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   Kasachstan   1000 Tenge = 4 Euro, Diesel 0,46 Euro.

Dienstag, 15. Juli 14, Tag 5/53: Sharyn-Canyon

Auf kasachischer Seite des Grenzüberganges erhalten wir leider nicht den erhofften Registrierungsstempel auf die Immigrationskarte. Wir müssen daher innerhalb von fünf Tagen eine Registrierungsstelle aufsuchen. Mit Schwerpunkt auf Suchen. Leider will der Zöllner auch nicht das ATA-Carnet stempeln. Im ersten größeren Ort wollen wir tanken, doch die wollen unsere restlichen kirgisischen Som nicht. Die Bank hat noch Mittagspause, öffnet dann mit fast 15-minütiger Verspätung und wechselt ebenfalls die Währung des Nachbarlandes nicht. Nur Euro und Dollar sind willkommen. Wir machen einen Abstecher zum Sharyn-Canyon; die etwa zehn Kilometer lange Zufahrtsstraße ist ein einziges übles Wellblech. Der Blick in den Canyon ist beeindruckend, zum Abstieg können wir uns angesichts eines nahenden Unwetters nicht entschließen. Gerne wäre ich in den Canyon hinuntergefahren, doch die Vernunft siegt und ich glaube dem Parkranger, dass das kein Weg für unseren Zerberus ist. Wir rütteln die zehn Kilometer zurück und fahren noch ein gutes Stück Richtung Almaty. In einem kleinen Ort machen wir Bekanntschaft mit der kasachischen Verkehrspolizei, die sich als nicht besonders durchsetzungsfähig erweist. Km 271/870/18.021.

Mittwoch, 16. Juli 14, Tag 6/54: Almaty

Bevor wir uns heute Almaty ansehen, machen wir einen Abstecher zum Jesik-See, einem malerischen Gebirgssee in ca. 1.800 Metern. Almaty gefällt uns sofort: Die Stadt ist grün; praktisch jede Straße ist beidseits baumbestanden. Es herrscht reger Verkehr, aber durchaus halbwegs gesittet. Wir finden auch sofort Parkplätze in der Nähe der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Vor dem Sightseeing möchten wir jedoch zuerst unserer Meldepflicht nachkommen. Weil wir wissen, dass das ein wenig kompliziert sein kann, haben wir uns bestens vorbereitet: Die Koordinaten des OVIR-(Melde-)büros sind im GPS-Gerät eingespeichert, wir finden es auf Anhieb und haben auch alle erforderlichen Unterlagen mit: Pässe, Registration-Card, Passkopien, Visakopien. In für eine Ex-Sovjet-Republik rekordverdächtigen 15 Minuten haben wir die Meldebestätigungen und den Stempel auf der Registration Card. Gleich in der Nähe befindet sich die Nikolski-Kathedrale, eine prächtige helltürkise russisch-orthodoxe Kirche mit goldenen Kuppeln. Von leckeren Pfeffersteaks gestärkt machen wir einen Spaziergang auf dem Republiksplatz und sehen uns die in einem großen Park stehende bunte Himmelfahrtskathedrale und die Zentralmoschee an. Auf der Stadtausfahrt werden wir von der Polizei angehalten, da wir kein Licht eingeschaltet haben. Leider verstehen wir den Polizisten rein gar nicht, so dass er bald von uns ablässt und uns seufzend weiterwinkt. Da wir wegen einer -zig Kilometer langen Baustelle mit Überholverbot und reichlich LKW-Verkehr nur langsam weiterkommen, erreichen wir vor Einbruch der Dunkelheit das Nordufer des Kapschagaj-Sees nicht mehr. Wir beziehen daher eine Notunterkunft, zwar von der Straße nicht einsehbar, aber sehr nahe an einer Bahnlinie, auf der mindestens jede halbe Stunde ein Zug vorbeidonnert. Km 266/1.136/18.287.

Donnerstag, 17. Juli 14, Tag 7/55: Singende Düne

Trotz reichlich Eisenbahnverkehr  haben wir gut geschlafen. In Shengeldy biegen wir von der Fernstraße ab und fahren nahe am See zum Westeingang des Altyn-Emel-Nationalparks. Von den 30 Kilometern Zufahrt sind zwei Drittel asphaltiert, ein Drittel ist Wellblechpiste. Leider lässt man uns nicht in den Park einfahren, da wir das erforderliche Permit nicht vorweisen können, und schickt uns zum Nord-Eingang, was bedeutet: 30 Kilometer zurück, 85 Kilometer auf der Fernstraße und gut 80 Kilometer bis Kalinino. Wir sind eine Weile unschlüssig, ob wir uns das antun sollen, machen kurz Pause am vermüllten Seeufer und entscheiden uns, zum Nordgate zu fahren. Dort lässt man uns abermals nicht passieren, sondern schickt uns ein paar Kilometer zurück nach Kalinino, wo nach Bezahlung von 7.800 Tenge (28 Euro) reichlich Papier ausgefüllt und uns ein obligater Führer ins Auto gesetzt wird. Der lässt sich zusammen mit uns von einer gut 30 Kilometer langen und echt grauslichen Wellblechpiste durchrütteln. Als wir am Ziel unserer Strapazen sind, ist es bereits deutlich nach 18 Uhr und es dauert nicht lange, bis die in der Abendsonne erstrahlende Singende Düne uns alleine gehört. Wir erklimmen die gut 150 Meter hohe Düne und rutschen auf der windabgewandten Seite hinunter, was die Düne zum Singen bringt. Bei Sonnenuntergang treffen wir im Camp des Nationalparks ein und wir sind gerade bei den Vorbereitungen zum Kochen, als ein knatternder Generator eingeschaltet wird. Gegen diesen Krach protestieren wir so heftig, dass man uns gestattet, ein paar Kilometer außerhalb des Camps in der Steppe zu übernachten, was man uns vorher nicht erlaubt hat. Km 341/1.477/18.621.

Freitag, 18. Juli 14, Tag 8/56: Taldykogan

Leider hat unsere kleine Digitalkamera bei den gestrigen Sandspielen Schaden genommen und ihren Betrieb eingestellt. Gut, noch eine zweite Kamera zu haben. Wir nehmen unseren Guide wieder an Bord, der im Camp übernachtet hat und rumpeln die 30 Kilometer Wellblechpiste zum Parkeingang zurück. Unterwegs verbringen wir einige Zeit damit, ein furchtbares klopfendes Geräusch zu lokalisieren. Es hört sich an, als würde es von unter der Bodenplatte kommen, wird aber von der Kaffeedose, die an die Schrankwand klopft, verursacht. Der Führer kriegt ein Trinkgeld in Höhe eines Drittels seines vereinbarten Honorars, wirkt aber ein wenig unzufrieden. Wieder auf der Fernstraße machen wir bald wieder Bekanntschaft mit der Polizei. Wir werden angehalten, weil ich beim Überholen eines langsamen LKW eine Sperrlinie überfahren habe (Es war einfach nicht Platz für zwei Autos auf dem rechten Fahrstreifen). Der Polizist bittet mich ins Polizeiauto, wo schon drei seiner Kollegen drin sitzen. Das Vergehen kostet 100 Dollar. Ich gebe mich entsetzt. Die gehen runter auf 50 Dollar. Damit haben sie verloren, damit ist die Korruption bewiesen. Ich zahle gar nichts, sondern will telefonieren gehen. Sie machen noch einen Versuch: 2.000 Tenge (8 Euro). Nein, auch das nicht. Zigaretten? Nein, habe ich nicht. Ein T-Shirt? Kommt nicht in Frage. Ich nehme dem Polizisten meinen Pass aus der Hand und steige aus, werde aber nochmals ins Auto gezogen und ermahnt, nicht mehr über die Sperrlinie zu fahren. Versprochen. Handshake und goodbye. Neben der Straße befinden sich dann und wann betonierte Rampen, auf die man fahren kann, um sein Auto von unten anzusehen (viele scheinen sie auch zum Ölwechseln zu benützen). Auf einer derartigen Rampe besehe ich den Zerberus und muss feststellen, dass das hintere Differentialgetriebe nach der Reparatur im Pamir wieder tropft. Die Dichtung sollten wir demnächst wechseln lassen, ich habe eine neue mit. In Taldykogan essen wir in einem Parkpavillon gut zu Mittag, obwohl wir weder die Speisekarte verstehen, noch die Kellnerin. Die Bestellung besteht vornehmlich aus Muh und Mäh. Beim Bezahlen übergibt die Kellnerin das Geld dem zehn- oder zwölfjährigen Juniorchef, der voll professionell das Wechselgeld rausgibt. Am Nachmittag weicht die eintönige Steppenlandschaft einer fruchtbaren Ebene. Am Abend machen wir bei zwei Werkstätten Halt, doch man hat so knapp vor Feierabend gar keine Freude mehr mit Arbeit. Wir campieren auf einem Feld mit tollem Fernblick auf eine endlose Tiefebene und genießen die Abendsonne. Heute hatte es wieder knapp über 30 Grad (in den letzten Tagen 26-27). Km 445/1.922/19.066.

Samstag, 19. Juli 14, Tag 9/57: Ayaguz

Alle zehn Kilometer steht am Straßenrand das Verkehrszeichen Bodenwelle mit Zusatztafel "10 km". Wär' sicherlich billiger gekommen, an jedem Grenzübergang eine Tafel aufzustellen mit Zusatztafel "Whole Kazachstan". Die Fernstraße ist echt übel. Wir haben zwar nur wenig Druck in den Reifen, aber dennoch ist selten eine Geschwindigkeit von mehr als 60 möglich. In Ayaguz finden wir eine Werkstatt, die uns die Dichtung am Differential wechselt. Nach der Reparatur, Internet und sehr verspätetem Mittagessen ist der Tag fast um; wir fahren noch eine Stunde und schlagen in einer traumhaft kargen, leicht hügeligen Landschaft mit kleinen Seeen  unser Nachtlager auf. Km 408/2.330/19.474.

Sonntag, 20. Juli 14, Tag 10/58: Öskemen (Ust-Kamenogorsk)

Wir passieren erste Ausläufer des Altai-Gebirges, das uns in den nächsten Tagen in Russland und der Mongolei noch begleiten wird. Von Georgievka führt eine direkte Straße nach Semej, der Wegweiser gibt nur 156 Kilometer an. Doch gleich wird klar, dass diese Strecke nicht asphaltiert, aber viel befahren ist. Wellblech, Straub und Steinschlag lassen uns sofort umkehren und die doppelt so lange Strecke über Öskemen fahren, eine Stadt, die durch die Produktion von Kernbrennstäben bekannt wurde. Von weitem fällt uns die neu erbaute Moschee mit glänzender blauer Kuppel auf. Die Stadt ist auffallend reich mit Blumen in Rabatten, Trögen und Ampeln geschmückt. In einem riesigen Supermarkt ergänzen wir unsere Vorräte, hier hat am Sonntag alles offen, sogar Banken und Autowerkstätten, auch mit dem Ramaden scheint man es nicht so genau zu nehmen, das Restaurant, in dem wir essen, ist voll. Die Gegend um Öskemen ist fruchtbar; als wir die Stadt nach Westen verlassen, fahren wir an Kilometer langen abgeernteten Feldern entlang. Heute ist es echt heiß, noch um 17 Uhr messen wir 37 Grad. Seit dem letzten Mal Volltanken ziehen wir eine Dieselspur hinter uns her. Ursache ist ein abgebrochenes Verbindungsstück in der Dieseltankentlüftung. Das sollte sich morgen in Semej richten lassen. Wir finden einen tollen Nachtplatz in der Steppe und genießen den heißen Abend bei dem einen und anderen Gespritzen. Leider machen fliegende Blutsauger der Idylle zu früh ein Ende. Km 353/2.684/19.827.

Montag, 21. Juli 14, Tag 11/59: Semej (Semipalatinsk)

Nach kurzer Fahrt erreichen wir die wegen der bis 1980 in der Nähe stattgefundenen Kernwaffenversuche berüchtigte Stadt Semej. Lange Zeit war die Gegend hier wegen radioaktiver Verstrahlung Sperrgebiet, die Einwohner durften nicht einmal Besuch von außen erhalten. Ist schon die Besichtigung der an die vielen Opfer der Atomversuche erinnernden Gedenkstätte "Stärker als der Tod" auf einer Insel im Fluß Jertis gruselig, so erst recht der Besuch des anatomischen Museums der militärmedizinischen Akademie, wo zahlreiche Präparate von Missbildungen ausgestellt sind. In Semej kaufe ich ein rechtwinkelig gebogenes Stück Eisenrohr und kann später, an einer Rampe außerhalb der Stadt die defekte Dieseltankbelüftung reparieren. Die Ecke nördlich von Semej gefällt uns besonders gut: Endlose Tundraflächen sind durch kleine Föhrenwälder unterbrochen. Nach etwa 100 Kilometern passieren wir die Grenze zu Russland. 

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