Nepal 4 1 Euro = 110 Rupien MESZ+3¾
Sonntag, 11. Oktober 15, Tag 1/156: Istanbul
Via Istanbul fliegen wir ...
Montag, 12. Oktober 15, Tag 2/157: Kathmandu
... nach Kathmandu, wo wir nach einer wegen der Zeitverschiebung recht kurzen Nacht bei angenehmen 17 Grad landen. Ein Taxi bringt uns zum Zerberus, der die acht Monate Stillstand und die beiden schweren Erdbeben unbeschadet überstanden hat. Kaum zu glauben, er springt beim ersten Startversuch an! Bereits am Vormittag ist es so schwül, dass wir beim Auspacken wie die Irren schwitzen. Leider ist in einer Reisetasche eine Dose mit Instant-Kaffee geplatzt, die wir schonend zwischen verschiedene Kleidungsstücke platziert haben. Da dem Kaffee Milchpulver und Zucker beigemischt sind, sind mehrere Kleidungsstücke und die Tasche total versaut. Als wir wegfahren wollen, imitiert der Zerberus das Motorengeräusch eines Traktors und will sich nicht bewegen. Wir sind ernsthaft beunruhigt, doch beim nächsten Versuch fährt er mit normalem Motorgeräusch weg und folgt von da an aufs Wort. Das lohnen wir ihm mit einer Wäsche. Nach einem Großeinkauf sehen wir uns noch das buddhistische Kloster Kopan im Nordosten Kathmandus an. Auf den ersten Blick sind in der Stadt kaum mehr Erdbebenschäden zu sehen. Aber wir fahren ja nicht durch's Zentrum, wo die ältesten Gebäude stehen oder standen und wo die größten Schäden aufgetreten sind. Der Schutt ist natürlich längst weggeräumt; an vielen Orten sind noch brauchbare Ziegel aufgestapelt. Wir verlassen die Stadt nach Osten, machen einen Abstecher zum wenig beeindruckenden Hindu-Tempel Suriya Binayak und spazieren dann durch das Zentrum von Bhaktapur. Am Durbar-Square sind viele Tempel zerstört. Der Schutt ist weggeräumt, viele Gebäude wurden mit Balken gestützt und große Plakate zeigen die Ansicht der jeweiligen Tempel vor den Beben. Viele Menschen leben in Notunterkünften wie Blechhütten und Zelten. Wir übernachten auf einem vom Vorjahr uns bekannten Platz vor einem kleinen Tempel vor Panauti. Km 57/57/38.671.
Dienstag, 13. Oktober 15, Tag 3/158: Namobuddha
In aller Früh sehen wir uns im nahen Panauti einen Hindu-Tempel an, den wir voriges Jahr ausgelassen haben. Die Straße von Panauti zum Kloster Namobuddha ist anfangs recht gut, dann wird sie schlecht und schließlich übel. Vor einer wild aussehenden Steigung steige ich aus, um den Anstieg zu erkunden. Da kommt ein Mopedfahrer, der mir sagt, dass auf diesem Anstieg die Straße weggespült wurde. Die Umleitung, die er mir beschreibt, erweist sich als echte Zumutung für den Zerberus. Im letzten Abschnitt ist der Weg steil, stark ausgefahren, und tief herab hängende Äste hinterlassen unschöne Spuren im Autolack. Das Kloster ist sehr berühmt, weil hier Buddha in einem früheren Leben als Prinz seinen Körper einer verhungernden Tigerin und ihren Jungen als Futter zur Verfügung stellte. Dennoch sind außer uns keine Besucher hier. Als wir am Nachmittag auf unserer Fahrt über das wunderschöne, sehr grüne Mahabharat-Gebirge an einer der ganz wenigen Tankstellen eine etwa einen halben Kilometer lange Schlange von abgestellten Motorrädern in Zweierreihen sehen, wird uns klar, dass in Nepal der Treibstoff knapp ist. Schon in Kathmandu haben wir uns über den geringen Verkehr gewundert. Und in Bhaktapur waren über mehr als einen Kilometer Busse und LKW am Straßenrand abgestellt. Auch wenn wir von den ethnischen Spannungen im Terai gehört haben, hätten wir nicht gedacht, dass der Warenverkehr aus Indien derart eingeschränkt ist. Da wegen dem neuerlichen Erdrutsch nach den Erdbeben auch der Arniko-Highway nach China wieder blockiert ist, ist Nepal quasi abgeschnitten. Mittlerweile soll es sogar auf dem Flughafen Kathmandu kein Kerosin mehr geben, so dass Flugzeuge auch den Treibstoff für den Rückflug mitbringen müssen. Da wir den Zerberus immer voll getankt abstellen, betrifft uns die Sache eigentlich nicht. Denken wir. Bis wir bei einer Pause mit einem Paramedic ins Gespräch kommen, der behauptet, die Grenze zu Indien wäre geschlossen. Das tun wir zunächst als dummes Gerücht ab, doch als wir bei einer Polizeikontrollstelle nachfragen, hören wir dasselbe. Am Abend erreichen wir die Terai-Ebene und den Mahendra-Highway. Wir halten schon nach einem Nachtplatz Ausschau, als wir auf eine gut einen Kilometer lange Schlange von abgestellten LKW und Bussen stoßen. Wieder eine trockene Tankstelle? Weit gefehlt. Die Fahrzeuge werden hier von der Polizei angehalten und dürfen erst um Mitternacht im polizeibegleiteten Konvoi durch das Gebiet, in dem in den letzten Monaten Unruhen stattgefunden haben, etwa 160 Kilometer, fahren. Auch wir warten. Die Grenze soll angeblich offen sein. Für Spannung ist also gesorgt. Wir finden ein halbwegs ruhiges Plätzchen ein paar Meter abseits, stellen den Wecker auf kurz vor Mitternacht und legen uns schlafen. Es ist wahnsinnig schwül. Km 178/235/38.849.
Mittwoch, 14. Oktober 15, Tag 4a/158½: Terai
Als der Wecker klingelt, ist es eigenartig still draußen. Wir waren auf hektisches Treiben und laufende Motoren gefasst, denn viele haben seit dem Morgen gewartet! Es stehen aber noch alle Fahrzeuge da, der Konvoi ist nicht ohne uns abgefahren. Die Abfahrt verzögert sich immer wieder um zehn Minuten. Wir dürfen uns aber als eines der ersten Fahrzeuge vor die vielen LKW und Busse einreihen. Im Gegensatz zu Honorarkonsuln anderswo, die vielfach Mails einfach nicht beantworten, ist der österreichische Konsul in Kathmandu echt ein Freund. Auf meine gestrige Anfrage erhalten wir die Information, dass die Grenzen definitiv offen sind. Um kurz vor eins geht es dann los. Alle fahren wie die Wilden, wir werden ständig hupend überholt, der Konvoi ist eigentlich zweispurig, mit Gegenverkehr wird nicht gerechnet. Aber natürlich kommt irgendwann der Gegenkonvoi, der auch zweispurig unterwegs ist, und das wird auf einer zweispurigen Straße schnell mal eng. Im Nu kommen beide Konvois zum Stillstand und es dauert lange, bis sich die Fahrzeuge laut hupend mit Zentimeterabständen aneinander vorbeischieben. Irgendwann fahren wir dann wieder. In jedem Dorf steht eine Militärstreife und sieht uns beim Rasen zu, sonst sind kaum Menschen zu sehen; wir vermuten eine Ausgangssperre. Nach der Überquerung des Sapta Koshi ist das vollkommen anders, hier sind um vier Uhr nachts total viele Menschen zu Fuß, mit Fahrrädern oder Mopeds unterwegs, die einen in unserer Richtung, die anderen in der Gegenrichtung. Das Fahren erfordert daher höchste Konzentration. Fährt man langsamer als der Konvoi, wird man ständig überholt und rücksichtslos geschnitten. Also halten wir das Tempo, meist 60 bis 80. Vor Itahari löst sich der Konvoi auf, wir fahren noch 20 Kilometer aus der Stadt und suchen uns einen ruhigen Ausschlafplatz im Wald. Mittlerweile ist es fast sechs und es dämmert. Noch immer ist es total schwül. Km 195/430/39.044.
Mittwoch 14. Oktober 15, Tag 4b/159: Terai
Als wir um zehn munter werden, sind wir schweißgebadet, Matratze und Polster sind total nass. Es hat 33 Grad und kein Lüfterl regt sich. Wir sind durstig, doch jedes Getränk fließt durch die Schweißporen sofort wieder nach draußen. Eine Dusche bringt für zwei Minuten Abkühlung, aber man kann sich nicht trockenfrottieren, wir sind sofort wieder nass. Nach einem schnellen Frühstück fahren wir weiter, erst die Klimaanlage macht die Schwüle erträglich. Das Terai ist eine fruchtbare Tiefebene, auf der Reis- und andere Felder dominieren. Die hier typischen Häuser sind zweistöckig und von Palmen umgeben. Erstaunlich schnell sind wir an der Grenze. Am nepalesischen Zoll fahren wir einfach vorbei, denn wir haben ja bei der Einreise im Februar unser Carnet nicht stempeln lassen. Im Immigration Office dauert es keine zehn Minuten und schon geht es nach Indien.