Zurück zur Chinesischen Seidenstraße

Übersicht 4. Etappe

Weiter in den Himalaya

Nördliches Tibet

Ich verwende hier den Begriff "Tibet" geografisch im Sinne des Tibetischen Hochlandes, das neben der autonomen Provinz Tibet unter anderem auch noch die Provinz Qinghai umfasst. 

Freitag, 21. November 14, Tag 20/114: Golmund, 2.800 m

Südlich von Dunhuan quert die Fernstraße einen Ausläufer der Dunhuan-Dünen. Gleich daneben befindet sich das Gleis der Hochgeschwindigkeitsbahn in Bau, das die Dünen auf Stelzen quert. Die Straße führt nun in steilem Anstieg bis zu einem 3.647 Meter hohen Pass über das Altun-Gebirge, das hier den nördlichen Abschluss des tibetischen Hochlandes bildet. Auf der Nordseite liegt ein wenig Schnee, auch auf der Straße. Auf der Südseite fällt das Gebirge flach in eine riesige etwa auf 3.000 Metern gelegene schneefreie Hochebene. Hier beginnt unsinniger Weise (weil null Verkehr) wieder die Autobahn, die über hunderte Kilometer schnurgerade verläuft, gelegentlich ein flaches Gebirge quert und von massenweise Stromleitungen begleitet wird. Wie es scheint, wird Kohle, die hier vorkommt, gleich an Ort und Stelle in thermischen Kraftwerken verheizt. Die Gegend ist meist Wüste, gelegentlich wächst Steppengras, hin und wieder sieht man eine Jurte. An mehreren Salzseen befinden sich Salinen. Orte gibt es keine. Solange ich nur Auto fahre, macht mir die Höhe keine Probleme, doch bin ich bei einem Boxenstopp vom hinters Auto Gehen und Pinkeln schon außer Puste. Am Nachmittag erreichen wir Golmund (auch Golmud oder Germu), wo uns Li anweist, für die Fahrt der nächsten Tage Sauerstoffflaschen zu kaufen. Wir denken zunächst, er macht einen Scherz, doch er meint es völlig ernst. Also kaufen wir wie er jeder zwei mal 14 Liter Sauerstoff. Den gibt es um wenig Geld an jeder Ecke. Allerdings bezweifle ich sehr, dass die paar Liter irgendwie helfen können, wenn man höhenkrank ist. Wir kaufen auch noch Lebensmittel ein, vor allem Obst und Gemüse, da die Versorgungslage bis Lhasa schlecht ist und in Lhasa alles recht teuer sein soll. Hier vielleicht ein paar Bemerkungen zur chinesischen Küche: Das Essen in China ist ausgesprochen abwechslungsreich und lecker, ganz anders als das Zeugs, das man bei uns in China-Restaurants bekommt. Es ist auch sehr billig (ab 1,50 Euro incl. Tee), solange Fleisch nur in Spuren drin vorkommt. Meist ist es scharf; süß-sauer war bisher eher die Ausnahme. Natürlich ist der Reis allgegenwärtig, doch der schmeckt mir hier mittlerweile, auch Nudeln gibt es häufig. Wenn wir mit Li essen gehen, sagen wir immer, er soll zwei Gerichte bestellen, die wir noch nicht kennen. Wenn wir am Abend alleine Essen gehen, was Li gar nicht mag, weil er sich nicht vorstellen kann, wie wir uns verständlich machen, wählen wir ein Lokal aus, in dem schon Leute essen. Wir gehen von Tisch zu Tisch und zeigen dann der Wirtin, was wir wollen. Das finden die anderen Gäste meist recht lustig. Km 550/5.527/31.840.

   

Samstag, 22. November 14, Tag 21/115: Tuotuohe, 4.537 m

In Golmund ist die Autobahn zu Ende, womit zwar einerseits das lästige Maut Bezahlen weg fällt - seit unserer Einreise in China haben wir an 41 Mautstellen 1.421 Yuan, etwa 200 Euro bezahlt - andererseits aber auch die Qualität der Straße stark nachlässt. Zunächst geht es am Fuß des Kunlun-Gebirges entlang nach Westen, stetig langsam steigend, dann wendete die Straße nach Süden und erklimmt den Kunlun-Pass mit 4.768 Metern. Das ist neuer Höhenrekord auf unserer Reise, aber nicht nur das, mit -13,5 Grad messen wir hier die tiefste Temperatur seit unserer Abfahrt von zu Hause. Nach dem Pass fällt das Gelände nur unwesentlich zu einer weiteren Hochebene auf etwa 4.600 Metern. Auf dieser Höhe plus minus 200 Meter bleiben wir ganzen Tag, mit Ausnahme eines unspektakulären Passes ohne uns bekannten Namen mit 4.962 Metern (neuer Rekord!). Die Landschaft verändert sich wenig, nur dass nun alle Gewässer gefroren sind. Ganzen Tag begleitet uns die Lhasa-Bahn, die höchste Bahnlinie der Welt. Die Höchsttemperatur beträgt heute null Grad. In Tuotuohe, einem kleinen Straßendorf auf 4.537 Metern, das nur aus Tankstelle, Motels, Restaurants und ein paar Läden zu bestehen scheint, übernachten wir. Wir setzen Li in einem Hotel ab und fahren quer zur Fernstraße aus dem Ort, wo wir bald einen netten Nachtplatz finden. Leider wird es heute nicht so richtig kuschelig warm im Auto. Die Heizung hat, obwohl auf "über 2.500 Meter" eingestellt, zu wenig Sauerstoff und gibt bald auf. Wir werden wohl ebenfalls im Hotel übernachten müssen, denn für heute Nacht sind -17 angesagt. Auf der Fahrt zu Franks Hotel fällt uns ein, dass wir alle Getränke aus dem Auto entfernen und den Wassertank entleeren müssen, oh Mann! Doch nun schlägt trotz Sauerstoffmangel der Geistesblitz zu: Wir brauchen einen Elektrostrahler im Auto! Sowas muss doch in jedem Hotelzimmer rumstehen. Doch leider Irrtum! Hier haben sie alle Fußbodenheizungen, die sie mit Kohle befeuern. Kohle ist billig, Strom ist teuer. Es gelingt uns aber, im dritten (und letzten) Geschäft einen Heizstrahler mit 1.800 Watt aufzutreiben. Jetzt nur noch eine Steckdose und ein Verlängerungskabel organisiert! Das versuchen wir zunächst im Hotel. Da sind sie auch sehr hilfsbereit, aber sie hätten halt schon mit der Vermietung eines Doppelzimmers gerechnet (150 Yuan, 21 Euro) und wollen allen Ernstes 100 Yuan für eine Nacht Strom für den Strahler. Bei 50 werden wir uns dann einig und wir können im Auto schlafen. Li hat mächtig Kopfschmerzen und man sieht ihn nur mehr mit Sauerstoffflasche. Susi hat ebenfalls einen Druck im Kopf und total blaue Finger und Lippen. Auch sie nuckelt gelegentlich an der Flasche. Obwohl ich noch immer nicht gesund bin und ohne Grippetabletten noch immer Fieber hätte, geht es mir am besten von uns dreien. Ich bin zwar auch kurzatmig und ziemlich langsamhirnig (grad jetzt beim Schreiben) und beim Aufstehen aus der Hocke wird mir schwindlig, aber sonst bin ich fit. Km 421/5.978/32.261.

 

Sonntag, 23. November 14, Tag 22/116: Nagqu, 4.500 m

Zwar hatten wir es in der Nacht wirklich kuschelig warm (und dennoch ist uns die Wasserpumpe eingefroren), doch ich bin total unausgeschlafen, habe fast kein Auge zu getan. So reagiert halt jeder anders auf die Höhe. Li hat in der Nacht an der Hotelrezeption wegen seiner Kopfschmerzen vier weitere Sauerstoffflaschen kaufen müssen, Susi ist mit ihrer einen leicht ausgekommen. Bald kommen wir an einen Polizeiposten, an dem die Einreise nach Tibet offiziell abgewickelt wird. Bei uns dauert das ein wenig länger als bei allen anderen und so mache ich die Spur für andere frei. Dabei fahre ich rückwärts an eine in den Boden betonierte Stange, die oben ein Warnlicht trägt. Rückfahrkamera hilft ja nur, wenn man auch auf den Bildschirm schaut. Dem Zerberus hat's kaum was getan, die Stange ist natürlich mächtig verbogen. Sofort stehen Polizisten da und beraten, was zu tun sei. Der Chef wird geholt. Der lächelt, meint, es sei ja nur eine kleine Sache, lag wohl an der Höhenkrankheit, biegt die Stange wieder grade, wobei sie abbricht. Macht anscheinend nichts. Während ich den Zerberus den Tanggula-Pass (mit 5.251 Metern der höchste Pass seit Abreise zu Hause) hinaufsteuere, nuckeln meine beiden Passagiere wieder heftig an den Flaschen, erst kurz vor der Passhöhe nehm ich auch einen Zug. Ab hier ist die Gegend irgendwie freundlicher es zeigt sich dunkelolivgrünges Gras, meist abgefressen, bzw. dort, wo noch nicht, befinden sich Yaks auf der Weide. Locker könnten wir unser heutiges Tagesziel Nagqu am Nachmittag erreichen, wäre da nicht die völlig sinnlose Section Control. Zwischen den zwei Polizeistationen in Anduo und Nagqu wird die Fahrzeit registriert und man darf für die 126 Kilometer nicht kürzer als 150 Minuten benötigen. Also Tempomat auf 50 und dahingezuckelt. Alle LKW überholen uns. Die stehen dann kurz vor der Polizei in Nagqu und warten, bis die Zeit um ist. In Tibet müssen wir offiziell in einem Hotel schlafen. In der Praxis funktioniert das so, dass Li mit unseren Pässen sein Zimmer bucht und wir im Auto schlafen. Da Nagqu auf 4.500 Metern liegt, brauchen wir wieder Stromanschluss. Wir dürfen in der Lobby eine Steckdose benützen, doch passt unser Verlängerungskabel nicht. Mist, wo sind nur die Adapter? Das kann es doch nicht sein! Sind einfach nicht zu finden. Also in ein Elektrogeschäft gefahren und aus einer mitgebrachten europäischen und einer dort gekauften chinesischen Tischsteckdose zwei Adapter machen lassen und schon hängen wir am Kabel und haben's warm. Li ist übrigens ganz glücklich, weil in seinem Zimmer ein Sauerstoffkonzentrator steht, der mit Münzeinwurf funktioniert. Km 416/6.394/32.677.

Montag, 24. November 14, Tag 23/117: Lhasa, 3.650 m

Am Morgen hat es minus 15 Grad! Wir sind sowas von müde und antriebslos. Vielleicht liegt das ja nicht nur an der Höhe, sondern auch daran, dass wir schon seit Tagen keinen Kaffe mehr trinken, weil der nicht mehr schmeckt,  seit mit der Höhe der Siedepunkt des Wassers so niedrig ist. Ganzen Tag quält uns die Verkehrspolizei mit Section Control und langsam Fahren, 50 bis 70 ja nach Abschnitt. Diese Geschwindigkeitsvergewaltigung schützt jedenfalls nicht vor Verkehrsunfällen, da beim langsam Fahren die Aufmerksamkeit sinkt. Leider kommen wir auch zu einem Verkehrsunfall. Ein Kleinlaster ist von der Straße abgekommen und liegt im Straßengraben. Wir und auch andere halten an. Der Motor des LKW läuft noch, die Windschutzscheibe ist zerbröselt, der Fahrer war nicht angeschnallt, er hängt zum Fenster hinaus, die Beine noch im Fahrerhaus, aber Oberkörper und Kopf unter dem Wagen eingequetscht. Ihm ist nicht mehr zu helfen. Waren Berge bisher eher kleinere Erhebungen aus der Hochebene, so tauchen nun erstmals echte Berge mit Gletschern auf. Oftmals sind Seile mit Gebetsfahnen über die Straße oder einen Fluss gespannt, auch die Häuser entlang der Strecke sind mit Fahnen geschmückt. In Lhasa gibt es mächtig Ärger, weil Li in einem Hotel eincheckt, ohne sicherzustellen, dass wir einen Stromanschluss kriegen. Wir dürfen im Nachbarhotel gegen sehr reichlich Gebühr an die Steckdose, doch dort ist das Netz überlastet und die Sicherung fällt. Die Rezeptionistin ruft einen Elektriker und lässt uns gleich wissen, dass wir den bezahlen müssen. Nach langem Hin und Her geht alles gut aus, weil der Chef des Hotels, in dem Li eingecheckt hat, aus der selben Stadt ist wie Li und plötzlich kriegen wir dort einen Stromanschluss und gratis noch dazu. Nur die resolute Rezeptionistin vom Nachbarhotel will das Geld nicht mehr zurückgeben, das wir schon bezahlt haben, obwohl der Elektriker vom Nachbarhotel ihr Problem ganz rasch behoben hat. Die Dame nehme ich mir später ohne Li vor und sie rückt wirklich die Kohle wieder raus. Zum Abendessen probieren wir im Tibet Steak House Yak-Steaks. Sehr zum empfehlen! Km 326/6.720/33.003.

Dienstag, 25. November 14, Tag 24/118: Lhasa

Um kurz nach drei Uhr erwache ich, weil es im Auto eiskalt ist. Der Strom ist ausgefallen. Ich gehe ins Hotel, wo die zwei Rezeptionistinnen auf Sofas in der Lobby pennen. Ich wecke eine auf und konfrontiere sie mit meinem Problem. Sie zuckt nur mit den Schultern. Ich hole mir aus dem Besenkammerl eine Leiter, um zu der Steckdose an der Decke zu gelangen, wo unser Kabel angestöpselt ist. Hier ist kein Strom. Ein Blick in den Sicherungskasten zeigt, dass eine Sicherung gefallen ist. Ich drücke sie wieder rein, doch es tut sich nichts. Wir müssen den Rest der Nacht den Motor laufen lassen, um es warm zu haben. Aber ich kann nicht mehr ordentlich schlafen. Ich bekomm einfach keine Luft und das, obwohl wir uns nur auf 3.650 Meter befinden. Ich habe einfach das Gefühl, ich muss mich zum tief Atmen zwingen, sonst ersticke ich. Doch ich bin voll müde und immer wenn ich einschlafe, scheine ich aufs Atmen zu vergessen. Denken und Träumen verschwimmen: Denke ich ans Krankenhaus, Lungeninfarkt und ans Sterben oder träume ich davon? Jedenfalls bin ich im Halbschlaf der Verzweiflung nahe, möchte auf dem schnellsten Weg nach Hause. Susi berichtet mir in der Früh, dass ich enorm lange Atempausen hatte und dann ganz wild nach Luft schnappte. Erst nach dem Frühstück ist alles vorbei, ich kann wieder ganz normal atmen. Ich bitte die Rezeptionistin, die Stromversorgung für unsere Heizung in Ordnung bringen zu lassen, und dann fahren wir mit dem Taxi zur Barkhor. Hier befindet sich das religiöse Zentrum Lhasas; tausende Pilger kommen täglich hierher und umkreisen unter den Augen vieler chinesischer Polizisten im Uhrzeigersinn auf dem Pilgerpfad den Jokhang-Tempel. Viele Pilger tragen Gebetsmühlen mit Stiel, die sie ständig schwingen. Manche werfen sich alle paar Meter, andere alle drei oder auch nur alle zwei Schritte bäuchlings auf den Boden. Solche Pilger sind uns gestern auf der Fahrt nach Lhasa auch schon begegnet. Man musste höllisch aufpassen, nicht einen zu überfahren, weil sie für ein paar Momente auf der Straße liegen. Vor dem Eingang des Jokhang-Tempels bildet sich eine mehrere hundert Meter lange Schlange, doch das Anstellen hier scheint niemanden zu stören, alle sind im Gebet. Wer wie wir ein Ticket kauft, braucht sich nicht anzustellen, sondern kommt durch einen eigenen Eingang rasch in den dreistöckigen Tempel. Hier schieben sich die Pilger, einer dicht hinter dem anderen, von einer Nische zur nächsten. Dort, wo die gänsemarschartige Prozession der Pilger stockt, schieben Mönche kräftig an. In den Nischen befinden sich Statuen und Opfergefäße. Die Pilger legen überall Geldscheine meist minimalen Wertes ab, leeren Yakmilch in Gefäße oder geben Yakbutter in Tröge, in denen dann Kerzen brennen und einen gewöhnungsbedürftigen Geruch verbreiten. Über eine Treppe gelangen wir auf das Dach des Tempels, von dem man einen wahnsinnig tollen Ausblick auf den Tempelvorplatz, den Pilgerpfad und auf den Potala-Palast hat. Später machen wir einen Spaziergang durch die lebhaften Altstadtgassen zur wenig spektakulären Großen Moschee. Ziemlich erschöpft schleppen wir uns ins Saint Louis Cafe, wo wir uns bei einem unglaublich teuren Kaffee mit Blick auf den Potala-Palast erholen. Wir spazieren über den Potala-Platz und sind vom Anblick des Palastes tief bewegt. Gläubige, die versuchen, sich hier zu Boden zu werfen, werden von Polizisten in Zivil weggewiesen. Wir sehen uns nun noch den Chagpo Ri-Tempel an, der sich total von allen bisher gesehenen Tempeln unterscheidet: Das Kernstück ist eine mit Vordach versehene und mit religiösen Motiven bunt bemalte Felswand, ein wenig abseits steht ein riesiger aus aufgestapelten Steinplatten gebildeter Turm. Um den Turm befindet sich ein Stahlgerüst, an dem tausende bemalte Steinplattenreliefs befestigt sind. Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns ein tibetisches Fondue: Aus hunderten Sorten kleiner Spieße wählen wir unser Essen aus, das wir dann bei Tisch in Gefäßen mit zwei verschiedenen kochenden Flüssigkeiten garen. Reichlich scharfes Zeugs wird uns zum Würzen an den Tisch gebracht. Abgerechnet wird nach Anzahl der Spieße. Wir haben zusammen 80 (!) gegessen, sind ja nur Häppchen. An anderen Tischen Essen Leute mühelos das Doppelte. Zurück im Hotel müssen wir feststellen, dass unser Stromproblem noch nicht gelöst ist. Wir rufen Li an, der mit Hilfe des Hotelelektrikers für unseren Strom sorgt. 

 

Mittwoch, 26. November 14, Tag 25/119: Lhasa

Obwohl China eine enorme Ost-West-Ausdehnung besitzt, gilt im ganzen Land die Peking-Zeit. Da wir von Peking nun sehr weit nach Westen gefahren sind, hat das zur Folge, dass die Sonne erst um halb neu auf- und um 19 Uhr untergeht. Das ist natürlich ein wenig gewöhnungsbedürftig. Wir besichtigen heute den Potala-Palast, den Winterpalast des Dalai Lama. Von älteren Fotos kennt man den Palast mit wehenden Gebetsfahnen, die wurden aus "politischen Gründen" entfernt. Der Aufstieg ist mühsam und wir lassen uns sehr, sehr viel Zeit. Der Palast zählt 13 Stockwerke, nicht alle sind für Touristen oder Pilger zugänglich, und gliedert sich in einen Regierungsteil und in einen religiösen Teil. Zusammen mit dem Pilgerstrom durchschreiten wir unzählige Räume, die wie Tempel mit massenhaft Figuren, Schmuck, Wandmalereien ausgestattet sind. Immer wieder kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. Der Palast ist einfach fantastisch, besonders die Grabstupas der Dalai Lamas. Ein Foto vom derzeit im Exil regierenden 14. Dalai Lama sucht man nicht nur im Palast, sondern in ganz China vergeblich. Leider ist im gesamten Palast das Fotografieren verboten. Am Nachmittag fahren wir mit einem Taxi zum Kloster Drepung, das auf einem Berg gelegen ist und zunächst völlig unscheinbar aussieht. Doch die Klosteranlage ist groß wie ein Dorf und immer, wenn man einen Tempel durchschritten hat, führt eine Stiege oder eine Leiter in den nächsten Tempel. In unzähligen Räumen beten Mönche und viele Gläubige bringen Opfer dar. Leider wird uns der Anstieg irgendwann zu anstrengend und wir müssen die Besichtigung abbrechen. Zurück beim Zerberus müssen wir feststellen, dass unser Heizstrahler, den wir vor ein paar Tagen gekauft haben, kaputt ist. Made in China halt. Ich weiß schon, dass unsere Heizungsprobleme langsam unglaubwürdig klingen, aber sowas kann man nicht erfinden. Ich fahre mit einem Taxi schnell auf den Markt (Fachgeschäfte haben schon zu) und kaufe einen neuen, dem man die mindere Qualität schon aus der Ferne ansieht. Vielleicht haben wir Glück und er hält die paar kalten Nächte, die wir noch haben. In Nepal ist es laut Wetterbericht angenehm warm. 

 

 

Zurück zur Chinesischen Seidenstraße

Übersicht 4. Etappe

Weiter in den Himalaya