Übersicht 4. Etappe

Weiter in die Innere Mongolei und nach Peking

Südost-Mongolei

Eigentlich wollten wir die dritte Etappe Anfang November schon hinter uns und den Zerberus in Kathmandu abgestellt haben. Doch die Dinge verhalten sich nicht immer so, wie man sie plant und wie man es sich wünscht. Bereits Anfang August erreichte uns die Nachricht, dass ein riesiger Erdrutsch im  Botekoshi-Valley in Nepal den Arniko-Highway, die einzige Straßenverbindung von China nach Nepal, blockiert hat. Bald stellte sich heraus, dass es sehr fraglich ist, ob die Straße bis zu unserer geplanten Durchfahrt Ende Oktober wieder befahrbar sein wird. Zudem hatte China nach zwei schrecklichen Busunfällen vorübergehend die Region Tibet für Ausländer gesperrt. Daher haben wir die Etappe um knapp zwei Monate verschoben und starten nun reichlich spät für eine Himalaya-Überquerung. Mitte Oktober haben Schneestürme zahlreiche Tote gefordert. 

Sonntag, 2. November 14, Tag 1/95: Moskau

Von Wien fliegen wir zunächst nach Moskau, wo Guinness Trinken schon beinahe Tradition ist. 

Montag, 3. November 14, Tag 2/96: Ulan Bator

Mit einstündiger Verspätung geht es weiter nach Ulan Bator, wo wir nach einer durch die siebenstündige Zeitverschiebung sehr kurzen Nacht am Morgen ankommen. Die Mongolei begrüßt uns mit klarem Himmel, strahlender Sonne und minus zwölf Grad. Ein Taxi bringt uns zum Zerberus, der schon sehnsüchtig auf uns wartet. Während Susi unsere Sachen auspackt, mache ich mich daran, das Auto reisefertig zu machen. Damit ich ja nichts vergesse, habe ich mir im September verschiedene Dinge aufs Armaturenbrett gelegt: Zwei Verschlussschrauben kommen an die Ausdehnungsgefäße der Wasseranlage, eine Abflussschraube an den "Unterflurtank". Den Verschlussdeckel des zweiten Wassertanks übersehe ich, obwohl dies das größte Teil ist. Als wir nach dem Einkaufen (in einem Supermarkt mit Rabatt von 8 bis 12 Uhr) bei einer Autowaschanlage Wasser tanken, ist es daher kein Wunder, dass der Tank im Nu übergeht und Wasser in Kofferraum und ins Fahrzeuginnere fließt, auch hinter die Möbel, unter den Fußboden, und beim Luftansauggitter der Heizung herausfließt. Große Dummheiten werden anscheinend sofort bestraft. Es dauert gut zwei Stunden, bis wir's überall trocken haben, wo man mit einem Wischtuch hinkommt. Weil wir bei der Arbeit die Türen offen haben, schalten wir die Heizung ein. Leider kommt aus dem Luftauslass in der Möbelsockelleiste keine Luft, auch keine kalte. Da ist offenbar Wasser in den Luftschlauch eingedrungen und verschließt in einem Siphon den Luftweg. Der Schlauch verläuft unter und hinter den Möbeln, ist praktisch nicht zugänglich. Indem wir den Zerberus in eine ordentliche Schieflage bringen (bergab und nach rechts geneigt), kriegen wir zumindest soviel Wasser aus dem Schlauch, dass wieder heiße Luft durch kann, die hoffentlich heute Nacht die restliche Feuchtigkeit herausbläst. Nun geht es auf Richtung China! Km 294/294/26.590.

 

Dienstag, 4. November 14, Tag 3/97: Gobi

Wir schlafen bis zum halben Vormittag, hatten ja auch viel Schlaf nachzuholen. Die Sonne steht schon hoch, dennoch haben wir innen an den Fenstern Eis. Obwohl wir den Wassertank nachts beheizen, kommt kein Wasser, es ist irgendwo eine Leitung zugefroren. Es gibt nur Katzenwäsche. Die Straße bis zur Grenze führt durch Randgebiete der Gobi und folgt der transmongolischen Eisenbahn. Da uns noch zwei volle Tage in der Mongolei zur Verfügung stehen, verlassen wir die Fernstraße und machen einen Abstecher etwa in Form eines Halbkreises durch die Halbwüste. Die Gegend ist sehr einsam, es gibt nur wenige Jurten und sehr wenige Tierherden. Zu Mittag beträgt die Temperatur neun Grad, doch ein winziger Bach, den wir passieren, ist gefroren. Am Nachmittag schätze ich mehrere knapp aufeinander folgende Bodenwellen falsch ein und reagiere dann auch noch falsch, so dass der Zerberus ein paar Luftsprünge macht. Aber sicher nicht vor Freude. In den Schränken und im Kofferraum ist alles durcheinandergefallen, doch ist gottseidank außer einem Glas nichts kaputt. Wieder an der Fernstraße müssen wir die daneben verlaufende Eisenbahntrasse überqueren. Das ist nicht so einfach, denn sie verläuft auf einem Damm und außerdem gibt es einen Wildzaun. Da wir aber einer Piste folgen, kommen wir bald an einen Bahnübergang, doch auf beiden Seiten befinden sich verschlossene Gittertore und auch die Zäune beidseits sind geschlossen. Wir wollen schon weiter fahren, da taucht aus dem Nichts der Bahnübergangwärter auf, der uns Zaun, Gatter, Gatter, Zaun öffnet und uns durchlässt. Völlig unglaublich, wenn man bedenkt, dass sich hier weit und breit keine Siedlung befindet und wahrscheinlich nicht einmal zehn Autos am Tag durchfahren. In Sainshand gibt es mächtig Ärger an einer Tankstelle, weil das Kreditkartenlesegerät nicht funktioniert und wir keine Tugruk mehr haben. Während Susi und der Zerberus an der Tankstelle bleiben, muss ich mit einem Taxi zum Bankomaten fahren und teuer mit der Kreditkarte Bargeld beheben. Km 232/526/26.822.

Mittwoch, 5. November 14, Tag 4/98: Khamaryn Kiid

Wir haben nur wenige Kilometer vom heiligen Berg Bayanzurkh Uul entfernt übernachtet. Es ist eher nur ein Hügel, dessen Gipfel ich besteigen will. Frauen dürfen nur bis zu einem Kloster auf halber Höhe. Leider wird aus der Unternehmung nichts, da sich der Berg auf der anderen Seite einer stillgelegten Bahnlinie befindet und unser Zerberus nicht durch die Unterführung passt und zu Fuß ist es zu weit. Ein paar Kilometer weiter liegt Khamaryn Kiid, ein buddhistisches engergetisches Zentrum, das aus fünf heiligen Stätten im Abstand von ein bis drei Kilometern besteht, die von Pilgern der Reihe nach besucht werden. Das erste ist ein Doppel-Ovoo, das von den Gläubigen mit Milch überschüttet wird. Davon zeugen reichlich leere Milchpackerl in der Mülltonne und der ranzige Duft. Ein Stück weiter liegt ein Geviert von Stupas, in dem Pilger an verschiedenen Stellen Räucherstäbchen entzünden und Körner auschütten, die von hunderten Tauben gefressen werden. Als nächstes kommen einige Höhlen, die über Stufen erreichbar sind und in denen reichlich Opfergaben wie Süßigkeiten, Schnapsflaschen oder Geldscheine zu sehen sind. Eher unspektakulär ist eine in einem Pavillon befestigte riesige Glocke, die dessen Leben schützt, der sie läutet. Klarer Höhepunkt ist eine aus fünf Bauwerken bestehende Klosteranlage, in deren Hauptgebetsraum wir eine Zeit lang verweilen und den Mönchen beim Gebet zuhören. In einem runden Gebäude mit aufgesetztem riesigen Turm befinden sich ringsum wie aus Bronze gefertigt aussehende Reliefs von diversen Göttern. Sie sind aber nur aus Stuck und bemalt. In einer Jurte, die zugleich Geschäft und Gaststätte ist, essen wir Buuz (gedünstete mit Faschiertem gefüllte Teigtaschen) und trinken Milchtee. Wir finden eine Piste, die uns diretissima zur Fernstraße bringt, auf der wir bis zur chinesischen Grenze fahren. Zwischendurch machen wir Rast und sitzen mit einem Kaffee in der Sonne. Obwohl es nur drei Grad hat, ist es mit einer Jacke gut auszuhalten. Wir campieren am Rande der Grenzstadt Zamyn Uud. Die traute Zweisamkeit wird nun bald ein Ende haben. Nach dem Abendessen gönnen wir uns noch einen Gespritzten. Doch statt mit Mineralwasser spritze ich den Wein versehentlich mit Schnaps auf, der sich zur Tarnung bei Grenzübertritten in einer Wasserflasche befindet. Shmekt gaar nikt so slecht. Km 240/766/27.062.

Donnerstag, 6. November 14, Tag 5/99: Erenhot

Wir haben von allerlei Komplikationen bei der Ausreise aus der Mongolei gehört: Von einer Reisegruppe wurde über eine horrende Straßenbenützungsgebühr berichtet, die im nachhinein eingehoben wurde. Andere hatten Schwierigkeiten mit dem Zoll, weil ihr Fahrzeug länger als drei Monate im Land war. Unsere Abfertigung erfolgt zwar hochgradig chaotisch, aber letztendlich komplikationsfrei innerhalb einer Stunde. Behindernd sind lediglich die zahlreichen hektisch und wie irr herumlaufenden und -fahrenden Mongolen. 

 

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