
spätestens 7 Tage nach der Einreise in den Pass eingestempelt
werden muss, dauerte aufgrund des Wochenendes volle 3 Tage. In der
Zwischenzeit fuhren wir über Germa, Ubari und elende Steinpisten zu
den berühmten Felsgravuren des Garamantischen Apollon, zum Wadi In
Habeter und zum Wadi Mathendous, welches zum Unesco-Weltkulturerbe
erklärt worden war.
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elende Steinpiste .....
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auf dem Weg ins Wadi Mathendos .....
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Felsgravuren im Wadi In Habeter
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der Garamantische Apollon |
berühmte Felsgravur im Wadi Mathendos
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Felsgravur im Wadi Mathendos
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Diese
Strecke bescherte uns mehrere Reifenschäden, sodass wieder einmal
’Reifen von der Felge drücken’ zu üben war.
Auf der
Rückfahrt zum Camp in Tekerkiba begegneten wir einem Sattelzug,
welcher, vollbeladen mit Beton, in einem Sandfeld steckte und nicht
mehr flottzubekommen war. Dem verzweifelten Fahrer borgten wir unser
Thuraya Sat-Phone, dass er Hilfe anfordern konnte.
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laut Karte sollten wir
hier durch .....
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Betontransporter in 'Sandnot' ..... |
Zeitlich
schon etwas im Rückstand, machten wir uns auf schnellstem Wege nach
Al Gatrun auf. Da nicht sicher war, ob wir von dort in den Niger
ausreisen konnten, sahen wir dem weiteren Verlauf unserer Reise mit
etwas gemischten Gefühlen entgegen. Es sollte jedoch klappen, wobei
diese Art, direkt aus Libyen in den Niger zu reisen, mehrere Monate
später für Touristen nicht mehr möglich war.
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Tankstelle in Al Katrun
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kein Problem - das alles passt noch auf den LKW .... |
In den daraufhin durchfahrenen sehr einsamen
Landschaften waren auf der ganzen Strecke zahlreiche Kamelkadaver
entlang der Piste und immer wieder Lastkraftwagen vollbepackt weit
über die Belastungsgrenze mit Beuteln und Menschen zu sehen.
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auf dem Weg nach Niger
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Kamelkadaver säumen den Weg |
interessante Steinplatten und Rogensteine
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Sonnenaufgang in der Wüste |
In
Madama, der ersten Bastion im Niger, vollzogen wir formell die
Einreise in den Niger. Endlich wurde es etwas wärmer, die erbärmliche
Friererei bis hierher hatte nun gottseidank ein Ende.
In
Dirkou, wo sich die einzige Tankmöglichkeit für die nächsten
800km nach Agadez befindet, wurde uns ein Begleiter aufgedrängt.
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Kinder umlagern in Seguedine unsere
Autos
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'Tankstelle' in Dirkou
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Die
Salinen von Bilma waren verwaist - die Karawanen transportieren im
November und Dezember das Salz nach Agadez.
Da wir aus zeitlichen Gründen den Bilma-Erg und das
Termit Gebirge nicht mehr fahren konnten, blieb uns nichts anderes
übrig, als den direkten Weg durch die Tenere zu nehmen.
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verwaiste Salinen in Bilma
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in der Ténéré |
In
Fachi besuchten wir die Krankenstation zu deren Leiter Jussuf Werner, unser
Arzt aus Freistadt, Kontakte hatte.
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Einfahrt zur Oase Fachi
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die Oase Fachi
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Beim 'Arbre
de Ténéré' war dann endgültig die reine Sandwüste zu
ende.
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'Arbre de Ténéré' (Original im Nat.Museum
in Niamey)
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Landschaft östlich von Agadez
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Nomadenbehausung kurz vor Agadez
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Turm der Moschee in Agadez |
In
Agadez trennten sich unsere Wege: Werner und Susi sowie Wolfgang und
Martin fuhren weiter über Mali, Mauretanien und Marokko zurück
nach Europa. Josef und ich hatten noch ein paar Tage Zeit und
besichtigten die lebensgrossen Giraffen-Felsgravuren 100 km südlich
von Arlit und die Dinosaurierausgrabungen bei Tawashi.
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lebensgroße Giraffengravuren ca.100 km
südlich von Arlit
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Dinosaurierfriedhof bei Tawashi |
Sahellandschaft südlich von Agadez
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Sahellandschaft südlich von Agadez |
Nachdem wir unser Fahrzeug übergeben hatten, flogen
wir am 18.02. mit Point Afrique nach Paris. Die lange Eisenbahnfahrt
bis nach Graz war der Abschluss dieser abenteuerlichen Reise.
Wir durchstanden für die Wüste
aussergewöhnliche Wetterkapriolen, hatten das Erlebnis, die Sahara
auf uns bis dato unbekannten Strecken zu durchqueren, sahen tolle
Naturlandschaften und grossartige Kunstwerke in Form der
Felsgravuren.
Die drei Fahrzeuge hatten bis auf die
Reifenpannen keine Defekte, es waren unterwegs lediglich
Wartungsarbeiten wie Ölwechsel und Abschmieren nötig.
Zur Navigation verwendeten wir hauptsächlich die
russischen Generalstabskarten (1:500000) und im Niger IGN-Karten
(1:200000).
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