Libyen - Niger Reise vom 24.1. bis 19.2.2006


Schon die Vorbereitung der Reise brachte uns im negativen Sinn ins Schwitzen, es war nämlich eisig kalt. Da der Wagen, ein Toyota LandCruiser HJ60, nicht in die Garage passte, mussten wir alle Vorbereitungsarbeiten im Freien absolvieren. Das bedeutete auch, dass sämtliche empfindliche Lebensmittel und Wasser erst ganz kurz vor der Abreise eingepackt werden konnten.

Am Abend des 24.Jänner 2006 fuhren Josef und ich in Graz ab. Auf der Packerhöhe zeigte das Fahrbahnthermometer –22°C an. Da war die Heizung des LandCruiser schlicht überfordert. Selbst in Italien hatte es um die –10°C. Die Rastpausen durften maximal 30 Minuten betragen, da es in dieser halben Stunde im Auto lausig kalt wurde.

Am 25.01. erreichten wir am Vormittag bei herrlichem Sonnenschein aber –7°C Genua, wo dann nach und nach auch die Mitreisenden eintrafen : Susi und Werner *) kamen im Buschtaxi, Wolfgang und Martin in ihrem Suzuki Samurai. Diesem „Zwerg“ von einem Auto begegnete ich anfänglich zwar etwas skeptisch, im Verlauf der Reise zeigte er aber seine wahren Qualitäten.  


Unsere Reiseroute .....


Josef und Walter im HJ60


Martin und Wolfgang im Suzuki Samurai


Susi und Werner im HZJ78

Die Überfahrt mit der Fähre der Grandi Veloci verlief bei ruhiger See ohne besondere Ereignisse, die Verspätung hielt sich in Grenzen. In Tunesien erwartete uns kaltes, regnerisches Wetter, das uns noch eine ganze Weile begleiten sollte.


Genua


Römisches Aquedukt auf dem Weg nach Kairouan (Tun.) 

Die libysche Grenze passierten wir mit dem obligaten Prozedere und nahmen den jungen, interessierten und, wie sich später herausstellte, hilfsbereiten Begleiter an Bord. Bei Az Zintan schwenkten wir nach Süden und bewegten uns entlang einer Pipeline über die Hamada al Hamrah. 


durch die Hamada al Hamrah ...


nasses Nachtlager in der Hamada al Hamrah


Seen nach dem Regen mitten in der Geröllwüste


entlang der Geländekante der Hamada al Hamrah .....

Bei miesem Wetter kämpften wir uns mehr durch Regen und Schlammlöcher als durch Sand und Staub zum Brunnen Hassi el Hassi. Wir hatten ursprünglich vor, durch die Dünen den Erg Ubari zu durchqueren, ein Sandsturm zwang uns aber, entlang der Geländekante der Hamada al Hamrah nach Idri zu fahren. Dort mussten wir die ersten 2 von insgesamt 11 Reifenschäden reparieren.  


am Brunnen Hassi el Hassi


Reifenwerkstätte in Idri

Da das Wetter endlich etwas besser wurde, entschlossen wir uns, von Idri aus den Erg Ubari über die Seen Um el Hassan, Um el Ma und Mandara zu durchqueren.


im Erg Ubari .....


traumhafter See inmitten des Erg Ubari : Um el Ma

Die Besorgung des Melde-Dreieckstempels, der spätestens 7 Tage nach der Einreise in den Pass eingestempelt werden muss, dauerte aufgrund des Wochenendes volle 3 Tage. In der Zwischenzeit fuhren wir über Germa, Ubari und elende Steinpisten zu den berühmten Felsgravuren des Garamantischen Apollon, zum Wadi In Habeter und zum Wadi Mathendous, welches zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt worden war.


elende Steinpiste .....


auf dem Weg ins Wadi Mathendos .....


Felsgravuren im Wadi In Habeter


der Garamantische Apollon


berühmte Felsgravur im Wadi Mathendos


Felsgravur im Wadi Mathendos

Diese Strecke bescherte uns mehrere Reifenschäden, sodass wieder einmal ’Reifen von der Felge drücken’ zu üben war. Auf der Rückfahrt zum Camp in Tekerkiba begegneten wir einem Sattelzug, welcher, vollbeladen mit Beton, in einem Sandfeld steckte und nicht mehr flottzubekommen war. Dem verzweifelten Fahrer borgten wir unser Thuraya Sat-Phone, dass er Hilfe anfordern konnte.


laut Karte sollten wir hier durch .....


Betontransporter in 'Sandnot' .....

Zeitlich schon etwas im Rückstand, machten wir uns auf schnellstem Wege nach Al Gatrun auf. Da nicht sicher war, ob wir von dort in den Niger ausreisen konnten, sahen wir dem weiteren Verlauf unserer Reise mit etwas gemischten Gefühlen entgegen. Es sollte jedoch klappen, wobei diese Art, direkt aus Libyen in den Niger zu reisen, mehrere Monate später für Touristen nicht mehr möglich war.


Tankstelle in Al Katrun


kein Problem - das alles
passt noch auf den LKW ....

In den daraufhin durchfahrenen sehr einsamen Landschaften waren auf der ganzen Strecke zahlreiche Kamelkadaver entlang der Piste und immer wieder Lastkraftwagen vollbepackt weit über die Belastungsgrenze mit Beuteln und Menschen zu sehen.


auf dem Weg nach Niger


Kamelkadaver säumen den Weg


interessante Steinplatten und Rogensteine


Sonnenaufgang in der Wüste

In Madama, der ersten Bastion im Niger, vollzogen wir formell die Einreise in den Niger. Endlich wurde es etwas wärmer, die erbärmliche Friererei bis hierher hatte nun gottseidank ein Ende.  

In Dirkou, wo sich die einzige Tankmöglichkeit für die nächsten 800km nach Agadez befindet, wurde uns ein Begleiter aufgedrängt.


Kinder umlagern in Seguedine unsere Autos 


'Tankstelle' in Dirkou

Die Salinen von Bilma waren verwaist - die Karawanen transportieren im November und Dezember das Salz nach Agadez. Da wir aus zeitlichen Gründen den Bilma-Erg und das Termit Gebirge nicht mehr fahren konnten, blieb uns nichts anderes übrig, als den direkten Weg durch die Tenere zu nehmen.


verwaiste Salinen in Bilma


in der Ténéré

In Fachi besuchten wir die Krankenstation zu deren Leiter Jussuf Werner, unser Arzt aus Freistadt, Kontakte hatte.


Einfahrt zur Oase Fachi


die Oase Fachi

Beim 'Arbre de Ténéré' war dann endgültig die reine Sandwüste zu ende. 


'Arbre de Ténéré' (Original im Nat.Museum in Niamey)


Landschaft östlich von Agadez


Nomadenbehausung kurz vor Agadez


Turm der Moschee in Agadez

In Agadez trennten sich unsere Wege: Werner und Susi sowie Wolfgang und Martin fuhren weiter über Mali, Mauretanien und Marokko zurück nach Europa. Josef und ich hatten noch ein paar Tage Zeit und besichtigten die lebensgrossen Giraffen-Felsgravuren 100 km südlich von Arlit und die Dinosaurierausgrabungen bei Tawashi.


lebensgroße Giraffengravuren ca.100 km südlich von Arlit


Dinosaurierfriedhof bei Tawashi


Sahellandschaft südlich von Agadez


Sahellandschaft südlich von Agadez

Nachdem wir unser Fahrzeug übergeben hatten, flogen wir am 18.02. mit Point Afrique nach Paris. Die lange Eisenbahnfahrt bis nach Graz war der Abschluss dieser abenteuerlichen Reise. 

Wir durchstanden für die Wüste aussergewöhnliche Wetterkapriolen, hatten das Erlebnis, die Sahara auf uns bis dato unbekannten Strecken zu durchqueren, sahen tolle Naturlandschaften und grossartige Kunstwerke in Form der Felsgravuren. 

Die drei Fahrzeuge hatten bis auf die Reifenpannen keine Defekte, es waren unterwegs lediglich Wartungsarbeiten wie Ölwechsel und Abschmieren nötig. 

Zur Navigation verwendeten wir hauptsächlich die russischen Generalstabskarten (1:500000) und im Niger IGN-Karten (1:200000).


Text : Hofer Walter,  Bilder : Triebl Josef
*) siehe auch Susi und Werner’s tollen Reisebericht '
Rund um Algerien'